1014 - Alles für die SOL
stehen und deutete auf den Pfahl.
„Wahrscheinlich die Markierung der Grenze des Jagdreviers eines Stammes. Wir können das Jagdrevier umgehen oder müssen schnell hindurchlaufen und dabei wahllos in die Baumwipfel ringsum feuern, denn dort hocken vermutlich Posten."
„Wir laufen durch!" entschied Daccsier, auf den Rat des erfahrenen Dschungelkämpfers vertrauend.
Sie vertauschten die Schocker mit den Impulsstrahlern und stürmten los, unablässig in die nahen Wipfel feuernd. Feuer und Rauch markierten im Wipfeldach des Dschungels ihren Weg.
Nakals Zuversicht schwand unvermittelt, als er in den kurzen Pausen zwischen drei Schüssen von oben plötzlich ein Röhren vernahm, das sich blitzschnell zu einem bedrohlichen Dröhnen steigerte.
Er begriff, daß die Kopfjäger schlauer waren, als er bisher angenommen hatte.
Zumindest in dieser Gegend hatten sie aus Erfahrungen mit gestrandeten und aus den Blütentälern geflohenen Raumfahrern gelernt und eine ausschließlich bei ihnen funktionierende Falle aufgebaut.
Der Markierungspfahl diente lediglich dazu, Raumfahrer zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen. Dabei mußte ihr Beschuß automatisch ein kämpferisches Insektenvolk provozieren, falls sie es nicht zufällig auf einen Schlag vernichteten. Danach sollten die Insekten offenbar über die Eindringlinge herfallen und sie durch Stiche mit ihren Giftstacheln töten. Die Kopfjäger brauchten dann später nur herzukommen und sich die Köpfe der Toten zu holen, ohne dabei ein Risiko einzugehen.
Nakal schaute nach oben und sah eine sich schnell ausdehnende und dabei herabfallende dunkle Wolke.
„Schneller!" schrie er den Gefährten zu, während er im Laufen nach oben schoß.
Sie holten alles aus sich heraus, rannten und feuerten blindlings nach oben, wichen Zweigen und Lianen aus und übersprangen einmal sogar eine Schlange, die zu überrascht war, um zu reagieren. Sekunden später war sie von krabbelnden und stechenden Insekten bedeckt.
Trotz des Feuers holten die Insekten auf. Sie kamen nunmehr in geringer Höhe von hinten. Die Kranin und die beiden Tarts hätten stehen bleiben und sich umdrehen müssen, um auf sie zu schießen. In dieser kurzen Zeitspanne aber wären die Insekten schon über sie hergefallen. So blieb ihnen nur übrig, weiterzulaufen, obwohl sie ahnten, daß sie diesen Wettlauf letzten Endes verlieren würden.
In ihrer Todesangst achteten sie naturgemäß nicht auf den Pfad vor sich - und so rannten sie ahnungslos in eine weitere Falle der Kopfjäger.
Kurz hintereinander stürzten sie durch ein klaffendes Loch in einer dünnen Schicht aus Zweigen, Blättern und Erde in eine tiefe Fallgrube. Nicht einmal Nakal hatte das große Loch bemerkt, denn das bösartige Röhren des riesigen Insektenschwarms hatte sogar ihn in Panik versetzt.
Doch die Fallgrube, die nach dem Willen der Kopfjäger ihr Ende besiegeln sollte, erwies sich als ihre Rettung. Allerdings nur, weil die angespitzten Holzpfähle darin bereits von einem Opfer blockiert wurden, das so groß war, daß es den Boden völlig bedeckte.
Ein riesiger Landschweineber, der trotz der Pfähle in seinem Leib noch schnaufte und strampelte.
Nakal glitt auf der schlammverschmierten Körperseite des Ebers aus, riß sich herum und preßte sich mit dem Rücken gegen eine Wand der Grube. Er wußte, daß es nur noch eine Möglichkeit der Rettung gab, und deshalb überwand er die Panik.
Glücklicherweise reagierten auch Daccsier und Dronken auf die einzig richtige Art. Das weitgefächerte Feuer aus drei Impulsstrahlern deckte die Grubenöffnung lückenlos ab, und die in wilder Wut angreifenden Insekten verwandelten sich in einen dünnen Aschenregen.
Als der Aschenregen aufhörte, stellten Daccsier und die Tarts ihr Feuer ein. Kein einziges Insekt war zu sehen. Unter ihnen hauchte der Landschweineber endgültig sein Leben aus.
Nakal wischte sich die Asche vom versengten Gesicht.
„Ich bitte um Entschuldigung, Kommandantin", sagte er zu Daccsier.
„Aber wofür denn?" fragte die Kranin.
„Ich habe die List der Kopfjäger nicht durchschaut, deshalb. Ohne die Fallgrube und ohne das Landschwein wären wir jetzt tot."
„Wir leben aber noch", erwiderte Daccsier und richtete sich ächzend auf. „Und wir haben Fleisch für die nächsten Tage, ohne daß wir extra Zeit für die Jagd vergeudet hätten."
„Ich fürchte, ich kann nichts davon essen", sagte Dronken schwach. Er lehnte zitternd an der Grubenwand.
„Wir müssen!" erklärte Nakal hart.
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