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1008 - Endloser Schrecken

1008 - Endloser Schrecken

Titel: 1008 - Endloser Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schade.
    Ich blies den Rauch gegen den Handlauf und sprach Marsha an.
    »Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Gern, John. So heißen Sie doch – oder?«
    »Ja.«
    »Um was geht es?«
    »Sind Sie die Wirtin hier?«
    Marsha nickte. »Ja, die bin ich. Den Laden betreibe ich zusammen mit meinem Bruder Josh.« Sie hob die Schultern. »Aber der ist momentan in Urlaub. Für uns ist das eine gute Zeit. Wenn es wärmer wird, kommen die Touristen.« Sie lachte. »Stellen Sie sich vor, da wird sogar unsere Bude hier frequentiert, und die Leute finden es unwahrscheinlich romantisch. Komisch.«
    »Die Gegend hier hat schon was«, sagte ich.
    »Ja, da haben Sie recht. Allmählich glaube ich es auch. Aber wenn Sie immer hier leben und auch hier aufgewachsen sind, sehen Sie das mit anderen Augen.«
    »Das kann sein.«
    »Verlassen Sie sich darauf.« Marsha drehte sich um. »Es ist zwar nicht meine Zeit, aber ich werde mich auch mal einen kleinen Schluck gönnen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Ich lachte, was sollte ich sonst tun?
    »Sehen Sie«, sagte die Frau beim Einschenken, »jetzt haben Sie sogar gelacht.«
    »Ist das so unnatürlich, daß die Gäste bei Ihnen lachen?«
    »Nein, das nicht. Aber ich beziehe das auf Sie persönlich. Sie haben mir bei der Ankunft so einen komischen Eindruck gemacht. Traurig oder so. Deprimiert vielleicht.«
    Ich nickte. »Das kann schon sein. Jeder von uns hat schließlich sein Päckchen zu tragen.«
    »Dann geht es Ihnen nicht gut.«
    »Ich lebe.«
    »Komische Antwort.«
    Ich trank das Glas fast leer. »Was soll ich Ihnen sonst sagen, Marsha?«
    »Keine Ahnung. Aber man sieht Ihnen an, daß Sie etwas quält.«
    »Meinen Sie mein Gesicht damit?«
    »Das auch.«
    »Aber?« fragte ich, weil ich gemerkt hatte, daß Marsha noch etwas sagen wollte.
    Sie wich zurück. »Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll«, erwiderte sie.
    »Bitte, raus damit! Tun Sie sich keinen Zwang an.«
    »Hm.« Bisher hatte mir die Wirtin zumeist ins Gesicht geschaut.
    Das änderte sich jetzt, denn sie senkte den Blick und starrte auf meine Hände.
    Das blieb mir natürlich nicht verborgen, deshalb fragte ich sie. »Ist was mit meinen Händen?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Aber Sie kommen trotzdem damit nicht klar.«
    »Stimmt.«
    »Sagen Sie schon!«
    »Da stimmt das Verhältnis nicht«, erklärte sie.
    »Sind Ihnen meine Hände zu klein?«
    »Auch das nicht. Ich meine nur, John, wenn ich mir Ihre Hände anschaue und sie dann mit Ihrem Gesicht vergleiche, komme ich damit einfach nicht zurecht. Ihre Hände, verzeihen Sie, wenn ich das sage, sehen einfach zu jung für Ihr Gesicht aus.« Sie lachte jetzt und ging einen Schritt zur Seite.
    »Das ist aber ein Ding!« erwiderte ich, während so etwas wie ein warmer Stromstoß durch meinen Körper zuckte und ich am liebsten im Erdboden versunken wäre, weil sie ja recht hatte.
    Marsha kam wieder näher. »Sind Sie jetzt sauer auf mich, daß ich das gesagt habe?«
    »Warum sollte ich?«
    »Es fiel mir eben auf. Auch wenn wir hier nur eine Dorfkneipe sind, aber ich habe es schon zu einer gewissen Menschenkenntnis gebracht. Und auch Ihr Körper paßt nicht zu Ihrem Gesicht. Sie wirken nicht wie ein alter Mann.«
    »Danke für das Kompliment.«
    Marsha legte eine Hand auf die meine. »Nehmen Sie es nicht zu ernst, John, aber das habe ich eben gemeint. Ich sage es Ihnen, wie ich Sie sehe.«
    »Haben Sie eine Erklärung?« fragte ich und leerte mein Glas jetzt ganz.
    »Nein, die habe ich nicht. Aber einen Film drehen Sie doch auch nicht in der Nähe?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Daß man Sie auf alt geschminkt hat.« Sie fixierte mich und schüttelte dann den Kopf. »Nein, das kann auch nicht stimmen, John. Da habe ich wohl Quatsch geredet.«
    »Ich fühle mich auch nicht alt«, erklärte ich mit leicht gepreßt klingende Stimme. »Man sagt ja heute immer, daß es die jungen Alten gibt. Anscheinend bin ich so einer.«
    Sie reckte ihr Kinn vor. »Unnatürlich, John. Außerdem haben Sie Sorgen, das spüre ich auch.«
    »Sind Sie ein Medium?«
    »Das nicht. Aber eine Frau, die sich mit Menschen einigermaßen auskennt. Manchmal bin ich auch zu ehrlich, aber das ist für mich nicht weiter tragisch.«
    »Gut, Marsha, wirklich. Ich kriege dann noch etwas.«
    »Wieder einen Doppelten?«
    »Nein, diesmal ein Bier. Ein großes.«
    »Okay, wird erledigt.«
    Sie ging zu dem Zapfhahn, hielt ein Glas darunter und ließ das dunkle Bier hineinlaufen.
    Ich hatte für eine Weile Ruhe. Sechs

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