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1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

Titel: 1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Jakob Weiher
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Vorhut an, welche Ländereien es sich zu erobern lohnte?
    Eine unvorsichtige Coladose kam ihm in den Weg. Er trat sie in den Acker, wo sie mausetot und verbeult liegen blieb. Dann kamen zwei Hunde auf ihn zu, die er vollkommen zu ignorieren schien. Sie schauten den blonden Hünen aus einiger Entfernung an und machten einen großen Bogen um ihn.
    Immer wenn sich der Wikinger bei seiner vermeintlichen Beutesuche etwas von seinem Weibchen entfernt hatte, blieb er stehen, bis sie wieder neben ihm angelangt war. Dann fuchtelte er mit seinen Armen und kommentierte irgendetwas in den Gärten und schien es ihr zu erklären, was sie nur mit „aha“ und „soso“ quittierte.
    Und es gab viel zu erklären für den Riesen. Denn in den Gärten entlang der Wegstrecke wurden große Kürbisse, Paprika und allerlei exotische Pflanzen angebaut.
    Es war wirklich sehr amüsant die beiden zu beobachten, aber irgendwann hatte ich sie überholen können und erreichte ein kleines Café zum zweiten Frühstück. Eine Tasse Kaffee und eine Art riesen Knäckebrot mit Butter und Marmelade für ein Euro neunzig war auf einer Tafel als Pilgerfrühstück angeboten worden. Ich setzte mich an einen freien Tisch vor dem Café, als sich der Wikinger mit seinem Weibchen näherte. Ich hatte beim Anblick des großen Toastbrotes schon an ihn denken müssen. Die beiden lehnten ihre Sachen an die Hauswand und gingen ins Café hinein.
    Da schlenderte eine ältere Dame heran und setzte sich nichtsahnend an den Tisch des Wikingers. „Um Gottes Willen“, amüsierte ich mich, „wenn der Riese das sieht — die arme, alte Frau.“ Ich dachte noch daran sie zu warnen, aber es war zu spät. Der Wikinger trat vor den Tisch mit gleich zwei Knäckebroten bewaffnet und schaute auf die Frau herunter. Die wusste nicht, wie ihr geschah. Sie blickte in die blauen Augen des Hünen und fing an zu lachen.
    „Jetzt ist es um sie geschehen“, war ich mir sicher. Aber etwas Unfassbares geschah. Der Wikinger lächelte zurück, setzte sich und teilte den Tisch mit der alten Frau. Eine schwarze Katze streifte um meine Beine und miaute.
    „Du kannst verschwinden“, sagte ich leise zu ihr, „hier passiert heute nichts Schlimmes mehr.“
    Ab hier waren es noch genau zweihundert Kilometer bis Santiago de Compostela. Immer mehr neue Gesichter tauchten auf und bekannte ließen sich nicht mehr entdecken. Das sollte mir auch egal sein, denn morgen schon würde ich die Grenze zu Galizien überschreiten und darauf freute ich mich. Aus zahlreichen Unterhaltungen mit Menschen, die sich auf dem Weg auskannten, hatte ich heraus gehört, dass Galizien die landschaftlich schönste Gegend sein sollte. Dies hatten mir Monica und, nicht weniger ausgiebig, auch mein Reiseführer mitgeteilt.

    Davor sollte aber auch noch eine schwierige Prüfung zu überwinden sein. Morgen sollte es den schwierigsten und anstrengendsten Aufstieg der ganzen Tour geben, denn über achthundert Höhenmeter mussten überwunden werden.
    Als ich in Villafranca del Bierzo angekommen war musste ich fast den ganzen Ort nach einem freien Bett ablaufen. Dabei taten mir die Füße wieder sehr weh. Die ersten beiden Herbergen waren dicht.
    „Gut“, dachte ich, „dann wird es eben wieder ein Einzelzimmer in einem Hostal.“ Pustekuchen. Im Ersten war nichts frei und im Zweiten warteten schon zwei Herren aus Nürnberg auf ihr reserviertes Zimmer.
    „Die haben es besser gemacht“, dachte ich, als ich auch da keine positive Antwort bekam. Es war noch nicht so spät am Tag und so entschloss ich mich, im nächsten Ort weiter nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Das passte dann. Zwar war die kleine Herberge sehr bescheiden eingerichtet, aber es gab zu meiner großen Überraschung ein gemütliches Abendmahl in kleiner Pilgerrunde.
    Mit einem Glas Rotwein saß ich danach noch beim Sonnenuntergang im Garten. Ich verschickte noch zwei, drei Nachrichten an Monica und freute mich auf Galizien.
     

Tag 28
     
    Trabadelo / O Cebreiro / Fonfría
     
    Der Nachteil eines Passes, wie dem des in eintausenddreihundert Metern Höhe gelegenen O Cebreiro ist, dass es eine Schinderei ist hinauf zu kommen. Der Vorteil ist, dass man mit einer Aussicht belohnt wird, die einem den Atem nimmt. Was hatte ich über Galizien alles gehört — seine geheimnisvolle und mystische Geschichte, die unvergleichbaren Landschaften!
    Ich war gerade ein paar Meter über die Grenze zu Galizien in die Provinz de Lugo gewandert, als mir auf einer

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