1002 - Höllenqualen
wie sich Sir James räusperte. »Ja, Suko, ich kann begreifen, wie Ihnen zumute ist. Aber was haben Sie zuvor getan?«
»Abschied genommen.«
»Natürlich.« Die Stimme klang leise. »Ich kann mir denken, wie Ihnen zumute gewesen sein muß, aber wir müssen auch an unsere Arbeit denken, Inspektor. Sie haben sich bestimmt die Leichen anschauen können, und ich möchte wissen, was Ihnen aufgefallen ist und wie die beiden wirklich ums Leben kamen.«
Suko erzählte es seinem Chef mit leiser Stimme, und Sir James hörte dabei, wie er litt. Aber da mußten sie durch. Auf keinen Fall durften sie sich zu stark von irgendwelchen berechtigten Gefühlen leiten lassen, sie mußten die Realität im Blick behalten.
»Also hat sich Ihr Besuch rein fachlich bisher nicht gelohnt, Suko?«
»Richtig. Bisher ist noch nichts passiert.«
»Rechnen Sie denn mit irgendeinem Ereignis, das uns weiterbringen könnte?«
»Rechnen nicht, Sir. Ich kann es nur hoffen.«
»Haben Sie sich entschieden, wie lange Sie in Lauder bleiben wollen?«
»Zumindest bis morgen. Ich möchte auch noch mit den Kollegen aus Edinburgh sprechen, die die beiden Leichen untersucht haben. Vielleicht gibt es ja einen Hinweis.«
»Das wir schwer sein«, sagte der Superintendent. »Ich kann daran nicht so recht glauben. Wer immer Johns Eltern getötet haben mag, er hat keine Spuren hinterlassen, was mich natürlich auf einen bestimmten Gedanken bringt.«
»Sie meinen, daß wir es hier nicht mit Menschen zu tun gehabt haben?«
»So sehe ich es.«
»Dämonen«, murmelte Suko. Er hatte sich jetzt gedreht und schaute aus dem Fenster.
»Es hört sich hier an, als könnten Sie mir nicht so recht glauben.«
»Das fällt mir auch schwer, Sir.«
»Dann hören ich jetzt Ihre Theorie, bitte.«
»Es ist nicht mal eine Theorie, sondern mehr eine Vermutung, Sir, wenn ich ehrlich sein will. Es müssen nicht unbedingt Dämonen gewesen sein, die beide Sinclairs umbrachten. Ich glaube eher, daß es Killer aus der Vergangenheit waren, die verhindern wollen, daß John das Rätsel der Bundeslade löst. Und sie werden versuchen, auch den letzten Sinclair zu töten.«
»Das hörte sich nicht gut an.«
»Stimmt.« Suko hob die Schultern. »Aber wir wollen alles in Betracht ziehen, auch Johns Aufgabe.«
»Wie hoch schätzen Sie seine Chancen ein?«
»Ich kann es nicht sagen. Ich kann nur darauf vertrauen und hoffen, daß er sich zu Wehr setzt. Er hat ja schon oft genug in Schwierigkeiten gesteckt und ist immer wieder herausgekommen.«
»Ja, Sie haben recht, Suko. Sehen wir es so: Ich soll Sie auch von Shao grüßen, die sich natürlich Sorgen um Sie macht.«
»Sagen Sie ihr, daß alles okay ist.«
»Und wir bleiben in Verbindung. Sie erreichen mich im Büro. Auch in der Nacht.«
»Das ist gut, Sir.«
Suko drückte die Antenne wieder rein und ließ den kleinen Apparat verschwinden. Das Gespräch hatte ihm gutgetan, nun aber fiel ihm die Stille wieder besonders auf.
Eine nahezu totenähnliche und gespenstische Ruhe lag zwischen den Wänden dieses Hauses. Nicht mal das Summen der Heizung war zu hören. Suko dachte über sein weiteres Vorgehen nach. Wenn er über Nacht in Lauder bleiben wollte, dann würde er seine Zeit hier verbringen. Es gab ein paar kleine Hotels und Gasthöfe, aber Suko wollte an der Quelle bleiben, obwohl ihm der Gedanke nicht gefiel, daß die Besitzer des Hauses nicht mehr lebten.
Es gab hier ein Gästezimmer, das er auch kannte. Darin würde er sich einrichten. Suko gab sich auch der Hoffnung hin, daß man das Haus beobachtete. Wenn die andere Seite nicht über alles informiert war und auch John töten wollte, dann konnten sie durchaus damit rechnen, daß er hier erschien, um von seinen Eltern Abschied zu nehmen. Für sie wäre es eine gute Möglichkeit gewesen, den Fluch der Sinclairs endgültig zu erfüllen.
Suko wollte an seine Theorie trotz allem nicht glauben und winkte ab. Es waren nur Hirngespinste. Daß John überlebte und die Mörder seiner Eltern gestellt wurden, hatte Vorrang.
Er ging auf die Tür zu. In der Diele brannte noch immer Licht, auch dort, wo der Waffenschrank stand. Alles war so verdammt normal, dennoch anders.
Suko hatte vor, das Haus zu verlassen, um seine Reisetasche aus dem Wagen zu holen. Hätte er sich in einer Alltagssituation so normal bewegt wie immer, dann wäre im ein bestimmtes Geräusch vielleicht nicht aufgefallen.
Aber Suko war leise gegangen und sehr gespannt.
Deshalb vernahm er auch das leise Knarren oder
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