1003 - Die Templer-Säule
erfahren können.«
»Welche?«
»Daten aus der Vergangenheit. Zu den Hochzeiten des Mittelalters. Templer, Kreuzzüge…«
»Ach«, unterbrach sie ihn.
»Ja. Wollen Sie mehr hören?«
»Wenn Sie nicht mehr reden, schieße ich Ihnen die Kugel in die Schulter.« Alischa richtete ihre Waffe auf Sukos Schulter.
»Er sagte mir nichts Zusammenhängendes, aber er sprach von einem alten Prinzen. Lalibela mit Namen und…«
»Hör auf!« brüllte sie plötzlich. Innerhalb einer Sekunde hatte sie ihre Ruhe verloren. »Was weißt du von Lalibela? Was?«
»Nichts. Nicht viel. Zuwenig. Ich habe nur seinen Namen erfahren, aber ich konnte damit nichts anfangen.«
»Doch, du weißt mehr.« Sie funkelte ihn an. »Was weißt du über uns, verflucht?«
»Uns?«
»Ja, die Gruppe um Lalibela. Diejenigen, die sich seiner wieder erinnert haben und an die Macht kommen wollen. Wir werden das System verändern, die Regierung stürzen – und das alles in seinem Namen. Vor langer Zeit hat er geherrscht, und wir werden die Herrschaft unter seinem Banner weiterführen und in seinem Namen die Regierung übernehmen. Dabei rotten wir alles aus, was uns im Weg ist. Hast du gehört, Suko?«
»Ja, ich habe Ohren. Aber die Sinclairs waren euch bestimmt nicht im Weg.«
»Doch, das waren oder sind sie. Jemand hat versucht, diesen John Sinclair einzuweihen. Wir wollten es verhindern, aber es hat nicht geklappt. Die Umstände waren gegen uns. Wer immer Sinclair heißt, muß sterben, es soll nichts an die Öffentlichkeit dringen, aber da habe ich jetzt keine Angst mehr darum«, erklärte sie lächelnd.
»Ja, die beiden sind tot. Was mit John Sinclair ist, weiß ich nicht, aber ich kann mir vorstellen, daß die Mörder seiner Eltern nicht zu Ihnen gehören.«
»Das stimmt allerdings.«
»Wer waren sie?«
»Es sind die Bewahrer gewesen. Die Bewahrer des großen Geheimnisses. Diejenigen, die einmal selbst an diesem Geheimnis teilgenommen haben, gestorben sind, aber trotzdem noch in der Nähe des Geheimnisses schweben, obwohl es sie schon lange nicht mehr als Hüter und Wächter gibt. Aber ihre Geister sind da. Ihre Schatten, und sie wollen, daß niemand das Rätsel löst.«
»Auch Ihre Gruppe nicht?«
»Richtig.«
»Dann sind Sie Feinde?«
»So kann man es nennen. Nur haben wir uns noch nicht so weit vorgewagt. Die ehemaligen Hüter haben es noch nicht bemerkt. Wenn sie es dann merken, müssen wir stark genug sein, um uns ihnen entgegenstellen zu können. Und das wird geschehen.«
»Was hat die andere Seite so bewacht?«
Alischa lachte leise. »Sie hat das bewacht, was eigentlich Lalibela und seinen legitimen Nachfolgern gehört.«
»Die Lade mit den Gesetzestafeln!«
Eine Antwort, auf die Alischa trotz allem wohl nicht gefaßt gewesen war. Sie saß plötzlich so starr auf ihrer Bank, als wäre sie zu Stein geworden. Das Kinn hatte sie noch weiter nach vorn gereckt, und Suko fürchtete wieder, sie würde abdrücken. Deshalb versuchte er es mit Diplomatie. »Wie ich hörte, haben wir dieselben Feinde. Es ist die Gruppe der ehemaligen Wächter, die keine Ruhe nach ihrem Tod finden können. Wäre es da nicht besser, wenn wir uns zusammentun und gemeinsam gegen die Schatten kämpfen?«
Mit diesem Vorschlag hatte er Alischa tatsächlich überrascht. Sie war zunächst einmal nicht in der Lage, etwas zu sagen, sondern schüttelte nur den Kopf.
»Was spricht dagegen?« fragte Suko.
»Alles!« gab sie zischend zurück. »Ich wäre eine Verräterin an unserer Sache geworden. Du bist ein Fremder. Du könntest nie auf Lalibelas Seite stehen. Aber ich bin froh, daß ich dieses Haus besucht und dich getroffen habe. So weiß ich, daß auch Fremde über den Prinzen Bescheid wissen. Wer wurde noch eingeweiht?«
Suko gab die Antwort, obwohl er sich nicht sicher war. »Mein Freund John Sinclair.«
»Das dachte ich mir. Wo kann ich ihn finden?«
»Nicht hier. Auch nicht in Lauder. Es könnte sein, daß er sich dort befindet, wo du ihn nicht haben willst. In deinem Heimatland, dem ehemaligen Reich der Königin von Saba. Und es ist auch nicht sicher, ob er sich in unserer Gegenwart aufhält. Eher schon in der Vergangenheit. Du siehst, daß auf dem Weg zur Wahrheit noch einige Steine wegzuräumen sind.«
»Das weißt du alles.«
»Nein, aber ich kann es mir vorstellen und…«
Suko sprach nicht weiter. Er hatte Alischa genau beobachtet.
Durch die für sie überraschenden Neuigkeiten hatte sie ihre coole Sicherheit verloren. Sie war nervös
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