1001 Kuss - und dann Schluss
Schöneres, als sich unter dem Sternenhimmel zu lieben?
Es war so perfekt, dass es ihr fast Angst machte. Sie wünschte, sie könnte diese Erfahrung festhalten, aufbewahren und wieder hervorholen, um sich immer daran zu erinnern.
„Lucy?“ Razi kitzelte sie leicht mit seinen Bartstoppeln.
„Ja“, wisperte sie, lehnte sich wieder zurück und gab sich nun ganz den unter ihr wogenden Wellen und dem Gefühl hin, Razi tief in sich zu spüren. Er kannte sie so gut – zu gut. Seine lustvollen Bewegungen vertrieben Lucys Nachdenklichkeit. Sie konzentrierte sich wieder völlig auf sich und Razi.
Immer wieder brachte er sie zum Höhepunkt und fragte sich, ob sie gar nicht müde wurde. Er jedenfalls würde niemals genug von ihr bekommen. Im Mondschein kam sie ihm vor wie eine unersättliche Nixe. Sie waren beide sehr leidenschaftliche Menschen. Es ist perfekt, dachte Razi, als er Lucy schließlich ans Ufer trug. In dieser Nacht konnten sie ihrer Leidenschaft ungezügelt nachgeben und einander Freude spenden, bis die Realität sie im Morgengrauen unweigerlich wieder einholen würde.
Bis dahin würde er diese Nacht für sie beide unvergesslich machen.
Im Pavillon trocknete er Lucy ab und erfreute sich an ihrem wunderschönen Körper. Behutsam legte er sie aufs Bett und lachte leise, als sie die Arme nach ihm ausstreckte. „Du bist wirklich unersättlich.“
„Ja, nach dir“, sagte sie und umfasste ihn.
Razi hielt die Luft an, als Lucy begann, ihn mit Lippen und Zunge zu liebkosen. Zunächst noch etwas verhalten, als täte sie es zum ersten Mal, doch schon bald wurde sie mutiger. Er war unendlich dankbar, dass er der erste Mann für sie war. Und der einzige, schwor er sich in diesem Moment und warf alle Pläne über den Haufen, Lucy in den nächsten Flieger zu setzen.
Sie war ein richtiges Naturtalent und verzückte ihn mit ihren stimulierenden Liebkosungen, bis er ihr Einhalt gebot. „Stopp“, keuchte er rau. Wie egoistisch von ihm, sich so verwöhnen zu lassen und sie leer ausgehen zu lassen.
„Warum?“, fragte sie verwundert und stützte das Kinn auf seinen Schenkel. „Hast du Angst, die Beherrschung zu verlieren?“
Lachend zog er sie an sich. Sie brachte ihn zum Lachen. Sie machte ihn glücklich. Zum ersten Mal in seinem Leben lief er Gefahr, sein Herz zu verlieren. Er hatte Angst, ihr wehzutun. Noch nie zuvor hatte sie geahnt, wie viel Macht sie über ihn besaß. Nun war sie sich dessen bewusst und sah ihn triumphierend an.
Wie schön sie ist, dachte er. Wie erregt, wie weiblich und doch so verletzlich. Er freute sich über die neue, selbstbewusste Lucy. Niemand sollte ihr dieses Selbstbewusstsein wieder nehmen – schon gar nicht er. „Du steckst voller Überraschungen“, sagte er zärtlich.
„Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte sie, als er sich auf sie schob.
„Ganz im Gegenteil. Darum musste ich dich stoppen.“
In ihrem Blick las er den unschuldigen Wunsch, ihm Freude zu bereiten. Niemals würde er das ausnutzen. Sein Beschützerinstinkt war geweckt. „Ich möchte, dass wir die Freuden teilen, Lucy.“
Ein Schatten huschte über ihr schönes Gesicht. Offensichtlich dachte sie an die Zukunft.
„Keine Sorge, alles wird gut“, versicherte er ihr.
„Wie lange haben wir noch?“
„Lange genug.“ Dieses Versprechen besiegelte er mit einem leidenschaftlichen Kuss. Gleichzeitig glitt er wieder ins Paradies, das ihn so willig aufnahm.
Was auch immer die Zukunft für sie bereithielt, eine Sache stand außer Frage: So eine Nacht war wohl nur wenigen Menschen vergönnt.
Sie ließen sich ein Festmahl schmecken in der lauen Nacht – frisches Obst, das Razi aus dem Picknickkorb zauberte, köstliches Brot und sahnigen Käse. Anschließend liebten sie sich noch einmal. Verträumt kuschelte Lucy sich an ihn, als die Wogen der Lust verebbt waren und hörte Razi zu, der von seiner Kindheit erzählte. Sie war unendlich dankbar, weil er ihr vertraute, und hoffte, das würde nun immer so bleiben. Es war bewegend, ihn über seine Mutter sprechen zu hören. Am liebsten hätte Lucy den Mann, den sie so sehr liebte, schützend in den Arm genommen.
„Helena.“ Zum ersten Mal seit ihrem Tod sprach er den Namen seiner Mutter aus. Sie war sehr jung und verängstigt gewesen, als sie dafür gekämpft hatte, ihren Platz in einem Land zu finden, dessen Sprache sie nicht beherrschte. Sie hatte keine nennenswerten Rechte und war völlig auf sich allein gestellt, weil alle Leute Angst vor Razis Vater
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