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1011 - Laurins Totenwelt

1011 - Laurins Totenwelt

Titel: 1011 - Laurins Totenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er seine kleine Lampe noch nicht hervorgeholt. Er suchte weiter im Zwielicht, denn Bill war einfach davon überzeugt, daß er nicht allein war.
    Allerdings kam ihm immer mehr der Gedanke, daß es kein Mensch neben ihm war, der sich hier oben aufhielt. Hier mußte eine andere Kreatur ihren Platz gefunden haben, eine, die nicht zu fassen war und verdammt gefährlich werden konnte.
    Atmete jemand?
    Bill blieb stehen, weil er das Gefühl gehabt hatte, daß jemand in seiner Nähe ausgeatmet hatte. Kein Mensch, kein Umriß zeichnete sich in dieser schattigen Lichtwelt ab. Nach wie vor stand er allein, aber er war es nicht. Bill spürte es. Hier gab es außer ihm noch jemanden, der nur auf ihn gewartet hatte..
    Cesare Caprio? Hockte er hinter irgendeiner Deckung und lauerte auf eine günstige Gelegenheit?
    Etwas schabte über einen Gegenstand hinweg. Bill fuhr auf der Stelle herum, denn es war in seinem Rücken aufgeklungen, und er riß die Augen weit auf.
    Mit Schrecken erkannte er, was da in Reichweite vor ihm schwebte. Es war die Hand der Frau.
    Aber nicht sie allein.
    Sie hielt einen Gegenstand umklammert, mit dem Cesare Caprio sie abgehackt hatte.
    Es war das Beil!
    Bill mußte sich innerhalb kürzester Zeit entscheiden. Er würde nicht mehr die Zeit haben, seine Waffe ziehen zu können, denn die Klinge zielte bereits auf ihn.
    Auch einen Warnschrei an Sheila schaffte er nicht mehr.
    Die Waffe bewegte sich.
    Sie wuchtete auf ihn zu. Dabei drehte sie sich und erwischte Bill, der sich geduckt hatte, mit einem wuchtigen Schlag genau am Hinterkopf.
    Auf der Stelle brach der Reporter zusammen.
    ***
    Cesare Caprio schwitzte. Ich wußte nicht, ob das durch das Laufen kam oder durch die Nervosität, die ihm kaum abzusprechen war, nachdem, was er auf sich geladen hatte.
    Ich hatte ein paarmal überlegt, ob ich Mitleid mit diesem Menschen haben sollte. Das mußte ich verneinen. Wer so etwas tat, der konnte nicht auf Verständnis hoffen. Ich hätte es nicht fertiggebracht. Auf der anderen Seite mußte man auch in Pochavio aufgewachsen sein, um so etwas überhaupt begreifen zu können. Das war ein Ort, in dem sich die Menschen nie hatten von den Lasten der Vergangenheit befreien können. Sie waren darin gefangen wie in einem Knast, und sie selbst hatten auch kaum den Versuch unternommen, diesem Gefängnis zu entwischen. So waren sie das geblieben, was sie schon von ihren Vorfahren her kannten. In der Gegenwart leben, aber gefangen sein in einer schlimmen Vergangenheit, unter der sie litten, und der sie gleichzeitig auch gehorchen mußten. Wie eben der Mann, der keuchend neben mir herging, sicherlich schon sechzig Jahre zählte, aber trotzdem nichts gelernt hatte.
    Der Weg wand sich den Berg hoch. Es war zu vergleichen mit einer grauen Schlange, deren Körper sich nicht bewegte. Sie blieb starr, aber nicht immer frei, denn oft genug mußten wir uns unter tiefhängenden Zweigen der kargen Laubbäume hinwegducken.
    Schattige und lichterfüllte Stellen wechselten sich ab. Hin und wieder gab es auch Lücken im Gelände, so daß wir dort einen hervorragenden Blick über das Gebirgspanorama bekamen, bis hin zu den schneebedeckten Gipfeln mit ihren glatten Eispanzern.
    Eine wildromantische, wenn auch düstere Welt, die ihren eigenen Reiz hatte. Aber auch eine gefährliche, denn etwas Böses hatte seinen langen Arm ausgestreckt.
    Laurin?
    Sein Gesicht im Stein. Sein offener Mund. Aber was befand sich dahinter?
    Genau diese Frage interessierte mich und natürlich auch die Antwort darauf.
    Ich würde sie herausfinden, doch zunächst mußte das Ziel erreicht werden, und das zumindest war für meinen Begleiter nicht ganz einfach, denn er ging immer langsamer. Dafür wurde sein Keuchen schlimmer, so daß ich schon Angst um ihn bekommen konnte.
    »Können Sie noch gehen?«
    Er nickte.
    »Wie weit ist es noch?«
    Diese Frage gab ihm zunächst die Gelegenheit, stehenzubleiben und tief durchzuatmen. »Es geht. Wir haben bereits mehr als die Hälfte der Strecke geschafft.«
    »Und wie sieht es mit der Höhe aus?«
    »Besser.«
    »Na, wenigstens etwas.« Auch ich war ins Schwitzen geraten, aber meine Kondition war besser als die meines Begleiters. Wenn ich nach links schaute, fiel mein Blick ins Tal. Ich sah den Verlauf des Wildwassers überdeutlich. Er wirkte aus dieser Höhe wie ein glitzerndes Band unterschiedlicher Breite, das vor dem Ort Pochavio endete.
    Auch dessen Häuser waren kleiner geworden. Sie wirkten wie dahingewürfelt und wurden nur

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