101 - Der Unheimliche aus dem Sarkophag
des
Unheimlichen.
Er schien erst jetzt wahrzunehmen daß da noch
jemand war.
Wie ein Roboter näherte er sich dem
Glaskasten. Und wie eine Maschine handelte er auch.
Er schlug gegen die Frontwand.
Es war ein so heftiger Schlag, daß die
Scheibe sofort platzte. Ein großer Sprung zeigte sich, der vom Boden bis zur
Decke lief.
Ein zweiter Schlag!
Die Scheibe splitterte.
Die junge, siebzehnjährige Nafri wich zurück.
Glassplitter auf Gesicht und Schultern hinterließen zahlreiche kleine
Schnittwunden.
Ak-Hom geriet in Fahrt.
Der Unheimliche wischte mit einer ausholenden
Bewegung durch die mit Gewalt geöffnete Glaswand.
Hier war etwas, was nicht sein durfte.
Zum Zerstören war er durch Orus in seine neue
Existenz gerufen worden.
Seine Hand wischte wie eine Sense durch die
Luft. Er achtete nicht auf Widerstände und Glasscherben, ihn kümmerte auch
wenig die scharfkantige, restliche Wand, die noch stand.
Sein Arm fiel daran herunter. Es hörte sich
an, als ob jemand mit einer Säge einen besonders knorrigen Baumstamm behandle.
Der Arm müßte normalerweise tief
eingeschnitten sein und abfallen, aber er zeigte nicht mal einen Kratzer.
Ak-Homs Rechte fuhr der Siebzehnjährigen voll
ins Gesicht. Nafri flog zurück.
Über ihr Antlitz zogen sich blutige Striemen,
als hätte ein Schlagring sie getroffen.
Das Mädchen gurgelte.
Ein zweiter Schlag erfolgte von dem
Ungeheuer, wie von der Pranke eines Raubtieres.
Jean Mercier verkrampfte sich.
„Nein!“ Er warf sich nach vorn und riß seine
ganze Kraft zusammen. Es fiel ihm entsetzlich schwer, sich zu bewegen, aber er
schaffte es. Angst und Verzweiflung waren größer als der Bann, der ihn bisher
gefesselt hielt.
Er mußte Nafri zu Hilfe kommen.
Sie durfte nicht sterben!
Fast zwei Jahrzehnte Arbeit umsonst? !
Er warf sich förmlich auf die lebende Mumie
Ak-Homs. Er spürte die rissige, steinharte, knochentrockene Oberfläche der Haut
und glaubte in einen Haufen Steine zu greifen.
Ak-Hom machte eine halbe Drehung.
Seine Linke krachte gegen die Brust des
schwächlichen Jean Mercier.
Der war kein Kämpfer und konnte einem Gegner
praktisch kaum Widerstand entgegensetzen. Wie ein Blatt, das einem heftigen
Windstoß ausgesetzt wurde, segelte er zurück und fiel quer über den Tisch, Wo
fein säuberlich die Instrumente und Glasbehälter lagen und standen.
Es schepperte. Splitternd flogen die
Instrumente auf den Boden. Aus den Reagenzgläsern rollten die Gewebetestate
über den Teppich.
Mercier rutschte über den Tisch, der
schließlich umkippte und ihn und alles andere, was sich noch oben gehalten
hatte, unter sich begrub.
Voller Entsetzen sah er hinter einem
Schleier, der sich vor seine Augen legte, wie Ak-Hom alles kurz und klein
schlug, wie er mit brutaler Gewalt Nafris Kopie vernichtete.
Was Mercier sah, raubte ihm den Atem.
Riß der Unheimliche ihr wirklich einen Arm
aus, wie gefühllose Rohlinge mit leichter Hand einem Insekt die Gliedmaßen
entfernten?
In seinem Schädel dröhnte es, alles in ihm
sträubte sich und er fürchtete, den Verstand zu verlieren.
Dann war Ak-Hom über ihm.
Mercier sah ihn ganz nahe vor sich.
An dem plumpen, rissigen Körper entdeckte er
etwas, und eine furchtbare Ahnung stieg in ihm auf.
Links und rechts neben dem Hals und unterhalb
der Achselhöhlen zeigten sich dicke, geschwürartige Auswüchse.
Die hatte er vorher nicht wahrgenommen.
Unter den lederartigen Hautblasen
zeigten sich Veränderungen, als ob dort jeden
Augenblick etwas aus dem Körper des unheimlichen Eindringlings hervorbrechen
würde.
Er mußte an die Bilder alter ägyptischer
Gottheiten denken.
Siedendheiß erfüllte ihn die Panik, und
plötzlich wußte er, wie alles zusammenhing.
Aber er nahm sein Wissen mit ins Grab!
●
Die Begegnung mit Roger Locon blieb nicht
ohne Folgen.
Der breitschultrige Franzose mit den
fremdländischen Gesichtszügen gab alles zu.
Und er war noch zu mehr bereit.
„Ich werde es Ihnen zeigen Monsieur Brent.
Ich glaube, daß es das beste ist, die Geheimnistuerei
nun endgültig fallen zu lassen. Zumindest der Polizei gegenüber. Bei Ihnen hat
es also nicht funktioniert“, stellte Locon fest, als er am Tisch bei Morna und
Larry saß, wohin er ohne besondere Überredungskunst mit Larry gegangen war. Er
spielte auf den geheimnisvollen Zopf an.
„Nein. Ich habe bemerkt, daß etwas mit mir
geschieht“, sagte X-RAY-3. „Was bedeutet der Zopf?“
Locon sagte: „Im alten Ägypten gab es
Zauberpriester und
Weitere Kostenlose Bücher