1018 - Die Spur der irren Luna
du solltest mal kommen!« Sukos Ruf erreichte mich schwach.
Er winkte mir zu, war schon einige Meter entfernt und stand dort, wo der Wald begann. Grundlos hatte er mich sicherlich nicht gerufen. Ich ging davon aus, daß er etwas entdeckt hatte.
An drei Grabplatten ging ich vorbei, dann hätte ich meinen Freund erreicht und sah, was er entdeckt hatte. Diesmal war es keine Grabplatte, sondern ein Grabstein, was er entdeckt hatte. Eine Figur, die auf einem Sockel stand, und deren Körper von den Füßen bis hin zum Kopf mit einer grünen Schicht aus Moos und Blättern bedeckt war.
Der Form nach konnte die Figur einen Menschen darstellen. Suko wollte Gewißheit haben. Er hatte sein Taschenmesser hervorgeholt und kratzte über die dicke Schicht hinweg. Er wollte sich das Gesicht anschauen.
Ich wartete, bis er die Vorderseite befreit hatte. So konnten wir beide das Gesicht sehen, das diesen Namen nicht verdiente. Es war einfach eine Fratze.
Ein Dämonenkopf!
Wir schauten ihn uns genau an, weil wir die Einzelheiten sehen wollten.
Der Schädel besaß eine dreieckige Form. Er erinnerte dabei an den Kopf des Teufels.
Ich kannte ihn. Er wurde auch Asmodis, Satans Scheitan oder wie auch immer genannt. Er war eine Gestalt, ein Mythos, und er besaß kein bestimmtes Aussehen, da er sich immer in den verschiedensten Formen und Verkleidungen zeigte.
Mit dreieckigem Kopf, einem haarigen Körper und einem Schwanz über dem Gesäß war er von den Menschen abgebildet worden. Dieses Bild hatte sich vor langer Zeit manifestiert und war bis in die Gegenwart übernommen worden. Die Menschheit brauchte einfach ein Bild vom Widersacher Gottes, und da hatte sich irgend jemand dieses Bild einfallen lassen. Asmodis hatte darauf sogar reagiert und sich hin und wieder tatsächlich in dieser Gestalt gezeigt. Das hatten Suko und ich schon einige Male erlebt.
Jetzt standen wir ihm wieder gegenüber, und mein Freund schüttelte den Kopf. »Da haben wir den Satan, John, wenn du so willst. Aber wo finden wir die Sonne?«
»Bestimmt nicht am Himmel.«
Suko lachte leise. »Wird wohl so sein. Ich frage mich, welche Bedeutung die Statue hat.«
»Sie kann eine Kultstätte markieren.«
»Hier haben die Mönche den Teufel angebetet.«
»Zum Beispiel.«
»Und dann? Sag jetzt nur nicht, daß nach der Anbetung oder Huldigung die Sonne geschienen hat.«
»Quatsch.«
Suko kratzte weiter. Er wollte zumindest das gesamte Gesicht freilegen. Dazu gehörten auch die Augen, die als Schlitze auf dem Gestein zu sehen waren.
Der Schädel wies tatsächlich die dreieckige Form auf. Sogar zwei Hörner hatte man ihm andeutungsweise gegeben. Sie wuchsen über der breiten, schon viereckigen Stirn. Hinzu kam das breite Maul und eine gerade Nase mit breiten Nasenlöchern, die abstanden wie die Nüstern eines Pferdes.
Mein Freund ließ das Messer sinken, klappte es wieder zu und steckte es ein. »Jetzt sind wir soweit wie vorher und leider keinen Schritt weiter.«
Ich war weniger pessimistisch. »Die verdammte Figur steht hier nicht umsonst, Suko. Es wird einen Grund geben, und den will ich herausfinden.«
»Was hast du vor?«
»Ist sie nur aus Stein?«
»Sieht so aus, aber wenn sie tatsächlich von diesen komischen Mönchen angebetet wurde, dann…«
Er verstummte. Auch ich sagte nichts, denn wir hatten das Geräusch gleichzeitig gehört.
Hinter uns. In Höhe des Bodens. Es war ein Kratzen und Schaben gewesen, als glitte Stein über Stein hinweg, wobei etwas zerrieben oder zermalmt wurde.
Ohne ein Wort zu sagen, drehten wir uns um. Die Waffen zogen wir zugleich hervor, und unsere Blicke glitten in eine bestimmte Richtung. Durch das dschungelartig bewachsene Gelände war es schwer, etwas zu erkennen. Zudem bewegte sich der Gegenstand auf dem Boden, und dieses verdammte Kratzen dauerte auch an. Ein Geräusch, das uns nicht unbekannt war, denn es begleitete zumeist einen bestimmten Vorgang, wenn sich Steintüren öffneten oder Grabplatten beiseite schoben.
Suko und ich wandten uns vom Denkmal ab. Wir wollten endlich wissen, was da ablief.
Nach wenigen Schritten sahen wir es.
Etwa eine Körperlänge von uns entfernt war die schwere Grabplatte in den Boden eingelassen worden. Ein mächtiges Stück Stein, von einem normalen Menschen kaum zu bewegen.
Aber derjenige, der die schwere Platte bewegte, hatte sich unter ihr versteckt. Er hatte sie an einer bestimmten Stelle hochgedrückt und dann nach hinten geschoben. So war eine Lücke entstanden, aus der uns ein
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