100 Tage Sex
Rauchzeichen aufgefasst.«
»Und, was hat es bedeutet?«
»Sex ruft.«
Wir legten los, schnauften schwer und fühlten uns durch und durch lebendig: Es war erst Morgen, und wir hatten schon wieder Sex. Erotische Energie raste durch meine Adern. Wir blödelten eine Weile im Bett herum, geborgen in der Gegenwart des anderen. Und dann … das Ganze noch mal von vorn. Schon wieder ein Double! Allmählich fühlte ich mich wie ein Surfer in New Jersey, wo das Meer in unruhigen, kurzen Wellen daherkommt, nachdem er zwei perfekte, gläserne Röhren hintereinander durchsurft hat. Dieser Surfer fühlte sich fantastisch, im Surferslang »gnar gnar«.
Nach Yoga und Sex schwebte ich schier ins Büro - dieses Schweben empfand ich als sehr »gnar gnar« -, wo ich den Boss eines bedeutenden Sexfilmstudios interviewte. Er pries die Branche in höchsten Tönen, betonte, welch »wunderbare« Chance seine »Mädchen« bekämen, ihr Leben und ihre Sexualität derart frei auszuleben. Sie verdienten prächtig, amüsierten sich und hätten das Sagen - erklärte er. Mir lag es auf der Zunge zu entgegnen: »Klingt toll. Sicher ermutigen Sie auch Ihre Töchter, ›Schauspielerinnen in Erwachsenenfilmen‹ zu werden. Oder?« Aber ich ließ es lieber bleiben.
Danach ging ich zu meiner Verabredung mit dem örtlichen Pornostar, der Runterhol-Expertin. Vor dem Kongresszentrum wurde ich von attraktiven jungen Frauen begrüßt, die Flugblätter verteilten und außer Körperfarbe nichts auf der Haut trugen.
Die Organisatoren der Veranstaltung taten mir sofort leid - ich kannte ja den Unterschied zur Adult Entertainment Expo in Vegas, an der sich alle anderen Sexmessen orientieren. Die Veranstalter in Denver hatten Jenna Jameson
und Ron Jeremy für Auftritte und Autogrammstunden gewinnen können. Auch von der Stripakademie war eine Abordnung gekommen (wir begrüßten uns winkend). Sie würden Pole-Dances und Strips vorführen. Jeder Sexshop der Gegend stellte sein Sortiment vor. Im »Vortragssaal« hörte ich einem erbärmlichen, übrig gebliebenen Flower-Power-Pärchen zu, das die Vorteile von »heiligem Sex« pries, bei dem man sich viel in die Augen sah, lächelte und sogar tänzelte. Doch all ihrer Mühe zum Trotz wirkte ihre Vorstellung wie eine Mittelstufen-Produktion von Unsere kleine Stadt .
Zufällig rief mein Bruder wieder an, während ich durch eine Sexmesse streifte. Diesmal hatte er keine Ahnung, wo ich mich befand, er wollte nur ein bisschen plaudern.
»Hey, Alter, äh, stör ich gerade?«
»Klar, Mike, ich bin gerade mitten im Sex, aber ich gehe immer ran, wenn das Telefon klingelt. Warte kurz, ich zieh ihn nur eben raus …«
»Haha, sehr witzig«, sagte Mike. »Was machst du gerade?«
»Du wirst es nicht glauben, ich bin schon wieder auf einer Sexmesse. Diesmal in Denver. Ich berichte für die Zeitung.«
»Du mit deiner Sexkiste. Unglaublich. Und, kann die Messe mit Vegas mithalten?«
»Keine Chance.«
Wir redeten ein wenig über unsere jeweiligen Pläne für das nächste Wochenende, doch dann musste ich ihn abwürgen, weil es Zeit für mein Interview mit Shayla La-Veaux wurde. Diese Veteranin im Pornogeschäft stammte ursprünglich aus Denver, war in L. A. »groß rausgekommen«
und kürzlich in ihre Heimat zurückgezogen. Sie war winzig, hatte Zeppelin-Brüste und ein außerordentlich breites Lächeln. Sie gehörte zu den Frauen, die ständig mit den Augen zwinkern, besonders, wenn sie etwas leicht Anzügliches sagen. Sie sprach eine völlig andere Zwinkersprache als die Meisterin dieses Faches, meine Annie.
Später traf ich dann die örtliche Spezialistin für Hand-Jobs. Sie hatte gebleichte Haare (über ihren Anus weiß ich nichts) und war, wie Shayla, äußerst zierlich. Aber sie wirkte ein wenig ungeschliffener. Während ich sie befragte, blickte ich über ihre Schulter - und da stand Annie und grinste. Den Rest des Abends durchstreiften wir die Messe gemeinsam. Sie spannte mich für ihre Mission ein: so viele Silikon-Gleitmittelproben abzustauben wie nur irgend möglich.
Als wir heimkamen, schliefen die Kinder schon, die Babysitterin las in einer Zeitschrift. Sobald sie das Haus verlassen hatte, gingen wir auf direktem Weg ins Bett.
Am Samstag musste ich den Artikel über die Sexmesse schreiben. Ich stand früh auf, tippte ein wenig und fuhr dann mit den Kindern zum Theaterworkshop. Annie genoss derweil ein paar freie Stunden. Den Rest des Tages zog ich mich ins Schlafzimmer zurück und schrieb. Damit hatte
Weitere Kostenlose Bücher