1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg
beobachtet. Ich schaute mir diese unwirklichen Farbspiele an und hatte glatt vergessen, dass hinter diesem roten Hügel ein ganz besonderer Ort der Pilgerreise auf mich wartete.
Das „Cruz de Ferro“, das Eisenkreuz ist ein eher unscheinbarer Hügel, der überdeckt ist mit Steinen. Auf einem hohen Holzpfahl sitzt ein eisernes Kreuz, das ursprünglich ein römisches Wegzeichen gewesen ein soll. Unter Pilgern gibt es ein Ritual, das hier stattfindet. So bringen sie von zu Hause einen kleinen Stein mit hierher. Dieser Stein symbolisiert eine Seelenlast, die mit diesem Stein und einem Gebet hier abgelegt werden kann.
„Herr, möge dieser Stein Symbol für mein Bemühen auf meiner Pilgerschaft, den ich zu Füßen des Kreuzes des Erlösers niederlege, dereinst, wenn über die Taten meines Lebens gerichtet wird, die Wagschale zu Gunsten meiner guten Taten senken. Amen“
Ich erreichte das Kreuz, als die Sonne noch sehr lange Schatten warf. Eine Gruppe von Pilgern war schon beim Ablegen ihrer Steine. Es war ganz still, niemand sprach. Abseits des Hügels stand eine kleine Kapelle und dazwischen eine weiße Kuh, die nicht so recht ins Bild passen mochte.
Ich hatte von Freunden einen besonderen Stein mitbekommen und legte für sie eine erste Last ab, beziehungsweise wünschte ich ihnen hier alles Gute im Leben, während ich ihn auf den Haufen warf. Dann holte ich meinen Stein heraus und versuchte mir einen Wunsch zu kreieren. Ich dachte über vieles nach, aber nichts erschien mir hier wichtig genug. So blieb es bei einem Wunsch — immer den richtigen Weg zu finden.
Als ich den Wunsch formuliert hatte und den Stein warf, blieb er nicht etwa sofort liegen. Er hüpfte hin und her und blieb erst nach fünf Sprüngen liegen. Ich schaute erstaunt zu und dachte mir, dass mein Weg vielleicht verschiedene Richtungen einschlagen würde.
Ich genoss eine Weile die schöne Stimmung und wunderte mich nochmals über die ruhig grasende weiße Kuh. Aus einer Gruppe von Pilgern kam Sabine, die Schüchterne mit dem lieben Lächeln auf mich zu. Wir sprachen kurz über diesen besonderen Ort und machten uns dann gemeinsam weiter auf den Weg, der uns, leicht abschüssig, durch eine traumhafte Berglandschaft führte.
Sabine erzählte mir, dass ihre Freundinnen in Deutschland auf meiner Internetseite meinen, unseren Weg genau verfolgten mit den tagesnah eingestellten Fotos, Videoclips und Kommentaren.
Als sich unser Blick auf ein besonders schönes Panorama richtete und ich ein Foto davon machte, fand sie das ganz aufregend.
„Das erzähle ich meinen Freundinnen, dass ich bei diesem Foto direkt neben dir gestanden bin.“ Einen Moment lang kam ich mir berühmt vor.
Sabine und ich wanderten durch diese wunderschöne Landschaft bei strahlend blauem Himmel, bis wir den nächsten Ort erreichten, Manjarín, der genauso aus Ruinen und zerfallenen Gemäuern besteht, wie Foncebadón. Aber auch hier gab es Bewohner, zwei an der Zahl und einer ist hier wirklich berühmt.
Tomás betreibt hier, theoretisch, eine Pilgerherberge, allerdings ohne fließendes Wasser, mit Plumpsklo und null Komfort. Eine Übernachtung hier gleicht einem Abenteuer. Tomas führt die Tradition der Tempelritter fort. Seine Herberge ist dann auch gleichzeitig ein Laden für Pilgerandenken und kleine Zeremonien für die Pilger, die bei ihrer Ankunft mit Glockenläuten begrüßt werden. Zahlreiche Hinweisschilder zeigen als wichtige Information für die Wanderer die Entfernungen zu fremden Ländern an. So ist es nicht unwichtig für einen Pilger auf dem Jakobsweg, dass es von hier aus genau 9.376 Kilometer bis nach Mexiko sind.
Sabine deckte sich mit kleinen Andenken ein und auch ich konnte nicht widerstehen und kaufte mir eine Anstecknadel mit dem Jakobsweg — Muschelsymbol, das mir als treuer Wegweiser so vertraut geworden war.
Von der Herberge in Manjarín und Tomás, dem Tempelritter, hatte mir Monica berichtet. Sie hatte mir gestern Abend eine Nachricht geschickt und gescherzt, ich solle mich hier einquartieren. Als Retourkutsche sendete ich ein Foto von Tomas mit dem Text zurück „Dein Bett hier ist reserviert. Tomas freut sich sehr auf deinen Besuch.“
Eine Stunde später begann der recht steile Abstieg von diesem Bergkamm, der teils über steinige Geröllpisten führte und einem große Konzentration abverlangte. Sabine hatte sich zurückfallen lassen und so war ich wieder alleine unterwegs.
Nachdem der Weg am frühen Nachmittag wieder etwas flacher wurde,
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