10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
Zimmer.
»Kleene« war überhaupt nirgends zu finden gewesen. Sicher ein Flüchtigkeitsfehler des Jungen …
Er riskierte es:
Die Mutter, halb blind vor Kummer und Bestürzung, saß am Rand der Terrasse in einem Korbstuhl, umringt von allen anderen weiblichen Gästen des Hotels. Die Frauen versuchten sie zu trösten. Sie wußten, ihr Gatte war auf dem Weg hierher.
Benjacomin trat vor, um ihr sein Beileid auszudrücken. Sie sah ihn nicht.
»Ich breche jetzt auf, Ma’am. Ich muß weiter zum nächsten Planeten, aber in zwei bis drei Wochen subjektiver Zeit komme ich wieder zurück. Und für den Fall, daß Sie mich dringend benötigen sollten, hinterlasse ich meine Adresse bei der hiesigen Polizei.«
*
Benjacomin verließ die weinende Mutter.
Und das stille Hotel.
Benjacomin buchte einen Platz im nächsten Schiff.
Die Sunvaler Polizei, umgänglich und kaum formell zu nennen, hatte gegen sein plötzliches Ansuchen um ein Ausreisevisum nichts einzuwenden. Schließlich war er jemand, schließlich besaß er eigene Konten, und es war auf Sunvale nicht üblich, den Gästen zu widersprechen.
Benjacomin ging an Bord. Als er sich auf den Weg zur Gemeinschaftskabine machte, um für einige Stunden zu ruhen, trat ein Mann an seine Seite. Ein ziemlich junger Mann, gedrungen, grauäugig, mit Schnurrbart und Mittelscheitel.
Es handelte sich um den hiesigen Agenten vom norstrilischen Geheimdienst.
Benjacomin – geübter Dieb, der er war – erkannte ihn nicht als solchen. Nie wäre er auf die Idee gekommen, die Bibliothek selbst könnte präpariert worden sein, so daß das Wort »Kettchens« als Warnsignal fungierte. Durch seine Suche hatte er einen Alarm ausgelöst. Ohne sein Wissen zwar, aber aus eigenem Verschulden. Er war in die Falle getappt.
Der Fremde nickte grüßend. Benjacomin erwiderte das Nicken.
Er sagte:
»So, da wären wir. Ganz schön heiß hier, nicht?«
Der Fremde bejahte.
»Nun, das Geschäft geht weiter. Ich bin ein Handlungsreisender, müssen Sie wissen. Einmal hier, einmal dort. War nicht viel los in letzter Zeit … Und Sie? Haben wohl die gleichen Sorgen, wie?«
»Nicht gut möglich. Ich bekomme meinen fixen Lohn; bin Techniker von Beruf. Heiße Lebbernig.«
Benjacomin musterte ihn. Kein Zweifel, der Mann war ein Techniker.
Automatisch schüttelten sie einander die Hände. Lebbernig sagte: »Schätze, ich ruhe mich jetzt ein wenig aus. Wir können uns dann später an der Bar unterhalten.«
Sie legten sich beide nieder und sprachen kaum ein Wort, während das Schiff durch die Sternennacht raunte und dann, fernab von Sunvale-Port, zum Sprung ansetzte. Das Leuchten des Planoforms durcheilte das Schiff. Sekundenbruchteile später war es verblaßt. Aus Büchern und Prospekten wußten sie, daß das Schiff in solchen Augenblicken aus dem Normal-Kontinuum stieß, mit einem einzigen mächtigen Satz, während sich, auf unbestimmte, seltsame Art und Weise, die ganze Kraft des gekrümmten Raumes in die Komputer ergoß – und daß diese wiederum vom Go-Captain betreut wurden, dem das Schiff oblag.
Sie wußten dies alles, aber fühlen konnten sie es nicht. Das einzige, was sie empfanden, war ein kurzer, stechender Schmerz.
Das Sedativ lang in der Luft, greifbar fast, vom Ventilationssystem versprüht. Beide sahen sie der schwachen Trunkenheit entgegen, die sie nun befallen würde.
*
Der Dieb Benjacomin Bozart war solcherart trainiert, daß er allen Berauschungen und Betäubungen widerstand. Auf jedes noch so geringfügige Anzeichen dafür, daß ein Telepath versuchte, in seine Gedanken einzudringen, hätte er mit wilder Gegenwehr reagiert – mit einer Gegenwehr, verankert in sein Unterbewußtsein
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