1009 - Kometen-Geister
Worte gewechselt und waren uns beide nicht unsympathisch gewesen. Noch vor knapp drei Stunden hätte ich mich gefreut, wenn wir gemeinsam den einen oder anderen Abend verbracht hätten, aber danach sah es wohl jetzt nicht aus.
Um mein Blockhaus zu erreichen, mußte ich an dem der sympathischen Mieterin vorbei. Warm schien mir die Sonne gegen die Seite und auf den Rücken.
Wenn ich über die Stege hinwegschaute, dann lag dort der See so frei und luftig, als wollte er die Helligkeit der Sonne einfangen und sie nie mehr abgeben. Die schimmernden Lichtreflexe verteilten sich auf der Oberfläche wie funkelndes, wertvolles Geschmeide.
Zwischen den Häusern und dem eigentlichen Beginn des Seestrands gab es einen Weg. Er führte an den Reihen der Bauten entlang. Die Blockhütten waren nicht alle belegt. Mehr als die Hälfte standen leer. Es war einfach noch zu früh von der Jahreszeit her. Ich wunderte mich schon, daß meine Nachbarin bei diesem Wetter nicht auf der kleinen Terrasse saß oder zumindest die Rollos am Fenster zur Seite gezogen hatte, um einen freien Blick auf das Wasser zu haben.
Die Lamellen waren so weit geschlossen, daß ich keinen Blick in das Haus werfen konnte. Vielleicht waren Mutter und Sohn auch einkaufen gefahren.
Ich dachte über den Namen nach. Er war mir gesagt worden, aber ich hatte ihn wieder vergessen.
Als ich die Tür zu meiner Blockhütte aufschloß, fiel er mir wieder ein.
Simmons hießen die beiden. Carol und Brian Simmons. Ja, jetzt wußte ich es wieder.
Ich betrat die Hütte und hatte die Tür kaum hinter mir geschlossen, als ich in der winzigen Diele meinen Schritt anhielt. Um den großen Wohnraum zu betreten, mußte ich nach rechts gehen. Die schmale Tür war nicht geschlossen, aber das war es nicht, was mich für einen Moment irritiert hatte.
Es lag einzig und allein an diesem ungewöhnlichen Geruch. Ich kam damit nicht zurecht und dachte zunächst daran, daß jemand eingedrungen war und dabei geraucht hatte.
Ich wurde vorsichtig und zog sogar meine Waffe, als ich den Wohnraum betrat.
Er war leer.
Kein Besucher, auch keine Besucherin. Aber der Geruch blieb. So etwas wie eine Erinnerung. Oder hatte hier jemand was verbrannt?
Das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich fand auch keine Kippe im Ascher, stieß wenig später die Tür zum Schlafraum auf und blickte auch dort in ein leeres Zimmer.
Der Raum war klein. Es paßten gerade mal ein Bett und ein Schrank hinein. Auch ein schmaler, hoher Spiegel an der Wand. Das Bett war noch aufgeschlagen, so hatte ich den Raum auch verlassen. Es gab keine Spuren, die auf das Eindringen eines Fremden hinwiesen.
Und doch roch es auch hier.
Im winzigen Bad nahm ich denselben Geruch wahr. Auch hier schien sich jemand mit einer brennenden Zigarette oder Zigarre aufgehalten zu haben. Aber Spuren konnte ich keine entdecken.
Mich überkam schon eine gewisse Unruhe. Hier stimmte etwas nicht, das war mir klar. Ich ging wieder zurück in den Wohnraum, steckte die Waffe weg und ließ mich in einen Sessel fallen.
Der Geruch blieb. Mittlerweile hatte ich mich schon an ihn gewöhnt, aber akzeptieren konnte ich ihn nicht. Hier war einiges verkehrt gelaufen, und es störte mich, daß ich ihn mit dem vergleichen mußte, den ich auch im Supermarkt wahrgenommen hatte.
So ähnlich hatte der Typ gerochen, als er durch meine Kugel vernichtet worden war.
Mir war zwar nicht alles klar, aber ich wußte jetzt, daß dieser Fall an meinen Füßen klebte. So leicht würde ich ihn nicht loswerden, ebenso wie den Geruch.
Es ging also weiter, und ich steckte mittendrin.
In der Stille blieb ich sitzen, allerdings nicht müde, sondern mit gespannten Sinnen. Meine Blicke durchforsteten jede Ecke des Zimmers, weil ich auch damit rechnete, Rauch aus dem Boden oder den Wänden quellen zu sehen.
Irgendwo mußte er schließlich herkommen. Das war keine Einbildung mehr, verdammt!
Es war nichts zu sehen.
Ich stand auf. Der Kühlschrank hatte in der winzigen Küche seinen Platz gefunden. Bier, Wasser und Saft verteilten sich darin. Ich entschied mich für eine Dose mit Wasser, riß die Lasche auf und wanderte trinkend durch die Blockhütte.
Dabei hatte ich Mühe, die Gedanken an die Vergangenheit zu verdrängen und mich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Bisher war nichts geschehen, und es blieb auch weiterhin ruhig, obwohl sich doch etwas veränderte.
Ich spürte es unter meinen Füßen. Da war der Boden zwar wie immer, aber er kam mir vor, als würde er leicht
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