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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gekochtes und ein gebratenes Huhn, beide kräftig gewürzt.»
    Er ließ ihm das Gewünschte bringen, und der Königssohn band dem Mädchen die Hände zusammen und begann sie mit dem Essen zu füttern. Auch er aß mit ihr. Dabei gab er ihr insgeheim Anweisungen und versprach ihr, sie zu befreien. Von alledem bemerkte der König nichts.
    Drei Tage lang blieb er bei ihr. Am vierten Tag kam der König. «Ich möchte sie sehen», verlangte er. Und der junge Mann nahm ihn mit zu ihr. Sobald der König hereintrat, geriet sie außer sich.
    «Ich nehme meine Zuflucht zu Gott vor dem verfluchten Satan», beschwor der Königssohn sie und fuhr fort, auf sie einzureden: «Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen. Beruhige dich, gesegnetes Weib.»
    Bei diesen Worten senkte sie den Kopf und blickte zu Boden. Der König war darüber hoch erfreut und schenkte ihm sein eigenes Gewand als Ehrenkleid, dazu zahlte er ihm tausend Dinar. Dann löste er ihre Fesseln und ordnete an, dass sie in den Hammam geführt werde. Als sie aus dem Hammam trat, bekleidete und schmückte er sie. Doch sobald Gott den nächsten, guten Morgen grauen ließ, begann sie wieder zu toben wie zuvor. Eines der Mädchen lief schnell zum König und meldete ihm, was sie gesehen hatte, dass sie nämlich wieder laut und wild geworden sei. Der König war entsetzt. Auf der Stelle lief er zu dem Mädchen und sprach sie an, doch sie schrie nur noch lauter.
    «W ehe dir!», herrschte der König den Arzt an. «W as hat das zu bedeuten?»
    «Gemach, mein Herr», beschwichtigte ihn dieser. «Ich werde mir heute Nacht ihre Sterne ansehen. Dann weiß ich, wie es um sie steht. Gedulde dich und lass die Sache bis morgen ruhen, so Gott will.»
    Sobald Gott den nächsten, guten Morgen grauen ließ, war der König wieder zur Stelle. «W as hast du in ihren Sternen gesehen, Doktor?», fragte er ungeduldig.
    «Ich habe gesehen», erwiderte der Königssohn, «dass ein Dschinn, ein Feind Gottes, sich ihrer bemächtigt hat. Dies geschah auf jener Wiese, wo du sie mit dem Greis und dem Pferd aufgegriffen hast. Nur an dem nämlichen Ort, wo der Dschinn das getan hat, kann sie wieder von ihm befreit werden. Das ist es, was ihre Sterne mir gezeigt haben.»
    «Also gut», stimmte der König zu und befahl, sie auf die bewusste Wiese hinauszuführen. Dort wurde ein Zelt aus weißer Seide für sie errichtet. Tausend Ritter umstellten die Wiese und bewachten sie für den Rest der Nacht.
    Als Gott den nächsten Morgen grauen ließ, sprach der Arzt zu ihnen: «Bringt mir das Pferd, das ihr bei ihr gefunden habt. So steht es in ihren Sternen.»
    Es wird erzählt:
    Der König befahl, das Pferd herbeizubringen, und so geschah es. Als das Mädchen das Pferd sah, dazu den Arzt Zauberformeln murmeln und magische Texte rezitieren hörte, warf sie sich auf den Erdboden.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad, und sie hörte auf zu erzählen.
    Die vierundneunzigste Nacht

    So spricht Faharâyis, der Philosoph:
    ~ Mein Gebieter!, fuhr sie in ihrer Erzählung fort:
    ~ Nun bestieg der Königssohn das Pferd, setzte das Mädchen hinter sich in den Sattel, band sie mittels eines Turbans fest an sich und wollte das alles vor lauter Glück kaum glauben. Ebenso erging es dem Mädchen. Er drehte an der Abflugschraube, und das Pferd setzte sich in Bewegung. Während sich der Bauch des Pferdes mit Luft füllte, wandte sich der junge Mann zum König um. «Möge Gott mir gewähren, dass ich dich und dein Reich einst wiedersehe», sagte er und rief ihm zu: «Friede sei mit dir! Salâm!» Mit diesen Worten erhob er sich in die Lüfte und flog davon. Der König und sein Hofstaat schauten ihm hinterher, bis er aus ihren Augen entschwunden war.
    Als der König begriff, dass die beiden nicht zurückkehren würden, fiel er in tiefe Verzweiflung. Er jammerte und klagte, schließlich sank er ohnmächtig zu Boden.
    Die Leute liefen um ihn zusammen und besprengten ihn mit Wasser, bis er wieder zu sich kam. «Gott stehe dir bei, o König», sagten sie. «Dies ist ein Flugapparat, der mit den Vögeln fliegt. Dagegen können wir nichts ausrichten.» Und sie trösteten ihn und redeten ihm gut zu, bis sich die erste Verzweiflung etwas gelegt hatte. Bekümmert kehrte er in seinen Palast zurück. Er weinte und trauerte, und kaum waren wenige Tage vergangen, da war er am Ende und starb.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad, und sie hörte auf zu erzählen.
    Die fünfundneunzigste Nacht

    So

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