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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Königstöchter, die der Ifrit geraubt hatte.
    Die Schwester des Ifrit näherte sich nun einer Tür im Boden, die einen Riegel aus Gold besaß. Sie schob den Riegel auf und stieg zu dem Ifrit hinab, der dort auf einem goldenen Bett lag. Als der Ifrit seine Schwester sah, stieß er einen markerschütternden Schrei gegen sie aus, vor dem die Herzen in Furcht und Schrecken und die Hirne in Verwirrung gerieten. ‹W ehe dir!›, herrschte er sie an. ‹Ich rieche den Geruch des Damaszeners an dir!› – ‹Das kommt dir nur so vor, weil du so große Angst vor ihm hast›, gab sie zurück. Kaum war der Ifrit wieder eingeschlafen, machte sie sich seine Unachtsamkeit zunutze. Sie griff unter das Bett, zog ein Schwert hervor und legte es mit den Worten ‹Nimm dieses Schwert!› in meine Hände. Ich nahm es, trat nun selbst zu dem Ifrit und durchschlug ihm mit einem gewaltigen Hieb den Hals. Er starb auf der Stelle.
    Sogleich übergab mir das Mädchen alle Gewänder und Schmuckstücke und alle andern Güter, die im Schloss gehortet wurden. Ich aber kroch durch den Kanal, durch den ich gekommen war, wieder zurück in den Brunnen und zog an dem Seil. Nun zogen sie all die Mädchen hinauf, die im Schloss gewesen waren, danach die Alte. Zuletzt ließ ich mich selbst heraufziehen.
    Als der König das sah, wurde er sehr froh. Er schickte jedes Mädchen zu ihrem Vater, bis nur noch ich selbst mit dem König zurückblieb. Ich heiratete seine Tochter und blieb bei ihm, bis er starb, Gott sei ihm gnädig, erbte nach seinem Tod sein Königreich und herrschte dort eine Weile. Doch dann wurde ich des Lebens auf der Insel überdrüssig. Ich übertrug einem anderen die Herrschaft und kehrte mit meiner Cousine und der Königstochter und mit der Schwester des Ifrit in meine Heimat zurück. Sie ist diese Gazelle, die du hier siehst.
    Bald darauf starb meine Cousine. Ich trauerte lange um sie. Dann starb auch die Königstochter, Gott sei ihr gnädig.»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad, und sie hörte auf zu erzählen.
    Die hundertste Nacht

    So spricht Faharâyis, der Philosoph:
    ~ Mein Gebieter!, fuhr sie in ihrer Erzählung fort:
    ~ «Nachdem meine Cousine und die Königstochter gestorben waren», erzählte der Damaszener weiter, «wurde mir mein Heimatland zu eng. Ich zog hinaus auf diese Wiese hier und baute mir dieses Schloss, in dem ich mit der Schwester des Ifrit in inniger Vertrautheit zusammenlebe. Sie kann in jegliche Gestalt schlüpfen. Einmal wird sie ein Pfau, einmal eine Gazelle, wie du sie gesehen hast. Und, o König», schloss er seinen Bericht, «ich habe zwei Söhne von ihr.»
    Der König und der Wesir staunten über seine Geschichte.
    Als Gott den nächsten, schönsten Morgen grauen ließ, nahmen der König und der Wesir von dem Damaszener Abschied und ließen ihn allein in seinem Schloss zurück.
    Hinfort aber besuchten sie ihn jedes Jahr, so lange, bis das sichere Ende sie ereilte. Lob sei Gott, dem Herrn der Weltbewohner!

Die Geschichte vom Wesir Ibn Abilkamar und Abdalmalik Ibn Marwân
    ~ Die Leute behaupten, o mächtiger König und mutiger Held, fuhr das Mädchen fort zu erzählen, ~ dass der Beherrscher der Gläubigen, der Kalif Abdalmalik Ibn Marwân, einen Wesir namens Ibn Abilkamar hatte. Er war ein kluger und gewitzter Mann und in allen Wissenschaften bewandert. Beim Herrscher stand er in hohem Ansehen. Darum beneideten ihn die Nachkommen Umayyas. Sie hinterbrachten dem Kalifen hässliche Gerüchte über ihn und führten lästerliche Reden über seine Fehler und Mängel. Doch der Kalif nahm ihnen nichts davon ab. Das trieben sie so weit, bis sie eines Tages ein gefälschtes Schriftstück aufsetzten, aus dem hervorging, dass der Wesir einen Aufstand gegen den Herrscher plane. Die ehrbarsten Bürger der Stadt traten hierfür als Zeugen auf.
    Als das Dokument beim Kalifen eintraf und dieser es gelesen hatte, verfärbte sich sein Gesicht, und er vermochte keine Geduld mehr aufzubringen. «W enn Ibn Abilkamar, der Wesir, morgen angeritten kommt», sagte er zu einem seiner Diener, «so nimm ihm seine Gewänder ab und verweise ihn und seine Mitverschwörer meines Landes. Dazu sage ihm: ‹Der Herrscher lässt dir ausrichten: Wenn ich dich noch einmal an irgendeinem Ort meines Reiches auffinde, werde ich dich töten und ans Kreuz schlagen. Ansonsten möge Gott deine Unschuld beweisen, sofern du unschuldig bist. Bist du aber schuldig und ein Verschwörer, so soll Gott dich zu Tode bringen!›»
    Es

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