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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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denn geschenkt?», fragte der König nach.
    «IchsaßgeradezuHauseherum,alsesplötzlichanderTürklopfte»,berichtetederJüngling.«Ichbinhinausgegangen.DraußensahicheineschwarzeDienerin,diemireinTablettmitgebratenemLammundBrotfladenausfeinstemMehlbrachte. Dann sind diese Leute hier dazugekommen undhabenmichgefragt,obsieetwasdavonessendürften.IchhabesieindieDielemeinesHauseseingelassenundbinselbstinsHauszurückgegangen,umihnenWasserzubringen. Als ich mit dem Wasser wieder herauskam ,habeichkeineSpurmehrvonihnenvorgefunden.Ichhabediesundjenesanihnengetan»,fuhrerfort,«habesieeingeladen,undsiehabenvonmeinemEssengegessen.Istdas,was du hier siehst, der Lohn, den ich dafür von ihnen erhalten soll?»
    Als der König seine Rede gehört hatte, erhob er sich, ging in seinen Harem und begab sich geradewegs zu dem Mädchen, dem die Goldfäden gehört hatten. «Kennst du diese Goldfäden?», fragte er sie.
    «Ja», erwiderte sie.
    «W er hat sie in den Bauch des gebratenen Lamms gesteckt und dieses dann als Geschenk zu dem jungen Kaufmannssohn geschickt?»
    «Ich war es», gestand sie.
    «Und warum?», fragte er nach.
    Da sagte sie: «Gott möge dem König Gedeihen schenken und ihn versöhnen. Ich habe das und das mit ihm erlebt.» Und sie erzählte ihm die ganze Geschichte, nämlich, wie er den Sklaven getötet hatte. Dann führte sie ihn zu dem Ort, wo sie den Schwarzen versteckt hatte, und er überzeugte sich selbst davon, dass dieser erschlagen worden war. Der König entblößte nun ihren Rücken und sah schwarze Striemen von den Hieben, die ihr der Sklave mit dem Schwert versetzt hatte.
    «Da konnte ich nicht anders», schloss sie ihren Bericht, «als es dem Jüngling so zu vergelten, wie du es gesehen hast.»
    Nun ließ er sie wieder allein , bestellte den Jüngling zu sich und erzählte ihm, was das Mädchen ihm berichtet hatte. Daraufhin ordnete er an, dass das Mädchen fortan dem Jüngling gehören sollte. Ihn selbst aber fragte er, welches Urteil er über seine Freunde fällen wolle. Und der verwies sie aus der Stadt und verbannte sie aus seinem Land. Fortan aber gehörte der Jüngling zu den engsten Vertrauten an der Tafel des Königs, bis das sichere Ende sie ereilte.

Die Geschichte von den vier Freunden
    ~ Die Leute behaupten, o König, fuhr sie fort zu erzählen, ~ dass es zur Zeit des Kalifen Harun ar-Raschid vier Freunde gab. Der eine war ein Dieb, der zweite ein Fährtenleser, der dritte war Tischler und der vierte Schütze. Die vier kamen in die Stadt Bagdad und stiegen in einem Haus ab. Die Häuser in Bagdad hatten damals eisenvergitterte Oberlichter.
    Sie betraten also das Haus. Die Nacht brach herein, und sie stellten Speisen und Getränke vor sich. Da klappte plötzlich das eiserne Gitterfenster über ihnen herunter. Sofort sprangen sie auf und schauten sich um. Und was sahen sie da? Ein Mädchen gleich dem strahlenden Vollmond. «W er bist du, Mädchen?», fragten sie.
    Sie aber schwieg und gab ihnen keine Antwort.
    Da rief ein jeder von ihnen: «Sie gehört mir!»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die vierundfünfzigste Nacht

    ~ Und so, mein Gebieter, sagte sie, ~ geht die Geschichte weiter:
    Ein jeder von ihnen rief: «Sie gehört mir!»
    Da stand einer von ihnen auf. «Hört meinen Vorschlag!», wandte er sich an die anderen.
    «Jawohl», antworteten sie, und er sagte: «Lasst das Mädchen in irgendeinem Haus zurück, hängt Schlösser davor und schließt sie bis morgen früh dort ein, so Gott will. Wer von euch dann am listigsten und geschicktesten ist, der soll sie haben.»
    «W as für eine gute Idee!», lobten die anderen. Damit ergriffen sie das Mädchen, brachten sie in ein Haus, hängten ein Schloss davor und begaben sich für diese Nacht zur Ruhe.
    Sowie sie am Morgen erwacht waren, öffneten sie die Tür und suchten nach dem Mädchen. Sie fanden keine Spur mehr von ihr.
    Da sagte der Fährtenleser: «Ich werde nachsehen, auf welchem Weg sie entkommen ist.» Er suchte eine Weile. «Dieses Mädchen», sagte er dann zu ihnen, «wurde von einem Ifrit entführt, einem von den Dschinnen. Hätte ein Mensch sie entführt, so würde ich hier seine Spuren sehen. Doch nun folgt mir, damit ich euch seine Fährte zeigen kann. Denn ich schwöre bei Gott! Selbst wenn sie so hoch wie die Sonne

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