1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
diesen Kuss hatte sie seit Tagen gewartet. Die zarten Berührungen ihrer Lippen nach den Gelübden hatte sie als quälend unpersönlich empfunden.
Als Sadiq ihren Mund freigab, war sie Wachs in seinen Armen und sah ihn verklärt an.
Doch er flüsterte ihr grimmig zu: „Hältst du mich wirklich für so geschmacklos, ehemalige Affären zu unserer Hochzeit einzuladen und dich zum Gespött der Leute zu machen? Vielleicht sollte ich mich geschmeichelt fühlen, dass du mir so viele Geliebte zutraust, aber es waren entschieden weniger, als du glaubst. Die einzige Frau, die ich begehre, steht hier vor mir.“
Irgendwie brachte Samia den Rest des Abends hinter sich. Nach dem Misston auf der Tanzfläche hatte Sadiq sie nicht mehr von seiner Seite gelassen.
Als er sie später zu ihrer Suite brachte, überkamen Samia Gewissensbisse. Schließlich wusste sie, dass die letzten Tage auch für ihn aufreibend gewesen waren. Außerdem befürchtete sie, er könnte sie tatsächlich für eifersüchtig halten. Zögernd blieb sie vor ihrer Tür stehen. „Tut mir leid, Sadiq, dass ich vorhin so biestig war. Ich weiß auch nicht, was da über mich gekommen ist. Ich bin … einfach nur müde.“
Ernst blickte er sie an und seufzte. „Mir tut es auch leid. Ich wollte dich nicht kritisieren. Schließlich weiß ich, wie schwer dir das alles gefallen ist. Alle haben dich gespannt beobachtet, aber du hast dich fantastisch geschlagen.“
Eine herrliche Wärme durchströmte Samia. „Wirklich?“
„Ja, wirklich.“
Einen Moment sah es so aus, als wollte Sadiq sie küssen, doch dann trat er einen Schritt zurück. „Morgen fliegen wir frühzeitig nach Nazirat. Sei rechtzeitig fertig.“
Etwas von Samias Suite entfernt blieb Sadiq stehen, um seine Erregung abklingen zu lassen. Noch nie hatte er eine Frau so wahnsinnig begehrt. Widersprüchliche Empfindungen kämpften in ihm.
Die Rituale der letzten drei Tage waren durchaus nicht so langweilig verlaufen, wie er gedacht hatte. Während er bei der ersten Zeremonie auf Samias verschleiertes Gesicht geblickt hatte, war er von völlig unerwarteten Gefühlen übermannt worden. Er hatte gedacht, es sei Dankbarkeit, weil er die richtige Frau gefunden hatte …
Samia war eine wunderbare Braut gewesen, so gefasst und ruhig – die Verkörperung von natürlicher Anmut und königlicher Würde. Er hätte es nicht glauben können, wenn er die Verwandlung nicht mit eigenen Augen erlebt hätte. Wo war die schüchterne, verschlossene Frau, die er in London kennengelernt hatte? Dennoch hatte er das Bedürfnis verspürt, Samia zu beschützen, weil sie sich offenbar noch etwas unsicher fühlte.
Nur heute Abend hatte sie angespannt gewirkt. Jetzt verwünschte er sich, weil er so schroff mit ihr gewesen war. Blass und ernst hatte sie ausgesehen, doch er hatte das darauf zurückgeführt, dass sie ihn eigentlich nicht heiraten wollte. Gewissensbisse quälten ihn, weil er an die unglückliche Ehe seiner Eltern denken musste –, das ständige Aufbegehren seiner Mutter, die Wutausbrüche seines Vaters.
Aber bei mir und Samia ist alles anders, versuchte Sadiq sich einzureden. Er war nicht so besessen wie sein Vater. Dennoch überlief ihn ein unbehagliches Prickeln. Grenzte das, was er für Samia empfand, nicht auch schon fast an Besessenheit? Wohl nicht. Er achtete sie, und sie wussten beide, woran sie waren.
Ihre Bemerkung auf der Tanzfläche fiel ihm ein. Samia war eifersüchtig . Wenn andere Frauen so reagierten, war er geflüchtet. Doch bei Samia hatte ihn das … unglaublich erregt. Wie ein Ausgehungerter, der auf ein Festbankett trifft, hatte er sie vor aller Welt geküsst.
Entschlossen ging Sadiq den Gang entlang und dachte an die Flitterwochen. Eine Woche mit Samia … allein, in einer paradiesischen Wüstenoase. Eine Woche, um sich ihr zu entwöhnen, sodass sein Verlangen bei der Rückkehr gestillt sein würde und er sich endlich ganz den Staatsgeschäften widmen konnte.
Dass Sadiq nicht gescherzt hatte, merkte Samia, als Alia sie am nächsten Morgen noch vor Tagesanbruch weckte. In der Morgendämmerung wurde sie angekleidet und trat verschlafen ins Freie, wo Sadiq mit einem Jeep vorfuhr. In Jeans und Pullover wirkte er sportlich fit, sein Anblick machte Samia schlagartig hellwach.
Doch er schenkte ihr kaum einen Blick und blieb wortkarg, bis sie zu einem Landeplatz kamen, wo ein Hubschrauber bereitstand.
Nach halbstündigem Flug über eine wellige Wüstenlandschaft, die sich ihnen bei
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