100 Tage Sex
besonders, wenn ich erledigt bin«, sagte ich. »Aber am liebsten mag ich, wenn es richtig zur Sache geht. Wenn Schweiß fließt.«
»Interessant«, meinte Annie. »Warum?«
»Ich liebe es, mich total gehen zu lassen«, antwortete ich. »Wenn die Post abgeht, kann ich völlig loslassen. Das gefällt mir.«
»Ich verstehe, was du meinst«, sagte Annie. »Das passiert mir auch. Trotzdem ist mir langsam und entspannt lieber.«
»Du bist dran«, entgegnete ich. »Warum?«
Annie dachte ein paar Sekunden nach.
»Ich bin dir irgendwie näher, wenn wir es sanft angehen«, antwortete sie. »Dann fühle ich mich dir wirklich verbunden. Ich mag wildes Getümmel im Bett, aber diese Verbundenheit fehlt mir dabei. Manchmal bekomme ich dann das Gefühl, als würden wir verschiedener Wege gehen. Als würde jeder sich im eigenen Genuss verlieren und den anderen gar nicht mehr wahrnehmen, seinen Körper, seinen Atem, seine Augen.«
Ich spürte, dass Annie da Recht hatte.
»Stimmt«, pflichtete ich bei. »Die Langsam-und-entspannt-Nächte würden mir auch fehlen, wenn wir sie ganz aufgäben.«
»Ich glaube, uns törnen im Grunde die gleichen Dinge an, nur dass wir verschiedene Schwerpunkte setzen würden. Ich möchte nicht auf wilden Sex verzichten, unterm
Strich ist mir aber langsam und entspannt lieber. Bei dir ist es umgekehrt.«
»Genau.«
»Apropos, ich verziehe mich jetzt zu etwas, das ich liebe, das du aber nur ganz okay findest: Yoga.«
»Ich würde eher sagen, ich bin von Yoga angenehm überrascht«, sagte ich.
Annie wünschte den Kindern eine gute Nacht, dann unterhielt ich die beiden mit einer vertrauten alten Figur, der bösen Hexe.
Schließlich schliefen die Mädchen. Ich arbeitete an meinen nur zögerlich wachsenden Muskeln. Als Annie zurückkam, bereiteten wir ein sinnliches Bad, in dem ein Haufen Zeugs schwamm: Rosenwasser, Traubenkernöl, eine blubbernde Badekugel, Patschuli, Ylang-Ylang und Badesalz. Kerzen flackerten, der Duft von Räucherstäbchen erfüllte den Raum.
Und dann … klopf, klopf.
»Wer ist da?«
»Ginger.«
»Ist das ein Klopf-klopf-Witz?«, fragte ich.
»Komm rein, Ginger«, sagte Annie.
»Darf ich in Jonis Zimmer schlafen?«
Wir sagten Nein, und sie ging wieder. Doch wenig später kam Joni an die Badezimmertür und beklagte sich, Ginger mache »Quatsch« und sie könne nicht schlafen. Offensichtlich hatte Ginger unser »Nein« einfach missachtet. Seufz. Wir blieben im Bad. Als wir rauskamen, schliefen beide Mädchen fest in Jonis Zimmer. Das waren gute Neuigkeiten, aber es folgten schlechte, kaum waren wir ins Bett gestiegen. Ich war nicht geil. Annie trug ihre raffinierte
französische Reizwäsche. Es nutzte nichts. Ich sah an mir hinunter. Nichts.
»Vielleicht hätte ich wieder Viagra nehmen sollen?«
»Du möchtest sicher nicht abhängig von dem Zeug werden.«
»Interessant«, meinte ich. »Dieses Thema, Viagra-Abhängigkeit, kam heute schon mal auf.«
»Ihr habt euch über Viagra unterhalten?«, staunte Annie.
»Ich erzählte Frank, dass ich es probiert habe, und er fragte, ob man davon abhängig werden könne«, sagte ich.
»Und, was hast du gesagt?«
»Ich habe geantwortet, ich könne mir schon vorstellen, wie jemand davon abhängig wird.«
»Du auch?«, fragte Annie.
»Nö. Ich stehe auf das Zeug, aber ich möchte es nicht brauchen, zumindest nicht im Moment. Aber wenn die Ausrüstung je anfängt zu schwächeln - du weißt schon, in ferner Zukunft -, ist es schön zu wissen, dass man trotzdem nicht auf Sex verzichten muss. Einfach eine Pille einwerfen.«
Wir saßen uns mit gekreuzten Beinen gegenüber, und Annie streichelte die Innenseiten meiner Schenkel. Schon bald stellte sich das vertraute Gefühl entflammender Leidenschaft ein. Annie rutschte zum Ende des Bettes und massierte mir eine Zeit lang die Sohlen. Dann begann sie mich zu küssen; sie begann am Fußgelenk und arbeitete sich hoch: zu den Unterschenkeln, den Knien …
Am nächsten Tag, Dienstag, plante ich eine Recherche in den örtlichen Sexshops, für ein paar Artikel, die ich gerade schrieb. Die Tour war also rein dienstlich, dennoch auch
privat nicht uninteressant. In Las Vegas hatte ich eine ganze Palette von Sexspielzeugen gesehen, Annie hatte sich sogar eines gekauft. Auch ich verließ die Messe mit einem Gegenstand, den ich in einem früheren Kapitel kurz erwähnt habe. Schuld daran war allein unser Motto »Gratis ist geil«. Das Spielzeug gehörte zu unserer Beute, die wir nach Hause
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