1012 - Der programmierte Mann
aufmerksam."
„Wie er an Bord gekommen ist, ist mir ebenfalls ein Rätsel", bemerkte Goron. „Ich habe nur gesehen, daß er in einer Schleuse verschwand. Vielleicht hat er zufällig entdeckt, daß diese Schleuse offen und unbewacht war."
Amby Törn nahm ihren ganzen Mut zusammen und ging zu Fellmer Lloyd, von dem sie aus der Presse schon viel gehört hatte.
„Bitte", sagte sie. „Du mußt ihm helfen. Wir müssen an Bord gehen und Bruke herausholen."
„Das werden wir auch tun", erwiderte der Mutant, „vorausgesetzt, ich spüre Tosen auf."
Er lächelte begütigend und ließ nicht erkennen, was er fühlte. Das Mädchen tat ihm leid.
Sie liebte Bruke Tosen, aber es gab keine Hoffnung für sie und ihn. Tosen war als potentieller Agent von Seth-Apophis erkannt worden. Gruude Vern hatte beobachtet, daß Tosen zumindest teilweise aktiviert worden war, und jetzt deutete alles darauf hin, daß Seth-Apophis ihn vollends aus der Passivität geholt hatte. Er war zum Angriff auf eine Springersippe übergegangen, und das konnte nur durch den Befehl der Auftraggeberin erfolgt sein. Sie glaubte, daß er viele ihr unerklärliche Dinge nur getan hatte, weil er krank war, und weil er eine Springerin liebte. Doch bald würde sie erfahren, daß sie auf Bruke Tosen verzichten mußte.
Er war Agent von Seth-Apophis, und angesichts dieser Tatsache konnte Fellmer Lloyd keine Rücksicht nehmen, so gern er es aus menschlichen Gründen auch getan hätte.
„Geht jetzt", sagte der Telepath. „Laßt uns allein."
Goron legte den Arm um die Schulter des Mädchens und führte sie hinaus.
„Ich wollte es dir überlassen. Ich hoffte, es würde ihn zur Vernunft und ihn dir etwas näher bringen, wenn du ihn aus der XIN-I holst."
„Danke, Goron. Ich werde das nicht vergessen."
„Schnell", drängte Fellmer Lloyd, als er mit Gruude Vern allein war. „Wir müssen uns beeilen. Bringe mich zum Raumhafen."
Vern führte ihn zu einem versteckten Antigravschacht. In diesem stiegen sie bis zum Dach hoch, wo mehrere Gleiter parkten. In einer dieser Maschinen flogen sie zum Raumhafen.
„Für mich steht fest, daß Tosen wirklich Seth-Apophis-Agent ist", erklärte Vern.
„Allerdings bin ich nicht sicher, ob er durch Seth-Apophis aktiviert worden ist oder durch andere Faktoren. Ich habe herausgefunden, daß der Springerpatriarch Xingar die Bevölkerung von Jarvith-Jarv betrügen will. Außerdem importiert er so ziemlich alles, was er will, da er bis auf Bruke Tosen alle Angestellten der Raumhafenverwaltung kontrolliert.
Er hat sie mit exotischen Pheromonen beeinflußt. Das ist bei Bruke Tosen nicht geglückt, aber diese Pheromone haben ihn offenbar in einen Zustand versetzt, der einer Aktivierung gleichkommt - einer Pseudo-Aktivierung sozusagen."
Gruude Vern wußte nahezu alles über Bruke Tosen und das, was dieser in den letzten Tagen getan hatte. Der Importkontrolleur war ihm lediglich in den letzten Stunden entglitten.
Vern landete auf dem Dach des Raumhafengebäudes. Fellmer Lloyd stieg aus und blickte zu dem Walzenraumer hinüber, der sich wie ein Gebirgsmassiv vor ihnen erhob und das Gebäude, auf dem er stand, weit überragte.
Der Telepath versuchte, Bruke Tosen telepathisch zu orten.
„Ich finde ihn nicht", erklärte er nach einigen Minuten, in denen er sich vergeblich abgemüht hatte. „Er verbirgt sich irgendwo unter den vielen Springern an Bord. Komm."
„Willst du zu dem Patriarchen?"
„Das ist die einzige Möglichkeit."
Gruude Vern meldete den Besuch über sein Vielzweckarmbandgerät an. Xingar weigerte sich, die beiden Terraner zu empfangen, bis er erfaßte, daß es der berühmte Fellmer Lloyd war, der zu ihm an Bord kommen wollte.
Er erwartete die beiden Männer in einem prunkvoll eingerichteten Raum in der Nähe der Zentrale des Schiffes. Mit kleinen, funkelnden Augen musterte er seine Besucher. Fellmer Lloyd stellte amüsiert fest, daß der Springer versuchte, verräterische Gedanken unter einem Wust von nebensächlichen Überlegungen zu verstecken. Xingar fürchtete sich vor dem Telepathien, weil er ein schlechtes Gewissen hatte. Er glaubte, daß Lloyd gekommen war, um sein großes Geschäft zu verhindern.
Daher war er völlig überrascht, als der Telepath ihm eröffnete: „Die XIN-I befindet sich in Gefahr. Bruke Tosen ist an Bord. Er hat eine große Menge Sprengstoff bei sich, mit dem er dieses Schiff in die Luft jagen will. Und das wird ihm fraglos gelingen, wenn wir ihn nicht schnell finden."
Xingar
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