1003 - Die Templer-Säule
Kaffee?«
»Ich würde ihn gern trinken.«
»Setzen Sie sich.«
Das tat Alischa auch, aber sie legte ihren Mantel nicht ab, sondern breitete ihn zu beiden Seiten der Stuhlfläche aus.
Suko kam es vor, als würden sie sich gegenseitig belauern. Alischa sprach ihn nicht an, und er schwieg. Dafür kochte er Kaffee und hatte, da die Maschine so ungünstig stand, der Besucherin den Rücken zugewandt, was ihm nicht paßte, denn er traute ihr einfach nicht über den Weg.
»Haben Sie keine Unterlagen dabei?« fragte er, als er sich umdrehte und der Kaffee lief.
»Im Auto.«
»Ah, ja.« Suko holte Tassen aus dem Schrank. Milch fand er im Kühlschrank. Zucker war ebenfalls vorhanden, und er sah, wie die Frau ihn ständig anschaute.
»Sie denken über mich nach, wie?«
»Das tue ich allerdings.«
»Weshalb?«
»Wissen Sie, Mister, ich frage mich, was Sie hier tun. Ich habe nur die beiden älteren Herrschaften erwartet. Von Ihnen haben Sie mir nie berichtet.«
»Ich bin ein Freund des Hauses und passe darauf auf, wenn sie nicht da sind.«
»Dann geben Sie auf das Haus acht?«
»So ist es.« Suko war vor dem Tisch stehengeblieben und schaute schräg auf Alischa runter. »Ich genieße das volle Vertrauen der Sinclairs. Sie wohnen ziemlich einsam. Da kann man nie vorsichtig genug sein.«
»Das stimmt allerdings. Leben Sie ebenfalls hier in Lauder?«
»Nein, Edinburgh.«
»So ist das.« Sie schaute kurz auf die Uhr und runzelte die Stirn.
»Sind Sie in Eile?« fragte Suko.
»Nicht direkt«, gab die Besucherin zu. »Eine halbe Stunde kann ich schon noch warten.«
»Da könnten Sie Glück haben.«
»Wissen Sie denn, wo die beiden hingefahren sind?«
»Sie wollten etwas besorgen.« Suko zog ein harmloses Gesicht.
»Ob diese Besorgungen in einem Zusammenhang mit Ihrem Besuch hier stehen, das kann ich Ihnen allerdings nicht sagen.«
»Das macht auch nichts, Suko. Wichtig ist nur, daß ich nicht zu lange warten muß.«
Der Inspektor lächelte sie an. »Jedenfalls ist der Kaffee jetzt fertig.«
Er drehte sich wieder um. Suko wußte genau, daß hier ein Schauspiel ablief. Weder Alischa noch er sagten die Wahrheit. Sie ließen sich nicht aus der Reserve locken. Es war ein raffiniertes Spiel, wobei der eine Spieler dachte, daß er den anderen reinlegen konnte.
Suko wollte auf keinen Fall der Verlierer sein.
Mit der Kanne trat er wieder an den Tisch heran. Er schenkte Alischa zuerst ein, die sich mit einem Nicken bedankte, aber sonst wirkte, als wäre sie in Gedanken, dann war er an der Reihe. Suko stellte die Kanne anschließend wieder weg, drehte sich um, ging an den Tisch zurück – das heißt, er wollte es, aber schon den ersten Schritt hielt er zurück. Nicht zwei Augen schauten ihn an, sondern drei!
Das dritte Auge war leer.
Es gehörte der Mündung einer Waffe!
***
»Sie werden sich nur dann bewegen, wenn ich es erlaube«, erklärte Alischa. »Ist das klar?«
»Sicher, Madam. Sie haben die überzeugenderen Argumente.«
»Das will ich meinen. Jetzt wollen wir diese Komödie beenden, Mister.«
»Welche Komödie?«
»Das werden Sie noch merken. Verhalten Sie sich so, wie ich es Ihnen befehle. Wenn nicht, werde ich schießen. Es ist; verdammt schlecht, wenn man eine Kugel in den Bauch bekommt.«
»Kann ich mir denken.«
»Ziehen Sie Ihren Stuhl vorsichtig zurück. Ich will nicht, daß Sie zu dicht am Tisch sitzen. Sie könnten auf dumme Gedanken kommen. Ich möchte Ihre Beine sehen.«
»Wie Sie wollen, Alischa.«
Suko bewegte sich sehr langsam. Sie konnte alles unter Kontrolle halten. Er wollte ihr keinen Grund zum Schießen geben. Außerdem war er selbst daran interessiert, herauszufinden, was sie tatsächlich von den Sinclairs wollte. Bestimmt wußte sie noch nicht, daß die beiden tot waren. Also gehörte sie zu einer anderen Gruppe, die in diesem denkwürdigen Spiel mitmischte.
Er nahm Platz und schaute ihr in die Augen. Sie war noch nicht zufrieden, denn sie befahl ihm, die Arme anzuheben und die Hände hinter den Kopf zu legen. »So habe ich Sie besser unter Kontrolle.«
»Stimmt.«
Als Suko die entsprechende Haltung eingenommen hatte, rückte Alischa die Waffe noch etwas zurecht. Zusammen mit der Hand lag sie auf dem Küchentisch, und die Mündung zielte direkt auf die Brust des Inspektors. Er sah, daß die Frau einen Revolver der Marke Smith & Wesson in der Hand hielt. Der Stahl glänzte wie frisch poliert.
»Wer sind Sie wirklich?« fragte sie.
»Ich habe Ihnen meinen Namen
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