1003 - Die Templer-Säule
Gruß erhoben und sagte noch: »Behalte mein Schwert als Erinnerung, John. Ich brauche es nicht mehr. Ich habe der Waffe abgeschworen. Ich will den Frieden finden.«
»Du hast ihn schon bekommen. Spätere Generationen werden über einen Friedenskönig berichten, darauf kannst du dich verlassen.« Ich hob noch einmal den Arm, bevor ich an dem Rad Halt suchte.
Auch mit den Füßen hielt ich mich fest. Das Schwert steckte wieder in meinem Gürtel.
Das Rad stand unter »Strom«. Es vibrierte leicht, und diese Schwingungen übertrugen sich auf mich. Das Zittern rann durch meinen Körper. Ich war mir sicher, daß es nur darauf wartete, gedreht zu werden. Nun bat ich den König, es zu tun.
»Nach rechts, bitte! Du mußt es nach rechts drehen. Ich will nicht weiter zurück in die Vergangenheit. Nach rechts, Salomo…«
»Ja, mein Freund. Lebewohl.«
Er trat vor. Dicht am Rad und seitlich etwas versetzt blieb er stehen. Ich sah ihn nicht mehr, denn ich schaute über ihn hinweg, hinein in diesen blauen und sonnenhellen Himmel. Irgendwo dort lag die Lösung aller Dinge, aber wir Menschen waren einfach zu schwach, um sie begreifen zu können. Es war vielleicht auch gut so, daß wir nicht alles wußten.
Salomo griff nach dem Rad.
»Jetzt!« sagte ich.
Der König strengte sich an. Er nahm auch die andere Hand zu Hilfe. Den Ruck spürte ich sehr deutlich, und dann setzte sich das Rad der Zeit in Bewegung.
Ich kippte nach rechts, hielt mich fest und stemmte mich zugleich ab.
Der Himmel verschwand aus meiner Sicht. Die Farbe verlor sich, ich sah wieder den hellen Felsboden, dann geriet noch einmal der König in mein Blickfeld, aber er war schon so weit weg, als wäre er hastig zurückgetreten.
Etwas schob sich zwischen ihn und mich. Ich fand nicht heraus, was es war. Der graue Nebel, die Schatten der Zeit vielleicht, aber darüber wollte ich nicht nachdenken.
Ich war nicht mehr als ein Spielzeug im Kreislauf der Zeiten…
***
Suko hatte seinen Vorsatz wahrgemacht und war im Haus geblieben. In der Küche hatte er sich einen Tee gekocht und sich aus dem Kühlschrank etwas zu essen genommen. Zwei Fleischklopse, für deren Zubereitung Mary Sinclair berühmt gewesen war. Er hatte sie zuerst nicht anrühren wollen, sich dann aber überwunden, denn der Hunger war stärker.
So saß er am Tisch, aß, trank hin und wieder einen Schluck Tee, schaute aus dem Fenster und hing seinen Gedanken nach, die ihm gar nicht gefielen.
Er fühlte sich wie abgestellt. Suko wußte genau, daß in der Zwischenzeit gewisse Dinge passierten, aber er schaffte es nicht, sie unter seine Kontrolle zu bekommen. Es ärgerte ihn noch immer, daß er so spät eingeweiht worden war. Wäre er von Beginn an dabei gewesen, hätte er den Verlauf der Ereignisse möglicherweise beeinflußt.
Sein Handy meldete sich. Augenblicklich kehrte die Anspannung zurück. Er stellte es auf sprechbereit und hörte Shaos Stimme, die etwas dünn klang.
Suko lächelte. »Hi, Shao…«
»Geht es dir gut?«
»Ja. Ich sitze hier…«
»Ich weiß ja, daß du bei Johns Eltern bist. Hast du sie inzwischen gesehen?«
»Ja, Shao, und es war schlimm.«
Er hörte ihr Räuspern. »Das glaube ich dir. Wir alle kannten sie ja sehr gut. Wer kann sie denn umgebracht haben?«
»Ich weiß es mittlerweile«, gab Suko nach einer Weile zu. »Es waren in dem Sinne keine Menschen. Auch mich hat man töten wollen, aber das ist nicht gelungen. Ich habe diesen Killerschatten vernichten können. Aber er war anders. Du mußt dir vorstellen, daß aus dem Schatten wieder ein Mensch entstand. Oder eine Kreatur, die ich dann vernichten konnte, die mir aber noch Informationen gab, weil sich in ihren Augen so etwas wie ein Speicher befunden haben muß.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Laß es auch, Shao. Ich selbst komme ebenfalls damit nicht zurecht. Aber es wird eine Lösung geben, da bin ich mir sicher.«
»Du willst noch in Lauder bleiben?«
»Ja, Shao. Zumindest möchte ich die Nacht noch hier verbringen.«
»Was hält dich denn?«
»Ich weiß es selbst nicht«, gab Suko zu und schaute gegen sein schwaches Abbild in der Fensterscheibe. »Ich kann es dir wirklich nicht sagen, aber es ist so etwas wie ein Gefühl. Du weißt, daß wir uns darauf verlassen können.«
»Ja, das stimmt. Aber Gefühl für was?«
»Ich habe noch keine Ahnung, Shao.«
»Hast du Angst?«
»Das gerade nicht. Ich wäre lieber mitten im Geschehen. Mal sehen, vielleicht wird sich noch etwas ergeben.«
»Und von John
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