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1006 - Das Palladium

1006 - Das Palladium

Titel: 1006 - Das Palladium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinterließen, aus denen das rote Blut hervorquoll.
    Hagir stand noch immer, jetzt sogar auf den Zehenspitzen, denn das Skelett hatte ihn leicht angehoben. Den Mann noch immer im Griff haltend, zog es ihn zu sich heran, und die Finger drangen tödlich tief in den Hals.
    Sirupartig sickerte das rote Blut über die Hand, während Hagirs Beine noch einmal zuckten, sich dann nicht mehr bewegten, denn ein Toter war und blieb still.
    Vorbei…
    Das wußte auch das Skelett. Es zog seine Hand zurück. Die blutverschmierten silbrigen Knochenfinger lösten sich aus der Wunde, und Hagirs Füße bekamen wieder Kontakt mit dem Boden.
    Nur Kontakt, keinen festen Stand. Vor den Augen seiner Templer-Freunde brach er zusammen. So hatte ein Templer den anderen ausgeschaltet, und doch gab es zwischen den beiden tiefe Gräben.
    Hector de Valois stieg über die Gestalt hinweg. Er schüttelte seine rechte Knochenhand aus, und Blutperlen wischten durch die Luft, bevor sie zu Boden klatschten.
    Aber er war noch nicht fertig. Alle schauten entsetzt zu, wie er sich bückte und noch einmal nach dem Toten faßte. Plötzlich flammte der Körper in einem kalten, grellen Licht auf. Es war so weiß und hell, daß es blendete.
    Die Männer mußten die Augen schließen oder sich abwenden, um ihre Sehkraft nicht zu verlieren. Aber sie öffneten die Augen auch wieder.
    Was sie dann sahen, war unfaßbar.
    Es gab Hagir nicht mehr. Wo er gelegen hatte, waren nur noch Reste zu sehen. Ein dünner Film aus Asche oder Staub, nichts anderes, und auch er würde nicht lange bleiben.
    Hector de Valois richtete sich wieder auf. Sein silberner Knochenschädel bewegte sich. Obwohl in den Augenhöhlen ein dunkles Nichts gähnte, konnte jeder der Männer den Eindruck bekommen, von ihm angestarrt zu werden.
    Sie sahen noch etwas anderes.
    Zum erstenmal hatte das Skelett seine linke Faust geöffnet und hielt die Hand nun gestreckt. Es hatte etwas mitgebracht. Einen Stein, eine Gemme, wie auch immer.
    Das Siegel der Templer.
    Ein Kreuz war darauf zu sehen. Der gekippte Halbmond und die Sterne in seiner Nähe.
    Mikail sah, aber er begriff nicht. Spontan sprach er den unheimlichen Besucher an. »Bist du ein Templer?«
    Das Skelett nickte.
    »Das – das – Kreuz…« Mikail suchte nach Worten. »Ich habe es schon bei einem anderen gesehen. John Sinclair?« fragte er dann.
    Wieder nickte der Knöcherne.
    »Gut, gut«, flüsterte der Wächter, bevor er fragte: »Dann willst du zu ihm?«
    Auch jetzt nickte das Skelett.
    Mikail überlegte nicht lange. Drehte sich nach rechtes, streckte dabei seinen Arm aus und deutete auf die Kapelle. »Du kannst ihn dort finden. Da ist er…«
    Diesmal erlebten die Männer kein Nicken. Aber das Skelett hatte Mikail geglaubt. Es setzte sich in Bewegung und schritt zielsicher auf den Eingang zu…
    ***
    Sprachlos schauten ihm die Templer nach. Sie alle standen unter dem Eindruck des eben Erlebten. In keinem Gesicht zeichnete sich Leben ab. Die Haut schien vereist zu sein, und die Augen waren nicht mehr als starre Kugeln.
    Sie alle waren vom Schock gezeichnet, denn sie hatten sich mit den fremden Kräften beschäftigt.
    Sie waren tief eingedrungen in die Geschichte des Königs Lalibela.
    Sie hatten es auch gelernt, die Magie zu akzeptieren, nun aber war etwas geschehen, was sie nicht begreifen konnten. Sie hatten mit ansehen müssen, wie ein silbernes Skelett ihren Anführer tötete und sich damit gegen ihre großen Pläne stemmte.
    Sie waren fassungslos.
    Deshalb ließen sie den Unbekannten auch gehen. Sie stierten auf seinen aus silbernen Knochen bestehenden Rücken, und der Unheimliche schritt, ohne zu zögern, weiter auf den Eingang zu. Es war so mächtig, daß es sich durch nichts aufhalten lassen würde, und nicht die Templer würden vor der Lade stehen, sondern das Skelett.
    Allmählich wurde den Männern bewußt, was das bedeutete.
    Plötzlich konnten sie auch wieder sprechen, und sie dachten dabei an ihre Pläne, die ein Teil ihres Lebens waren.
    Mikail beteiligte sich nicht an den Gesprächen. Er hörte nur zu, aber er fühlte sich dabei wie in einem Gefängnis, dessen Stäbe ihn innen und außen umragten.
    Die Worte und Sätze erreichten seine Ohren wie gefiltert. Trotzdem wollte er ebenfalls etwas sagen, doch er brachte kein Wort über die Lippen.
    »Er wird alles zerstören.«
    »Er wird die Lade holen.«
    »Wir können es nicht zulassen.«
    »Wir müssen ihn stoppen.«
    Einer widersprach. »Er ist mächtig. Er hat Hagir verdampft.

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