10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
gewartet hatte – nie kam ihm der Verdacht, daß dieses Zeichen von der norstrilischen Abwehr ausgehen würde –, war es ihm nicht im Traum eingefallen, daß er seine Schuld an der menschlichen Gesellschaft auf so einfache, leichte Art und Weise würde begleichen können. Denn man hatte nichts anderes von ihm verlangt, als eine Seite in der Enzyklopädie auszutauschen. Diesem Befehl war er nachgekommen; ganz schwach vor Erschöpfung hatte er sich dann auf seinen Heimweg gemacht. Er war zum Trinker geworden, aus Angst, er könnte sonst den Freitod wählen. Inzwischen blieb die Enzyklopädie unangetastet, einschließlich der neuen, leicht für seine Kollegen umgearbeiteten Seite.
Wie jede andere normale Korrektur war auch diese Änderung darin vermerkt, nur – die ganze Eintragung stimmte nicht:
Siehe Korrektur wie folgt, datiert vom 24. Jahr zweiter Auflage:
Die erwähnten »Kettchens« von Norstrilien stellen nichts weiter dar als die Anwendung organischer Mittel zur Induktion, resp. Übertragung jener Krankheit auf erdmutierte Schafe, die ihrerseits ein Virus hervorbringt, das die Ausgangsbasis für die»Stroon-Droge« ist. Der Ausdrucks »Kettchens« erfreute sich zeitweiliger Popularität als Terminus sowohl für die Krankheit als auch deren Zerstörbarkeit im Falle einer externen Überlagerung.
Dies soll in engem Zusammenhang mit der Karriere von Jeremy Fettchen gestanden haben, einem der ersten Pioniere von Norstrilien.
Der Rat der Diebe las es, dann sagte der Vorsitzende: »So, deine Papiere sind jetzt fertig. Du kannst sie gleich mitnehmen. Wohin soll’s denn gehen? Nach Neuhamburg?«
»Nein«, erwiderte Benjacomin. »Ich bin mehr für Olympia.«
»Auch nicht übel«, meinte der Vorsitzende. »Nun, mach’s gut. Die Chance, daß du versagst, ist äußerst gering – eins zu tausend. Sollte es aber der Fall sein, so mag es uns teuer zu stehen kommen.« Er lächelte schief und überreichte Benjacomin einen Blanko-Pfandschein auf das gesamte Arbeitsvolumen und Besitztum von Viola Siderea.
Dann lachte er schnaubend. »Es wäre ziemlich peinlich für uns, sollten wir uns durch deine Ausgaben gezwungen sehen, doch noch ein ehrliches Handwerk zu erlernen – ohne daß wir unser Ziel erreicht hätten.«
»Keine Sorge«, sagte Benjacomin. »Das verhüte ich schon.«
*
Es gibt Welten, wo alle Träume enden, aber Olympia gehört nicht dazu. Die Augen der Männer und Frauen sind leuchtend auf Olympia, denn sie sehen nicht.
» Hell war die Farbe des Schmerzes«, sagte Nachtigall, »da wir noch zu sehen vermochten … Wenn das Aug’ dich störet, reiß dein Selbst dir aus der Brust, denn das Übel nicht im Auge, sondern in der Seel’ dir fußt.«
Solche Aussprüche waren ganz alltäglich auf Olympia, wo vor langer, langer Zeit die Siedler erblindeten und sich nun den Sehenden überlegen fühlen.
Radar läßt ihre Hirne pulsen; Strahlungen können sie ebenso gut wahrnehmen wie die Menschen vom Tier-Typus – wie jene, die ein Büschel zuckender Pseudopodien im Gesicht hängen haben. Die Bilder, die sie empfangen, sind gestochen scharf, und darauf legen sie auch Wert. Ihre Bauten recken sich in unmöglichen Winkeln gen Himmel. Ihre blinden Kinder singen und tanzen zum Lauf des strengen Klimas – zu einem Lauf, der sich verhält wie eine geometrische Reihe, kaleidoskopartig und abrupt.
Dorthin ging er – der Mann namens Bozart.
Seine Träume entflammten, da er unter den Blinden weilte, und wurden zu einer ungestümen Lohe. Mit Geld erwarb er Informationen, die noch kein Auge wahrgenommen hatte.
Die Wolken schroff und kantig, der Himmel ätzend blau, so zog Olympia an ihm vorbei – wie eines
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