Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1003 - Die Templer-Säule

1003 - Die Templer-Säule

Titel: 1003 - Die Templer-Säule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Götter vertrieben, die auch mein Volk angebetet hat. Wie Baal, wie Astarte und all die anderen Gottheiten. Sie wurden von den Jünglingen überstrahlt.« Er hob die Schultern. »Noch etwas ist wunderbar, John«, sagte er dann. »Ich habe plötzlich keine Angst mehr vor dem Tod. Ich weiß jetzt, daß ich nach meinem Leben etwas Wunderbares erleben werde, daß ich auch nicht sterben kann. Ich werde weiterleben, aber ich kann es nicht in Worte fassen.«
    »Das kann wohl keiner von uns«, sagte ich.
    »Aber ich werde wohl…« Ihm fehlten die Worte. Salomo konzentrierte sich auf mich. Er sah mein Nicken. »Es ist sehr schwer, über diese Geheimnisse zu sprechen, die wohl nie ein Mensch lösen kann, aber ich kann dir versichern, daß deine Seele nicht vergehen wird. Der Atem des großen Jahwe kann nicht zerstört werden, bei keinem Menschen, aber bei einigen von ihnen wird er in eine andere Form übergehen.«
    Salomo schüttelte den Kopf. Er begriff es nicht. Ich wußte ja selbst, wie schwierig es war, ihm gewisse Dinge zu erklären, die ich selbst nicht genau durchblickte.
    »Dein Geist wird deshalb nicht vergehen, Salomo, weil er noch gebraucht wird. Er wird sich dann einen anderen Körper suchen und so lange warten, bis dieser Mensch gestorben ist, dem der Körper gehört. Dann begibt er sich wieder auf die Suche und wird irgendwann fündig werden. Das alles wird so eintreten, bis er dann einen vielleicht letzten Körper gefunden hat. Einen Mann, der auch der Sohn des Lichts genannt wird.« Allmählich näherte ich mich meinem eigentlichen Ziel. Salomo konnte davon nichts ahnen. Seine Gedanken waren in eine andere Richtung abgedriftet, die aber nicht unbedingt falsch war, denn er fragte mich: »Bist du ebenfalls ein Prophet? Einer, der in einer weit entfernten Zeit lebt und zurückkehrte?«
    »Nein, das bin ich nicht. Ich weiß nicht genau, wie ich es dir sagen soll, aber ich bin einer der Körper, von denen ich dir berichtet habe, Salomo.«
    Der König schaute mich an, und ich sah, wie es in ihm arbeitete. Er bewegte seine Lippen, war aber nicht in der Lage, ein Wort zu sagen.
    Deshalb wollte ich ihm helfen und fragte: »Soll ich es noch einmal wiederholen?«
    »Nein«, sagte er. »Nein, das brauchst du nicht. Ich würde meinen eigenen Geist nur gern weiter und größer haben, aber das geht nicht. Ich bin dem Schöpfer auch so dankbar. Du hast mir von den Körpern erzählt, die der Geist aussucht.«
    »Ja.«
    »Und von einem Sohn des Lichts.«
    »Auch das sagte ich.«
    Sein Blick wurde wieder fest. »Der Sohn des Lichts«, murmelte er.
    »Der Mann, der das Kreuz besitzt. Darf ich dich fragen, ob du dieser Sohn des Lichts bist?«
    Ich holte laut durch die Nase Luft. Wie ein Schauer der Ehrfurcht legte sich eine Gänsehaut auf meinen Körper. »Ja, Salomo, das darfst du fragen.«
    »Bist du es?«
    Ich nickte.
    Für einen Moment schloß er die Augen. Er öffnete sie wieder, schloß sie, und ich ließ ihn in Ruhe, weil ich ahnte, mit welchen Gedanken er beschäftigt war. Dann endlich war er in der Lage, sie zu formulieren. »Du bist der Sohn des Lichts. Wenn alles stimmt, was du gesagt hast, dann bin ich du – oder du ich?«
    Und ich nickte abermals…
    ***
    Jetzt war es heraus, und ich war gespannt, wie der weise und friedliebende König reagieren würde.
    Er sagte nichts, er schwieg. Aber er bewegte sich. Hin und wieder schaute er mich prüfend an, um herauszufinden, ob ich nicht noch etwas hinzufügen wollte. Das war meine Interpretation. Ob er tatsächlich so dachte, wußte ich nicht.
    Erst jetzt fiel mir die Stille auf. Ich hatte meinen Atem auf ein Minimum reduziert, und auch von Salomo war so gut wie kein Geräusch zu hören. Schließlich verließ ein tiefer Atemzug seinen Mund, und ein flüchtiges Lächeln umhuschte seine Lippen. Es war Anfang und Antwort zugleich, denn dieses Lächeln bewies mir, daß er dieses Phänomen akzeptiert hatte.
    Salomo bewegte sich. Er stand mit einer sehr langsamen Bewegung auf, und auch ich blieb nicht länger sitzen. Ich tat es ihm nach.
    Beide standen wir und schauten uns an.
    Zwischen uns stand ein Tisch, auf dem die Schale mit dem Obst und die leeren Trinkbecher ihren Platz gefunden hatten. Salomo umrundete den Tisch und kam auf mich zu. Das Kreuz hatte er mitgenommen. »Darf ich dir es wiedergeben, Sohn des Lichts?« fragte er mit leiser Stimme.
    »Danke.« Ich nahm es an mich.
    »Es gehört dir, es hat seinen Weg hinter sich.« Ich spürte, daß er etwas Bestimmtes wollte,

Weitere Kostenlose Bücher