1002 - Das weiße Schiff
Möglichkeit angenehmer", murmelte Doc Ming unbehaglich.
„Uns auch", versicherte der Krane ernst. „Zum Glück kommt es zu Überreaktionen so selten, daß die Zahl der Opfer in keinem Verhältnis zu der der Gewinner steht."
„Das ist für Foljors Angehörige sicher ein großer Trost", versetzte Doc Ming bissig.
„Wir werden uns bei ihnen entschuldigen und unser Bestes geben, damit sie den Verlust verschmerzen können", versicherte der Krane höflich.
Doc Ming sah den Wolfslöwen mißtrauisch an. Er hatte den Verdacht, daß dieses Wesen ihn zum Besten halten wollte.
„Was geschieht, wenn jemand seinen Spoodie wieder loswerden möchte?" fragte Brether Faddon plötzlich.
„Das ist noch niemals vorgekommen", behauptete der Krane gelassen. „Einige eurer Artgenossen können euch das schon jetzt bestätigen Wer einmal einen Spoodie hatte, der tut alles, um so schnell wie möglich einen neuen zu bekommen, wenn der Symbiont stirbt."
„Stirbt er denn wirklich?" hakte Surfo Mallagan sofort nach. „Freiwillig, ohne daß man dem nachhilft?"
„Ja. Leider."
„Wie lange dauert es?"
„Die Frage ist schwierig zu beantworten. Jedes Volk hat einen eigenen Begriff von der Zeit. Douc Langur..."
Der Krane und der Alte vom Berg tauschten eine Unzahl von Fragen und Antworten aus, die allesamt sehr kurz waren und ausschließlich aus Zahlen zu bestehen schienen.
Im Lauf dieser sonderbaren Unterhaltung zog der Alte vom Berg eine kleine Kugel aus einer der an seinem Gürtel hängenden Taschen. Die Kugel fungierte als weiterer Gesprächspartner, was die Jäger noch mehr verwirrte.
„Es dauert etwa sieben Jahre - nach eurer Zeitrechnung", erklärte der Krane endlich.
„Dann fallen die Spoodies von euch ab."
„Du behauptest, daß es für uns gut wäre, so einen Symbionten zu haben", mischte Jörg Breiskoll sich ein. „Wenn das so ist - warum habt ihr uns das nicht rechtzeitig erklärt? Warum habt ihr unseren Freunden zwangsweise welche eingesetzt?"
„Es hatte keinen Sinn, euch etwas zu erklären!"
Sekundenlang herrschte absolute Stille in dem viel zu hellen, weißen Raum. Selbst der Alte vom Berg schien wegen der - möglicherweise ungewollt - arroganten Bemerkung des Kranen betroffen zu sein. Der „Kater" starrte den Fremden unverwandt an.
„Du weißt selbst nicht, wozu die Spoodies wirklich dienen!" stellte er plötzlich fest.
Der Krane zuckte zusammen, dann stieß er einen rauen, bellenden Laut aus. Der Alte vom Berg hob in einer abwehrenden Geste die Greifklaue, in der er das Gerät trug, das in der Lage schien, alle möglichen Sprachen zu sprechen.
Im nächsten Augenblick flogen Türen auf, und die relativ kleinen, blaubepelzten Wesen, die die Jäger schon früher beobachtet hatten, stürmten herein. Die verspielt und zierlich wirkenden Fremden erwiesen sich als erstaunlich kräftig. Es bereitete einer solchen Kreatur keine Mühe, einen Betschiden niederzuhalten, während ein zweites Pelzwesen einen kleinen Kasten öffnete. Und aus diesem Kasten kam dann ein Spoodie hervor, silbrig schimmernd, auf acht flinken Beinen rasend schnell seinem Gefängnis entschlüpfend. Die Spoodies eilten so unglaublich schnell über die Haut der Jäger, daß die Betschiden kaum spürten, wohin die winzigen Wesen sich wandten. Sie kannten das Ziel allerdings gut genug.
Ganz oben auf dem Schädel, direkt über der großen Fontanelle, machten die Spoodies halt. Sie fanden mit traumwandlerischer Sicherheit jene Stelle, die für sie am günstigsten war. Einige waren so eifrig, daß sie mit Hilfe ihrer Saugrüssel die Haut des Wirtes durchdrangen und ihre schlanken Körper hinterher schoben, ehe die blaubepelzten Fremden einzugreifen vermochten. Aber die meisten ließen sich mehr Zeit. Dann setzten die Fremden ihre winzigen, scharfen Messerchen an und zogen damit einen Halbkreis direkt vor den Spoodies. Die silbrigen Symbionten warteten, bis die Messer sich hoben, dann schoben sie sich schnell und zielstrebig in die kleine, kaum blutende Wunde hinein.
*
Es war erstaunlich, was die Zeit zu bewirken vermochte. Dabei waren nur wenige Tage vergangen. Wenn Surfo Mallagan darüber nachdachte, dann wurde ihm ein wenig schwindlig.
Inzwischen wußte er, daß der Krane die Wahrheit gesagt hatte. Die Spoodies halfen ihren Wirten. Die Schiffsbewohner, nach Ansicht der Jäger nicht so sehr traditionsbewußt als vielmehr neurotisch, hatten innerhalb dieser wenigen Tage gelernt, die Wahrheit zu sehen und zu akzeptieren. Die Jäger
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