1015 - Das Schiff der Ahnen
wütende Tier von ihm ab.
Es war eine Methode, die sie oft genug benutzt hatten. Zwei geschickte Jäger konnten ein Tier dieser Größe durchaus in Schach halten, bis der dritte im Team den tödlichen Treffer anbrachte. Aber Surfo Mallagan besaß seine Waffen nicht mehr, und selbst wenn er sie gehabt hätte - mit dem, was sie sich in aller Eile zusammengebastelt hatten, wäre er dem Schwein nicht beigekommen. Scouties Axt hatte keine sichtbare Spur am Körper des Tieres hinterlassen, und Brether war es lediglich gelungen, eine Schramme in die dicke Haut zu reißen.
„Ich gehe nach oben!" rief Mallagan seinen Freunden zu.
Sie reagierten sofort und lockten das Tier vom Ende der Strickleiter weg.
Surfo enterte die Leiter und erreichte den Kranen. Der Bursche reagierte auf nichts.
Mallagan erkannte sehr schnell, daß der arme Kerl vor Angst wie gelähmt war.
Der Krane war viel zu groß und zu schwer, als daß er ihn nach oben hafte schieben können. Er schwang sich auf die andere Seite der Strickleiter und hangelte sich mühsam an dem Fremden vorbei. Sekunden später zog er sich auf die Plattform hinauf.
Er lief in die Hütte, stellte jedoch enttäuscht fest, daß sie leer war. Er sah weder Waffen noch sonst etwas darin. Dafür fand er neben dem Feuer ein Messer. Es war lang und schmal und aus hellem Stahl geschmiedet - eine hervorragende Waffe. Nur zum Werfen eignete es sich nicht, wie Surfo sofort spürte, als er es in der Hand wog.
Er kehrte hastig zum Rand der Plattform zurück.
Unter ihm hatte sich nichts verändert. Scoutie und Brether hielten das Tier immer noch in Schach, und sie konnten dieses Spiel zweifellos noch für einige Stunden durchhalten.
Dann allerdings wurde es kritisch. Das Schwein besaß zweifellos die größeren Kraftreserven. Wenn die Betschiden ermüdeten, würde es den Kampf sehr bald auf seine Weise beenden.
„Treibt es unter die Kante!" rief Surfo Mallagan.
Brether Faddon sah kurz zu ihm hinauf und entdeckte das Messer in Mallagans Hand.
Er winkte und rief Scoutie etwas zu. Gemeinsam dirigierten die beiden Betschiden das riesige Tier in eine günstige Position. Es sah beinahe mühelos aus, fast wie ein Spiel, aber es konnte schon in der nächsten Sekunde in tödlichen Ernst umschlagen. Das schien endlich auch der Krane einzusehen, denn er zog sich mühsam nach oben und blieb keuchend am Rand der Plattform liegen.
Während Surfo Mallagan auf den günstigsten Augenblick wartete, hatte er Gelegenheit, die Beute des Kranen etwas genauer anzusehen. Er stellte fest, daß die kaninchenähnlichen Tiere zwar nicht gerade fett waren, aber doch mehr als genug Fleisch zu bieten hatten. Er dachte an die Hitze, die tagsüber herrschte und daran, welche Wirkung der leiseste Hauch von Verwesungsgeruch in einer Umgebung wie dieser auslösen mußte, und er beschloß, dem riesigen Schwein das Leben zu schenken - vorausgesetzt, das Tier machte ihm keinen Strich durch die Rechnung und zwang ihn durch sein Verhalten, es zu töten.
Das Schwein befand sich mittlerweile unter ihm. Es startete noch immer kurze Ausfälle, wurde jedoch jedes Mal durch einen Stich oder einen Hieb in die entgegengesetzte Richtung gelenkt. Es war sichtlich verwirrt und ratlos. Zweifellos war es nicht daran gewöhnt, auf ernstzunehmenden Widerstand zu treffen. Normalerweise löste es seine Jagdprobleme mit sturer Gewalt und verließ sich auf die Stärke seiner Muskeln. Jetzt sah es sich mit Wesen konfrontiert, die heimtückisch davontanzten, sobald es sie in den Boden zu rammen versuchte, ihm Schmerzen zufügten und nicht greifbar waren.
Irgendwann würde seine Verwirrung das gerade noch tragbare Maß übersteigen. Dann mußte es die Geduld verlieren und sich ohne Rücksicht auf den stets in seinem Rücken lauernden Gegner auf den stürzen, den es gerade vor seiner Nase sah.
Surfo Mallagan sah das Tier in einer günstigen Position und sprang. Er landete auf einem Rücken, der ausschließlich aus stahlharten Muskeln zu bestehen schien.
Das Schwein warf den Kopf herum. Surfo Mallagan sah die scharfen Hauer auf sich zukommen und wußte im selben Augenblick, daß all seine guten Vorsätze sinnlos waren.
Von dieser Sekunde an achtete das Tier nicht mehr auf seine beiden anderen Gegner. Es kannte nur noch ein Ziel: Es wollte den Mann töten, der auf seinem Rücken saß, und der Betschide konnte ihm nur zuvorkommen, indem er selbst seinen Gegner umbrachte.
Er hatte keine Ahnung, wo bei dieser Kreatur das Herz saß. In dieser
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