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1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

Titel: 1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Jakob Weiher
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Anreise abziehe, war ich heute einunddreißig Tage auf dem Jakobsweg. Das war die Zahl meines Geburtstages und gleichzeitig meine Glückszahl.
    Ich dachte über die Worte von Monica nach. Sie sprach von einer Kommunikation mit dem Weg, die eine Sprache und somit auch Stimmen beinhaltete. Und ich dachte über die Stimme nach, die ich zu hören geglaubt hatte. In diesen Gedanken versunken änderte sich plötzlich die Umgebung.

    Der Dunst hatte sich aufgelöst und die Luft roch sehr angenehm. Ich wanderte in einen dichten Wald mit hohen, schlanken Bäumen. Ich kannte den Geruch, kam aber nicht sofort darauf, woher. Ich merkte wie sich meine Aufmerksamkeit steigerte und ich automatisch einen Schritt vor den anderen machte. Es schien mir, als ob ich meine Ohren spitzte, um irgendetwas zu hören oder wahrzunehmen. Irgendetwas schien hier ganz anders als sonst zu sein.
    „Eukalyptus“, erinnerte ich mich. Dieser Duft kam von den Bäumen und nun erinnerte ich mich, wie mein Reiseführer die Eukalyptuswälder von Galizien angekündigt hatte.
    Ich nahm einen tiefen Zug und horchte immer noch auf irgendetwas, bis ich an eine Weggabelung kam und stehen blieb.

    Es herrschte totale Stille. Ich schaute mich um und konnte dabei die Steine unter meinen Sohlen knirschen hören. Niemand hinter mir, niemand vor mir. Sogar die Vögel schwiegen. Ich musste nicht lange nachdenken, wo es weiter auf dem Weg ging. Der linke breitere Weg mit einer kleinen Markierung war der Jakobsweg, aber es zog mich irgendwie in den rechten Weg hinein. Das Geräusch der knirschenden Steine verschwand und ich ging jetzt leise über den Laubboden. Mein Pilgerstab machte beim Bodenkontakt sein typisches Geräusch, dass ich nun doppelt hörte. Einen Moment war ich mir sicher, jemand würde hinter mir her gehen. „Klack“ und „klack“ hörte ich nur, bis ich mich umdrehte — nichts! Ruhe!
    Ich wusste nicht wohin mich dieser Weg führen würde, aber meine Neugier war groß. Ich hatte keine Angst, die hatte ich auf dem Weg nie gehabt. Außerdem wusste ich ja, das Richtige zu tun, weil ich meiner Intuition folgte und die konnte einen schon mal in unbekannte Gefilde bringen.
    Die Umgebung schien einem Zauberwald zu gleichen. Hier hätte ich mich nicht sehr gewundert, wenn hinter dem nächsten Baum ein Zwerg, Gnom oder sonstige Fabelwesen erschienen wären.
    „Oder meine Fee“, dachte ich und erinnerte mich an meinen Wunsch auf dem Jakobsweg einem Engel oder einer guten Fee zu begegnen. Die Situation war zu unwirklich, als dass ich diese Gedanken als völligen Blödsinn abtun konnte. Für einige Minuten wäre genau das möglich gewesen.
    Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine so große Erwartungshaltung gehabt zu haben. Sollte es etwas wie eine geistige Anziehungskraft geben, mussten sich in diesen Minuten einige Engel und Feen an allem möglichen festgekrallt haben, um nicht in diesen Moment hinein gezogen zu werden.
    Nachdem ich einige hundert Meter diesem Weg gefolgt war, sah ich in mitten der Eukalyptusbäume eine alte knorrige Eiche und blieb wie angewurzelt stehen. Eichen hatte ich schon gesehen, auch knorrige und alte Exemplare. Durch ganze Wälder von ihnen war ich in den vergangenen Tagen schon gewandert. Aber diese hatte ich vor ein paar Tagen in einem Traum gesehen.
    Ich hätte nicht dümmer aus der Pilgerwäsche gucken können, wenn tatsächlich ein Fabelwesen vor mir rumgehüpft wäre. Ich brauchte mich nicht einmal zu kneifen um festzustellen, ob ich jetzt auch wieder träumen würde, denn all meine Sinne waren, seit ich den Eukalyptusgeruch in die Nase bekam, auf einhundert Prozent.
    Ich näherte mich der Eiche und legte meinen Rucksack ab. Dann zog ich meine Wanderschuhe aus und lehnte mich mit dem Rücken an den Stamm der Eiche und grinste. Außer mir Engel und Feen zu wünschen, hatte ich mir vorgenommen, an einem besonderen Baum zu meditieren.
    „Na danke schön“, sagte ich, „noch „besonderer“ ging wohl nicht.“
    Seit einigen Jahren hatte ich autogenes Training angewandt. Daraus wurde mit der Zeit eine Meditationsform, die ich mir selbst zusammengestellt hatte. Dabei baute ich immer wieder neue Elemente mit ein, die ich in Büchern las und für sinnvoll hielt. So gab es in meiner Meditation Elemente aus Büchern, in denen Medien über die Natur der persönlichen Realität „gesprochen“ hatten, oder Teile verschiedener Philosophien, die ich ergänzte und durch das Lesen naturwissenschaftlicher Bücher von für mich,

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