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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Land, ließen uns nieder und verweilten einen Monat dort. Ich befragte die Inselbewohner nach dem Ifrit, und sie berichteten mir, was es über ihn zu berichten gab und was sie von ihm erdulden mussten. Jahr um Jahr, so erzählten sie mir, suchte er ihr Land heim. Sie brächten ihm dann jedes Mal ein Mädchen dar, eine ihrer schönsten Frauen. Opferten sie ihm das Mädchen nicht, so ließe er einen Schrei ertönen, durch dessen Gewalt jede Schwangere auf der Stelle die Frucht ihres Leibes ausstieße. Darüber hinaus verdürbe er ihre Ernte und verbrenne alle Bäume. Die Bewohner der Insel hätten wohl schon einige Male versucht, die Insel seinetwegen zu verlassen, doch habe sie ihr König stets zurückgehalten. Gerade an diesem Tag, so erklärten sie mir, werde er wiederkommen und sich das Mädchen holen. ‹W oher wisst ihr denn, welches Mädchen er holen will?›, erkundigte ich mich. ‹W ir haben ein Zeichen dafür›, entgegneten sie. ‹Ein Wind fegt über uns hinweg, von dem wir alle bleiche Gesichter bekommen, mit Ausnahme des Mädchens, dessen Gesicht sich umso mehr rötet. Diese wird dann in den Hammam geführt und zurechtgemacht, dann tragen wir sie zu der Höhle und versorgen sie mit Essen und Trinken.›
    Er berichtet weiter:
    Ich griff zu meinen Waffen und begleitete sie zur Höhle. Im Höhleninneren stellten sie ein Bett auf, hießen das Mädchen darauf Platz nehmen und ließen sie allein. Nachdem der König von seiner Tochter Abschied genommen hatte, kehrten alle zurück an ihren Wohnort.
    Sobald die Menschen fort waren, betrat ich die Höhle und verbarg mich darin. Eine Stunde lang verharrte ich so. Dann erschien der Ifrit. Er ging auf das Mädchen zu, ich aber sprang hinter ihm hervor und versetzte ihm einen Schwerthieb. Dabei rezitierte ich laut, was auf dem erwähnten Amulett geschrieben stand. Der Ifrit wandte sich zur Flucht und rannte vor mir davon. Ich verfolgte ihn noch ein kleines Stück, bevor ich zu dem Mädchen zurückkehrte. Ich fand sie besinnungslos und besprengte ihr Gesicht mit Wasser, doch es dauerte eine ganze Weile, bis sie erwachte.
    ‹W er bist du, den Gott mir als Retter geschickt hat?›, sagte sie, nachdem sie wieder zu sich gekommen war. ‹Ich bin ein Mensch wie du›, entgegnete ich, ‹und dieser Ifrit ist mein Feind.› – ‹Setz dich und iss und trink etwas›, forderte sie mich auf. ‹Und bitte bleibe bei mir bis zum Morgen!›»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad, und sie hörte auf zu erzählen.
    Die achtundneunzigste Nacht

    So spricht Faharâyis, der Philosoph:
    ~ Und so, mein Gebieter, sagte sie, ~ geht die Geschichte weiter:
    Der junge Mann blieb also bis zum Morgen bei dem Mädchen. Dann verbarg er sich wieder. Als Gott den nächsten, schönsten Morgen dämmern ließ, kamen die Menschen zurück, um das Bett abzuholen. Doch als sie die Höhle betraten, fanden sie das Mädchen dort an ihrem Platz. Augenblicklich machten sie kehrt, eilten zum König und berichteten ihm davon. Der König sprang sogleich aufs Pferd, ebenso die Obersten seines Volkes. Sie gelangten zu der Höhle, und der König ging hinein und schloss seine Tochter in die Arme. «W ie geht es dir?», fragte er. «W as ist geschehen?» Und sie erzählte ihm alles, was sie erlebt hatte, und berichtete ihm auch von dem jungen Mann.
    Es wird erzählt:
    DakamderjungeMannhervor,zeigtesichdemKönig,küssteihmdieHändeundschilderte ihmseineGeschichtemitdemIfritundwiedieserihmseineCousineentrissenhatte.«‹EsgeschahaufdiesemSchiffhier,dasineuremHafenvorAnkerliegt›,schlosser.‹IchselbstbinderBesitzerdiesesSchiffes,undichwerdedenIfritverfolgen,bisichihngetötethabe.› – ‹GottseiDankdafür,dassErunsdichalsRetterauserkorenhat›,sagtederKönig.‹Ichseheja,dassduanderRettungdeinerCousineschonverzweifeltbist.DiesemMädchenhierhatGottdurchdeineHanddasLebenwiedergeschenkt.EsgibtkeinenaufderWelt,dersiemehrverdienthatalsdu.SokannichdirdeineHilfeaufsBestevergelten.› – ‹Ichverlangenichtsweiter›,entgegneteich,‹alsdassdumirhilfst,meineCousinezusuchen,undmirdenOrtzeigst,andensichderIfritgewöhnlichzurückzieht.› – ‹DerIfrit›,sagtederKönig,‹ziehtsichgewöhnlichineintiefesTalzurück,zudemwederMenschennochDschinnenZuganghaben.EsliegtdreiTagesreisenvonderInselentfernt.› – ‹Bittehilfmirundgewähre,wasichvondirerbetenhabe›,sagteich.‹DuselbstaberbleibeinsichererEntfernung.›
    Sie führten mich an den Rand eines tiefen Brunnens. ‹Dies hier ist der Eingang›,

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