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10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES

10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES

Titel: 10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmuth W. Mommers und Arnulf D. Kraus
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Dik­tier­stuhl fal­len und leg­te sei­ne Fin­ger auf die Tas­ta­tur. »Ich be­zweifle, daß wir ge­nü­gend Be­weis­ma­te­ri­al fin­den wer­den. Aber, wie ge­sagt, das kön­nen wir spä­ter noch ana­ly­sie­ren. Wie weit ist Clay ge­ra­de?«
    »Sein Ver­tei­di­ger plä­dier­te auf Geis­tes­ge­stört­heit.«
    »Ich ha­be nicht ge­glaubt, daß wir ihn krie­gen wür­den. Aber es war den Ver­such wert. Stel­len Sie sich vor, bloß ei­ne Sprit­ze Sco­po­la­min, und er hät­te die Wahr­heit ge­sagt. Na gut, warum ein­fach, wenn es kom­pli­ziert auch geht … Schal­ten Sie das Ge­rät ein, ja! Wir fin­den kei­nen Zu­sam­men­hang, ehe wir es nicht chro­no­lo­gisch an­ein­an­der­rei­hen. Aber ir­gend­wo muß man ja an­fan­gen. Der gu­te al­te Black­sto­ne«, sag­te der So­zio­lo­ge, wäh­rend am Bild­schirm Clay auf­stand, zu­sah, wie die Lei­che wie­der zum Le­ben er­wach­te, und sich er­hob, und ihr den wun­der­ba­rer­wei­se blitz­sau­be­ren Brief­öff­ner aus dem Her­zen zog; al­les in um­ge­kehr­ter Rei­hen­fol­ge.
    »Der gu­te al­te Black­sto­ne«, wie­der­hol­te er. »An­de­rer­seits wün­sche ich manch­mal, wir leb­ten in Jeffreys Zeit. Da­mals war Mord eben noch Mord.«
     
    *
     
    Aus der Te­le­pa­thie war nie­mals be­son­ders viel ge­wor­den. Wahr­schein­lich tauch­ten die­je­ni­gen, die dar­an ar­bei­te­ten, un­ter; ganz na­tür­lich, als die neue Wis­sen­schaft ent­stand – die All­wis­sen­heit.
    All­wis­sen­heit stimmt selbst­ver­ständ­lich nicht ganz. Es han­del­te sich um ein Ge­rät, mit dem man in die Ver­gan­gen­heit bli­cken konn­te.
    Und es war auf fünf­zig Jah­re be­grenzt; kei­ne Mög­lich­keit al­so, die Pfei­le der Schlacht von Agin­court se­hen zu kön­nen oder gar die Ho­mun­cu­li von Ro­ger Ba­con. Es war emp­find­lich ge­nug, die »Fin­ger­ab­drücke« zu re­gis­trie­ren, die von Licht- und Schall­wel­len auf der Ma­te­rie hin­ter­las­sen wur­den, sie zu ent­wir­ren und zu sie­ben, um sie dann als Re­pro­duk­ti­on der Ver­gan­gen­heit wie­der­zu­ge­ben. Schließ­lich kann man den Schat­ten ei­nes Man­nes auf Be­ton fo­to­gra­fie­ren, vor­aus­ge­setzt, die­ser ist un­glück­lich ge­nug, ei­ner Ato­m­ex­plo­si­on zu na­he zu kom­men. Das ist im­mer­hin schon et­was. Der Schat­ten ist so ziem­lich al­les, was zu­rück­bleibt.
    Ob­wohl man nun in der Ver­gan­gen­heit wie in ei­nem Buch le­sen konn­te, wur­den bei wei­tem nicht al­le Pro­ble­me da­durch ge­löst. Es währ­te Ge­ne­ra­tio­nen, bis man sich durch den Irr­gar­ten der Kom­pli­ka­tio­nen hin­durch­ge­tappt hat­te; trotz­dem wur­de schließ­lich ei­ne ge­wis­se Aus­ge­gli­chen­heit er­zielt. Seit­dem Kain sich ge­gen Abel er­ho­ben hat­te, kämpf­te die Mensch­heit ver­bis­sen, um das Recht zu tö­ten. Ein gan­zes Ru­del von Idea­lis­ten zi­tier­te zwar: »Das Blut dei­nes Bru­ders schreit zu mir gen Him­mel«, aber das stör­te die Lob­by­is­ten und die Op­po­si­ti­on herz­lich we­nig. Als Ant­wort zi­tier­te man die Ma­gna Car­ta.
    Das Recht auf Pri­vat­sphä­re wur­de ver­zwei­felt ver­tei­digt.
    Und der selt­sams­te Aus­wuchs die­ses Zwie­spalts ent­stand, als man Mord und Tot­schlag für nicht straf­bar er­klär­te, au­ßer, es konn­ten Ab­sicht und Vor­her­pla­nung be­wie­sen wer­den. Na­tür­lich galt es zu­min­dest als un­schick­lich, Amok zu lau­fen und ir­gend je­man­den um­zu­brin­gen; man ver­häng­te ei­ne no­mi­nel­le Stra­fe – Frei­heits­ent­zug, zum Bei­spiel –, aber das wur­de nie in die Pra­xis um­ge­setzt, da zu vie­le We­ge der Ver­tei­di­gung of­fen­stan­den. Mo­men­ta­ne Sin­nes­ver­wir­rung. Be­wuß­te Pro­vo­ka­ti­on. Not­wehr. Tot­schlag, Mord zwei­ten Gra­des, drit­ten Gra­des, vier­ten Gra­des, und so wei­ter. Es war Sa­che der Jus­tiz, zu be­wei­sen näm­lich, daß der An­ge­klag­te sei­ne Tat wohl­über­legt hat­te. Nur dann konn­te ein Ge­schwo­re­nen­ge­richt ein­be­ru­fen wer­den. Und die Ge­schwo­re­nen muß­ten na­tür­lich einen Frei­spruch ab­leh­nen und sich ei­nem Sco­po­la­min­test un­ter­zie­hen, um zu be­wei­sen, daß sie nicht be­sto­chen wa­ren.
    Aber kein

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