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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie, ~ geht die Geschichte weiter:
    Als der Königssohn die Worte des Mädchens hörte, wuchs die Liebe zu ihr in seinem Herzen noch an. Er steuerte sein Pferd geradewegs auf die Stadt seines Vaters zu. In einer Plantage nahe der Stadt landete er. Dort ließ er sie zurück, und das Pferd mit ihr, und befahl dem Gärtner, sie zu bewachen. Er wollte ihr nämlich zeigen, was für ein mächtiger König sein Vater im Vergleich zu ihrem Vater war. Also sprach er zu ihr: «Bleib hier sitzen, bis ich zu meinem Vater gegangen bin und ihm gesagt habe, dass du da bist. Dann kommen alle unsere Frauen und Diener zu dir heraus.»
    Sie freute sich darüber, und er verließ sie und ging beherzt voran, bis er bei seinem Vater eingetroffen war. Er trat bei ihm ein und grüßte ihn. «Ich habe das Mädchen mitgebracht und in der Plantage abgesetzt», sagte er, indem er neben seinem Vater Platz nahm. «Ich will ihr deine Macht vorführen. Darum sollst du deinen Truppen befehlen, sich in die schönsten Kleider zu werfen und auf die Pferde zu steigen.»
    «Gewiss», sagte sein Vater. Und so befahl der König augenblicklich, dass alle Bewohner der Stadt auf die Pferde steigen sollten und die Stadt zu schmücken und herauszuputzen hätten. Der König und sein Sohn setzten sich in ihrer schönsten Zier auf ihre Rösser. Die Frauen, Mädchen und Dienerinnen kamen mit Weihrauchgefäßen voll der unterschiedlichsten Düfte heraus. In der ganzen Stadt gab es keine Menschenseele, die nicht hinausgezogen wäre.
    Nun ritt der Königssohn in die Plantage – und fand dort weder das Mädchen noch das Pferd. Er stieß einen markerschütternden Schrei aus und fiel in Ohnmacht. Als er wieder zu sich kam, seufzte er: «Ach, hätte ich sie doch nicht allein gelassen!» Dann befahl er allen Arbeitern der Plantage, zu ihm zu kommen. «Sagt mir», forderte er sie auf, nachdem sie sich eingefunden hatten, «wer diese Plantage betreten hat, nachdem ich fortgegangen war!»
    «Gott mehre die Macht des Königs!», wünschten sie und erklärten dann: «Zu uns ist keiner hereingekommen, abgesehen von dem persischen Weisen, der Kräuter pflücken wollte.»
    Als der Königssohn sie das sagen hörte, wusste er sofort, dass kein anderer als der Weise das Mädchen entführt hatte.
    Und das hatte sich so zugetragen: Nachdem der Königssohn sie und das Pferd in der Plantage zurückgelassen hatte, hörte der Weise davon, dass das Pferd mit dem Mädchen dort sei. Schnell ersann er eine List und tat, als pflücke er Kräuter. Er fuhr damit so lange fort, bis die Wächter ihn nicht mehr beachteten. Dann streifte er durch die Plantage, bis er das Mädchen gefunden hatte. Sie saß da und wartete auf die Rückkehr des Königssohns. Er aber küsste den Erdboden vor ihr.
    «W er bist du?», fragte sie ihn.
    «Ich bin der Gesandte des Königssohns», versetzte er. «Er hat mich zu dir geschickt, damit ich dich in eine andere Plantage bringen soll, die näher an der Stadt liegt.»
    «Ach, du da!», entgegnete sie. «Konnte der Königssohn keinen hässlicheren Gesandten finden als dich? Da hat er wirklich einen Missgriff getan.»
    Der Weise aber lachte über ihre Worte. «Meine Herrin», erwiderte er, «wäre ich nicht so hässlich anzuschauen, so hätte er mich nicht zu dir geschickt, denn er ist eifersüchtig.»
    Als das Mädchen ihn das sagen hörte, glaubte sie, er spräche die Wahrheit. Sie erhob sich also, der Weise sprang aufs Pferd, setzte sie hinter sich in den Sattel, betätigte die Abflugschraube, und schon hob das Pferd ab und flog mit ihnen durch die Lüfte, weit hinweg von der Stadt und immer weiter.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad, und sie hörte auf zu erzählen.
    Die einundneunzigste Nacht

    So spricht Faharâyis, der Philosoph:
    ~ Und so, mein Gebieter, sagte sie, ~ geht die Geschichte weiter:
    Als das Mädchen sah, dass er sich von der Stadt entfernt hatte, sprach sie ihn an: «Du hattest doch gesagt, dein Herr habe dich geschickt? Was ist nun damit?»
    «W as schert mich mein Geschwätz von vorhin? Gottes Fluch darüber!», gab er zurück.
    «Ich vermute, du hast mich hinters Licht geführt?», sagte sie.
    «Ja», räumte er ein. «Er ist gar nicht mein Herr. Es war tatsächlich eine List von mir, um dich zu kriegen, und jetzt habe ich dich, und das Pferd dazu.» Und er erzählte ihr seine wahre Geschichte.
    Als das Mädchen seine Rede gehört hatte, schlug sie sich ins Gesicht, zerriss ihre Kleider und klagte:
    «Bei meinem Vater bin ich

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