1002 - Höllenqualen
genähert und sie erstochen.
Suko hatte jetzt die Gefühle halbwegs unter Kontrolle und untersuchte die Wunden. Er kam zu dem Ergebnis, daß die beiden Menschen mit breitklingigen Waffen getötet worden sein mußten. Und das brauchten nicht unbedingt normale Messer gewesen zu sein.
»Wer hat das getan?« flüsterte er erstickt. »Verdammt noch mal, wer hatte Interesse daran, den Fluch der Sinclairs zu erfüllen?« Die Frage hatte er sich gestellt, doch eine Antwort konnte er sich nicht geben. Er wußte einfach zu wenig. Alles, was er dachte, basierte nicht auf Tatsachen, sondern auf Vermutungen.
Es konnte durchaus mit Johns neuer Aufgabe zu tun haben. Mit der Suche nach der Bundeslade. Da konnten irgendwo im Hintergrund Kräfte lauern, die dies unter allen Umständen zu verhindern suchten.
»Es tut mir so leid«, flüsterte er den beiden Toten zu. »Verdammt, es tut mir so leid. Wenn ich könnte, ich würde alles…« Seine Stimme versagte ihm, und er drehte sich zur Seite.
Es gab noch eine Chance auf einen Hinweis. Das war der Besuch im Haus der Sinclairs. Als Suko daran dachte, spürte er das Gewicht des Schlüssels doppelt so schwer. Hier hatte er nichts mehr zu suchen. Deshalb drehe er sich um und verließ die makabre Leichenkammer.
Leise schloß er die Tür. Im Flur blieb er stehen. Suko mußte sich erst wiederfinden. Er kam sich plötzlich so klein und hilflos vor. In seinen Augen lag noch immer der Druck; sie brannten auch.
Mit schleppenden Schritten kehrte er zurück in das Dienstzimmer.
Constabler Bull schaute hoch, als Suko eintrat. Er erkannte sofort, daß dem Kollegen aus London der Abschied schwergefallen sein mußte.
»Sie können sicherlich einen Whisky vertragen, Inspektor?«
Suko schüttelte den Kopf. »Nein, lassen Sie mal.« Er setzte sich wieder auf seinen Platz. »Ich möchte keinen Alkohol trinken. Ich brauche nur etwas Erholung.«
»Bitte.«
Suko war dabei, seine Gedanken zu sortieren. Verdammt noch mal, es mußte einen Weg geben, den er gehen mußte. Er konnte nicht einfach nach London zurückkehren und erklären, daß er nichts, aber auch gar nichts gefunden hatte.
»Gibt es schon einen ersten Bericht der Kollegen aus Edinburgh?« fragte er schließlich, wobei er seine eigenen Worte mehr als Alibi empfand.
»Nein, Inspektor, den gibt es noch nicht. Er soll im Laufe des Tages übermittelt werden.«
»Dann werde ich wohl noch hier sein.«
»Was haben Sie denn jetzt vor? Verzeihen Sie meine Neugierde. Vielleicht kann ich Sie dabei unterstützen.«
»Danke, Constabler, aber das wird nicht nötig sein. Den Schlüssel zum Haus habe ich ja.«
»Ja, schauen Sie sich dort um.«
»Waren nur Sie dort?«
»Mein Kollege und ich.«
»Und Sie meinen, daß dort geschossen worden ist?«
»Ja, Sir, das meine ich.«
Suko straffte sich. »Wenn im Haus geschossen worden ist«, sagte er, »dann muß es dafür einen Grund geben, und ich glaube nicht, daß Horace F. Sinclair auf irgendwelche Einbrecher gezielt hat. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Hier geht es einfach um andere Dinge.«
»Dazu kann ich nichts sagen, Inspektor.«
»Das ist klar.« Suko runzelte die Stirn. Er sah aus wie jemand, der über ein Problem nachdachte, dann erhob er sich mit einem Ruck und nickte dem Constabler zu. »Sollte irgend etwas geschehen oder sollte Ihnen noch etwas einfallen, was wichtig ist, dann können Sie mich im Haus der Sinclairs erreichen.« Er hatte eigentlich noch das Wort tot einfügen wollen, das jedoch bekam er nicht über die Lippen. Suko konnte immer noch nicht fassen, daß Johns Eltern nicht mehr lebten. Es würde lange dauern, bis er dies akzeptiert hatte.
Und er dachte auch daran, daß John noch nichts davon erfahren hatte.
Suko wußte nicht, wer ihm die traurige Nachricht übermitteln würde. John hatte sehr an seinen Eltern gehangen, zusammen hatten sie auch viel durchgemacht, denn Johns Feinde hatten auch vor Mary und Horace nicht haltgemacht. In der Vergangenheit war es noch immer gutgegangen, hatte Gefahr von ihnen abgewendet werden können.
Nun nicht mehr.
Da hatte der Fluch der Sinclairs voll zugeschlagen.
Suko stieg in seinen BMW und fuhr weg.
***
Leer! Ja, es war leer, und es war eine bestimmte und gleichzeitig so andere Leere, die Suko empfand, als er vor dem Haus wieder ausstieg. Er drückte die Tür leise zu. Zwischen Haus und Baum war er stehengeblieben, den Blick zur Haustür gerichtet, und das Empfinden dieser Leere wollte nicht weichen.
Vor ihm lag ein totes
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