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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wusste , wohin die beiden – die Dienstmagd und das Mädchen – verschwunden waren.
    Als die Dienstmagd allzu lange ausblieb, zog der junge Mann los, um sie zu suchen. Doch er konnte keine Spur von ihr entdecken. Das zerriss ihm Herz und Gemüt, und er stürzte ohnmächtig zu Boden.
    Das Mädchen war unterdessen mit ihrem Reittier und den Kammerzofen in der Stadt Bagdad eingetroffen. Sie traten vor den Kalifen al-Mu’tasim. Dieser zählte die Mädchen durch. Es war ein Mädchen mehr, als ihm der Herrscher von Ägypten schicken wollte. «W er bist du?», sprach er sie an , und sie erzählte ihm, was ihr zugestoßen war.
    Da hatte der Kalif Mitleid mit ihr und ordnete an, man solle sie in den Palast seiner Schwester bringen. «Haltet sie dort fest», befahl er, «und wenn jemand kommt und sie zurückfordert, so gebt sie heraus und behandelt beide gut!»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die zweiundvierzigste Nacht

    Er spricht:
    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
    Da rief ihre Schwester Danisad ihr zu: ~ Ach, meine Schwester! Ach, Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
    ~ Einverstanden, erwiderte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die Geschichte weiter:
    Das Mädchen wurde zu al-Mu’tasims Schwester geführt, und diese ließ sie in einem ihrer Gemächer wohnen.
    Der junge Mann aber brachte, nachdem er sie verloren hatte, die ersten Tage ohne Essen und Trinken zu. Dann endlich, nach Tagen, erfuhr er , was mit ihr geschehen war. Sogleich berichtete er seinem Vater davon. «Ich will dorthin, Vater», sagte er zu ihm.
    «T u das, mein Sohn», pflichtete sein Vater bei, traf sogleich alle Reisevorbereitungen für seinen Sohn und gab ihm Geld mit. Und der junge Mann brach auf und reiste, bis er die Stadt Bagdad erreichte. Er betrat die Stadt und stieg in einer Herberge ab.
    Nachdem er sich von den Strapazen der Reise erholt hatte, ging er hinaus und machte sich auf die Jagd nach Neuigkeiten. Er eröffnete einen Laden im Markt der Parfümhändler, schaffte große Mengen Parfüms heran und setzte sich, um zu kaufen und zu verkaufen und sich durch höfliches und großzügiges Verhalten bei den Menschen beliebt zu machen. Tatsächlich kamen aufgrund seiner Freundlichkeit bald viele Kunden zu ihm. Unter ihnen waren auch die Pagen aus dem Palast. Zu ihnen war er besonders zuvorkommend, und er fuhr damit so lange fort, bis ihr Vorsteher sich einfand. Auch ihn behandelte er großzügig. Dann sprach er ihn an: «Mein Herr, ich habe ein Anliegen an dich.»
    «Und was für ein Anliegen ist das?», fragte der Page zurück.
    Da schilderte er ihm alles, was er erlebt hatte, und erzählte ihm seine ganze Geschichte, vom Anfang bis zum Ende.
    «Ich werde euch beide zusammenbringen, so Gott will», versprach der Page.
    Der junge Mann wartete einige Tage, dann kam der Page wieder zu ihm. «Steh auf», sagte er , «und mache dich bereit, zu dem Mädchen zu gehen.» Mit diesen Worten gab er ihm Frauenkleider und Schmuck, nahm ein Tablett aus Bambus, stellte es ihm auf den Kopf und führte ihn so zum Palast. Nachdem er ihn hineingeschmuggelt hatte, sagte er zu ihm: «Jetzt begib dich dort und dorthin.» Und er beschrieb ihm das Gemach, in dem das Mädchen war. Der junge Kaufmannssohn machte sich also auf den Weg, vergaß aber die Beschreibung des Pagen und wusste plötzlich nicht mehr, wohin er sich wenden sollte. Während er so umherirrte, hörte er auf einmal eine Stimme, zarter und frischer als Morgentau, die Verse singen:
    [ Tawîl ]
    «Für das, was im Herzen, tritt die Träne als Zeuge ein.
    Der Fluss meiner Tränen strömt wie heftiger Regen.
    Der gestern mir wohlgesonnen war, hält mich heute wach.
    Das Schicksal und er stehn mir als Feinde entgegen.»
    Er berichtet weiter:
    Der junge Ägypter ging in die Richtung, aus der die Stimme kam. Er betrat ein Gemach, jedoch nicht jenes, das ihm der Page beschrieben hatte. Dort sah er mondgleiche Mädchen. Unter ihnen war ein Mädchen, das die anderen Mädchen von allen Seiten umgaben. Es war die Schwester des Kalifen al-Mu’tasim.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer

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