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1005 - Im Bann des alten Königs

1005 - Im Bann des alten Königs

Titel: 1005 - Im Bann des alten Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Straßen oder Wege herrschten hier vor. Hin und wieder sahen wir auch ein Auto. Zumindest malte es sich als Schatten in der Staubwolke ab. Oft genug waren die Autos mit Soldaten besetzt, die durch die Stadt patrouillierten. Sicherheit ging hier über alles, aber das Militär brauchte noch nicht eingreifen. Es wurde nicht geschossen, zumindest hörten wir nichts.
    Trotz meines Umhangs würde ich auffallen, das war uns beiden klar. Deshalb hielten wir uns auch von den Soldaten fern. Einer Überprüfung würde ich kaum standhalten. Aber wir gingen in die Richtung, in die auch die meisten Wagen fuhren.
    An einer Kreuzung blieben wir stehen. Dort standen wir nicht allein. Auch andere Menschen hatten sich eingefunden. Es waren diejenigen, die sich die Prozession anschauen wollten. Der lange Wurm bewegte sich von der linken Seite her kommend auf uns zu. Wir hörten die Musik, die für mich fremden Klänge, wir hörten die Gebete und den Gesang.
    Es verquirlte zu einem Mischmasch, der für Einheimische normal sein möchte, für mich weniger, denn ich fühlte mich wie eingelullt.
    Es fiel mir schwer, mich auf meine Umgebung zu konzentrieren und die Gedanken beisammenzuhalten. Es war einfach nicht leicht, sich diesem schon exotischen Zauber zu entziehen.
    Flötenspieler bildeten die Spitze der Prozession. Sie gingen, sie spielten, und sie tanzten dabei. Zumindest kamen mir ihre Bewegungen so tänzerisch leicht vor. Sie wiegten ihre Oberkörper im Rhythmus der Klänge, sie schlurften dabei über den Boden, und ihre Füße wirbelten den Staub auf, der sie als Wolken begleitete.
    Andere Männer folgten ihnen. Sie trugen Regenschirme, um sich vor den Strahlen der Sonne zu schützen. Eingehüllt waren sie in für mich dicke Stoffgewänder, bei deren Anblick ich schon schwitzte.
    Auf ihren Köpfen trugen sie für mich fremde Bedeckungen. Turbanähnliche Hüte oder Mützen, aber auch die viereckigen Tabots, die mich an türkische Feze erinnerten.
    Sie waren den Priestern und höheren Diakonen vorbehalten, die in Dreier oder Vierergruppen nebeneinander hergingen, sangen, beteten, aber jegliche Hektik vermissen ließen.
    Dafür waren dann die Tänzer zuständig. Sie bewegten sich nach den Klängen der Musik. Ihr Rhythmus war immer der gleiche. Sie kamen mir vor, als wären sie in Trance, und ich hörte auch das hohe Klingen der Schellen.
    Ein heller, wunderbar feiner Glockenklang war zu hören, und ich dachte daran, daß diese Musik zugleich die unmittelbare Nähe der Lade bedeutete.
    Mikail schien meine Gedanken erraten zu haben. »Du hast den Klang der Schellen gehört?« sprach er mich an.
    »Stimmt.«
    »Sie kommen«, sagte er leise. »Du wirst sie dir aus der Nähe anschauen können.«
    »Sprichst du von der Lade?«
    »Davon auch.«
    »Ich lasse mich überraschen.«
    Meine Stimme hatte ruhig geklungen. Ich wußte, daß ich nicht die echte Lade zu Gesicht bekam. Dennoch war ich gespannt. Wenn ich die Mitglieder der Prozession betrachtete, so mußte ich erkennen, daß sie engagiert bei der Sache waren. Sie trugen ihre feierlichsten Gesichter zur Schau, sie gingen wie in Trance, sie sahen ihre Umgebung nicht, und alle hielten eine bestimmte Schrittfolge bei. Niemand geriet aus dem Rhythmus, es wirkte alles wie einstudiert, der Staub störte sie nicht, im Gegensatz zu mir, denn ich sah viele Mitglieder etwas verschwommen. Die Musik blieb. Die Flöten, die Schellen, die anderen Instrumente, die ich nicht kannte, deren Klang sich aber mit dem der anderen Instrumente vereinigte.
    Es war ein völlig anderes Erleben für mich. Auch wenn die Luft so fremd und anders roch, auch wenn ich sie tief einatmete, ich dachte nicht mehr an den Staub. Die Faszination dieses Festes hatte mich gepackt. Möglicherweise auch deshalb, weil die Lade immer näher rückte. Der Mittelpunkt der Prozession war erreicht.
    Festlich gekleidete Priester gingen vor ihr her. Die Männer trugen ebenfalls lange Gewänder oder Mäntel, die ihnen bis zu den Knöcheln reichten. Der Stoff war bestickt mit goldenen Mustern. Manchmal hoben sich auch die koptischen Kreuze überdeutlich von ihrem Untergrund ab.
    Kreuzarten wurden auch von den Männern getragen. Lange Stangen, auf denen die alten Kunstgegenstände den Abschluß bildeten.
    Nur waren diese Kreuze verfremdet. Manche von ihnen wirkten wie die Dächer der zahlreichen Kirchen, die es hier gab.
    Es war ein beeindruckendes Bild, das wie in Zeitlupe vor meinen Augen entlanglief. Wunderschön, farbig jetzt, auch

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