1008 - Endloser Schrecken
Trauma entwickelt. Wenn alle Stricke rissen, sollte ich mit dem Schwert des Salomo meinem eigenen Vater den Kopf abschlagen.
Etwas durchschlug meinen Körper wie ein heftig geschwungener Hammer. Es waren allerdings keine echten Hammerschläge, sondern mein eigener Herzschlag meldete sich auf diese schlimme Art und Weise. Die Echos breiteten sich auch aus, bis sie meinen Kopf erreichten und dort in alle Richtungen wirbelten.
Donata war noch da.
Ich sah ihren Geist direkt vor mir, aber er kam mir sehr verschwommen vor, als befände er sich im Zustand der Auflösung. Das allerdings wollte ich nicht akzeptieren, es mußte an meiner Sehfähigkeit liegen, daß es mir so vorkam.
Sie ließ mich zum Glück in Ruhe, da sie wußte, was in mir vorging. Der Gedanke war einfach absurd, überhaupt nicht zu begreifen, und ich wehrte mich dagegen. Das mußte auch Donata gespürt hatten. Mit sanft klingender Stimme sprach sie mich an. »Auch wenn es sich schrecklich und furchtbar anhört, aber du solltest dar über nachdenken, John. Es muß eine Möglichkeit geben, daß du dein normales Aussehen zurückerhältst.«
Ich nickte. Sprechen konnte und wollte ich nicht. Nur war mir dieser Preis zu hoch, auch wenn mein Vater der Loge angehört hatte und von Lalibelas Geist ausgesucht war, um ihm als Wirt zu dienen.
Da lief einfach zu viel durcheinander, mit dem ich nicht klarkam.
»Ist es denn die einzige Chance, die ich habe?« fragte ich mit leiser Stimme.
»Das kann ich dir nicht genau sagen, John. Aber es wäre eine. Du mußt nur deinen Kopf freimachen, um an die außergewöhnlichen Dinge heranzukommen.«
»Ich wäre dann ein Mörder!« flüsterte ich.
»Bist du sicher?«
»Ja, ich…«
»Nein, du bist kein Mörder. Du gibst nur jemandem, der schon tot ist, den endgültigen Frieden. Und das ist dir ja nicht neu, John. Oder wie siehst du es?«
»Stimmt schon«, gab ich zu.
»Jedenfalls habe ich dir einen Rat geben können. Mehr weiß ich auch nicht zu sagen. Nur eines darfst du nicht vergessen. Ich werde auf deiner Seite stehen, John, was immer auch passiert. Denn ich habe nicht vergessen, was du für mich getan hast. Die Vergangenheit ist nicht tot. Das ist sie nicht.«
»Danke«, sagte ich und schaute nach einer gewissen Weile wieder hoch. Donata schickte mir ein letztes Lächeln zu. Es sah nicht nach einem Abschied aus. Es war auch nicht traurig. Es sollte mir Mut machen, und darauf konnte ich nur hoffen.
»Ich ziehe mich jetzt zurück«, hörte ich sie noch flüstern. Sehr langsam hob sie den rechten Arm, um mir einen letzten Gruß zu schicken. Dann bewegte sie sich und war weg.
Ich saß wieder allein in der Grillhütte und fühlte mich auch so verdammt einsam. Der Druck im Magen wollte nicht verschwinden.
Wie eine bittere Säure wirkte er und war dabei, in meine Kehle hochzusteigen.
Ich stand auf.
Meine Gelenke taten mir vom längeren Sitzen weh. Ich streckte mich, um mich auch besser bewegen zu können.
Es war plötzlich kälter geworden. Möglicherweise war ich auch nur zu sensibel, da kam eben viel zusammen.
Mit gesenktem Kopf bewegte ich mich unter dem Pilzdach hin und her. Ich suchte den Boden ab, ohne etwas zu finden. Auf meinem Rücken lag eine bleierne Last, und als ich einen Pfosten erreichte, blieb ich stehen und stützte mich daran ab.
Mein Blick glitt in die Landschaft hinein. Wie sollte es weitergehen? Es mußte weitergehen, das wußte ich. Es würde auch weitergehen. Aber konnte es mir gelingen, dieser Klemme zu entkommen?
Das war die große Frage, auf die ich keine Antwort wußte. Ich war so allein und…
Meine Überlegungen stockten wie von selbst. Moment mal, war ich tatsächlich allein?
Nein, nicht ganz. Es gab noch jemanden, der in Lauder auf mich wartete. Freund Suko würde den Ort bestimmt nicht verlassen haben. Ihn mußte ich anrufen. Er würde mir helfen und zur Seite stehen. Vor kurzem noch hatte ich das nicht gewollt, aber jetzt brauchte ich seine Hilfe.
Ich war froh, über diesen Entschluß. Lange genug hatte ich gegrübelt und mich meinem eigenen Schicksal hingegeben. Jetzt allerdings richtete ich einen Blick nach vorn.
Donata hatte recht behalten. Es gab eine Lösung. Kein Knoten war so dicht, um ihn nicht entwirren zu können, und ich würde es auf alle Fälle versuchen.
Das Handy hatte ich mitgenommen. So ein kleiner Apparat machte doch unabhängig.
Wie ich Suko kannte, hatte er das Haus meiner Eltern sicherlich nicht verlassen. Er würde sich dort aufhalten und sich
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