1018 - Die Betschiden und der Jäger
Rasthaus in Engfern mitgebracht hatte.
Unterm Essen kam ihm ein Gedanke. Er blickte den Pfad entlang. Er führte jetzt in gleichbleibender Höhe am Berghang entlang. Rechts und links wucherte üppiger Pflanzenwuchs. Es war erstaunlich, daß die Vegetation den schmalen Strang des Weges nicht längst schon wieder mit Beschlag belegt hatte. Ein paar hundert Meter weiter südwestlich wurde der Boden uneben. Dort lagen Felsen verstreut, selbst wieder von Pflanzen bedeckt. Manche waren so groß wie ein zweistöckiges Haus.
Surfo verzichtete darauf, seine Abfälle aufzuräumen. Er machte sich auf den Weg. Als er die Felsengruppe erreichte, bahnte er sich vorsichtig einen Weg durchs Dickicht. Er hatte sich einen Steinklotz ausgesucht, der talwärts eine vielfach zerklüftete Oberfläche aufwies. Seine Berechnung erwies sich als richtig. Es bereitete ihm keine Mühe, den Felsen zu erklimmen. Oben machte er es sich zwischen niedrigen Büschen so bequem wie möglich. Der Pfad lag unter ihm. Niemand kam hier vorbei, ohne daß er ihn bemerkte.
Warum hatte der Prodheimer-Fenke gezögert, als er ihn fragte, welcher Art die beiden Geschöpfe gewesen seien, die vor ihm nach Versellus Farm fragten? Wie würde jemand vorgehen, der ihn in eine Falle zu locken versuchte? Er würde versuchen, ihn zur Eile zu bewegen. Schließlich war eine Belohnung von 10.000 Tali auf die Ergreifung der drei Betschiden ausgesetzt, und jemand anders mochte ihm zuvorkommen. Surfo stellte sich Firsenq vor, wie er den Hang herabkam und unterwegs zu den Feldarbeitern sprach, besonders zu denen, die seines Volkes waren. „Wenn einer kommt, der nach Versellus Farm fragt", würde er gesagt haben, „dann macht ihm vor, dort oben sei etwas los. Sagt ihm, es hätten heute schon mehrere sich nach Versellu erkundigt."
So hätte es sein können. Aber wer gab ihm Gewißheit?
Ein Geräusch kam den Pfad herauf. Auf den Ellbogen schob Surfo sich einen halben Meter weit nach vorne. Er hörte einen halblauten Pfiff, dann ein Platschen: da hatte jemand mit ungelenkem Fuß ein großes Insekt zertreten. Sekunden später kam unter einer großblättrigen Staude hervor eine zierliche, lichtblaue Gestalt zum Vorschein. Surfo beobachtete den Wanderer, bis er auf der anderen Seite des Felsens wieder im Laubwerk verschwand.
Firsenq...
Also hatte er sich nicht getäuscht.
*
Scoutie und Brether waren entweder schon gefangen, oder sie sollten in eine Falle gelockt werden. Eine andere Deutung der Zusammenhänge gab es nicht. Die Frage, warum der verräterische Prodheimer-Fenke sich seiner nicht schon in Engfern bemächtigt hatte, verursachte Surfo kein langes Kopfzerbrechen. Firsenq war allein und seiner Sache nicht sicher gewesen. Hier oben in den Bergen hatte er Helfer. Da konnte nichts schief gehen.
Surfo folgte dem Prodheimer-Fenken in sicherem Abstand. Der Verräter schien zu glauben, daß er den Rücken frei hatte. Er wandte sich kein einziges Mal um. Er war der Ansicht, Surfo befinde sich vor ihm. Surfo schätzte die Entfernung von Versellus Farm auf zwei bis drei Kilometer. Er näherte sich der Falle. Irgendwo entlang des Weges mußten Posten stehen, die darauf zu achten hatten, daß er auch wirklich in die Falle ging. Wenn Firsenq auf den ersten dieser Posten stieß, wurde es kritisch. Denn dann mußte der Prodheimer-Fenke erkennen, daß er sein Opfer nicht vor sich hatte.
Bei einem seiner Versuche, Firsenq nicht aus den Augen zu verlieren, wäre er um ein Haar zu weit vorgeprellt. Er bog um eine Wegkrümmung, und sah den Verräter nicht mehr als fünfzehn Meter vor sich. Firsenq war stehengeblieben; damit hatte Surfo nicht rechnen können. Er ging sofort zu Boden und kroch seitwärts in einen Busch, der ihm Deckung bot. Er hörte die Stimme des Prodheimer-Fenken. Mit wem sprach er? Drüben teilte sich das Gebüsch, und ein zweiter Blaupelz kam zum Vorschein. Surfo konnte nicht verstehen, was die beiden miteinander besprachen, aber er sah sie heftig gestikulieren - den Weg entlang, den Firsenq gekommen war, und in die entgegengesetzte Richtung, wo Surfo eine zerklüftete Felswand über die Baumwipfel emporragen sah. Dort mußte sich die Falle befinden.
Firsenq ging schließlich weiter; sein Genosse zog sich in sein Blätterversteck zurück.
Surfo kehrte um und schritt etwa einhundert Meter weit, bevor er sich seitwärts in die Büsche schlug, um den versteckten Wachtposten in weitem Bogen zu umgehen. In dem dichten, verfilzten Gestrüpp erwies sich das
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