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1018 - Die Spur der irren Luna

1018 - Die Spur der irren Luna

Titel: 1018 - Die Spur der irren Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kein John Sinclair, der tagtäglich mit diesen oder ähnlichen Vorgängen konfrontiert wurde. Lang nicht mehr hatte er seinen Feinden direkt gegenübergestanden. Er war zu stark in die organisatorischen Dinge der Weißen Macht eingebunden gewesen, was damals in St. Patrick nicht der Fall gewesen war. So fühlte er sich jetzt überfordert, trotz der Pistole.
    Er hielt sie mit beiden Händen fest. Er wollte nichts falsch machen, als er sie langsam anhob und dabei versuchte, das ihn überkommende Zittern zu unterdrücken.
    Ich darf nicht vorbeischießen! hämmerte er sich ein. Ich darf auf keinen Fall die Kugel ins Leere setzen. Ich muß treffen. Ich muß dieses Monstrum töten.
    Es zeigte keine Furcht vor der Waffe. Wahrscheinlich war ihm diese menschliche Regung schon abhanden gekommen. Er nahm darauf keine Rücksicht, er sah nur den Menschen, nur das Fleisch.
    Der rechte schweißnasse Zeigefinger berührte bereits den Abzug. Noch lag er bewegungslos. Nicht das geringste Zucken war zu spüren, und so wartete Ignatius auf den günstigsten Augenblick, an dem er nicht mehr vorbeischießen konnte.
    Die Gestalt ging noch einen Schritt. Dann keinen mehr.
    Ignatius hatte abgedrückt. Die Kugel jagte aus dem Lauf. Er hörte den Abschußknall in seinen Ohren hallen. Seine Augen zuckten. Für einen winzigen Moment hielt er sie geschlossen, dann öffnete er sie wieder und hielt sich zurück, weil er sehen wollte, was die erste Kugel bei dieser Gestalt angerichtet hatte.
    Ignatius hatte getroffen und den anderen auch gestoppt. Er ging keinen Schritt mehr weiter. Auf der Stelle blieb er stehen, schwankte und versuchte dabei, das Gleichgewicht zu halten. Er senkte den Kopf, um dorthin zu schauen, wo die Kugel ihn erwischt hatte. Sie war ihm in die Brust gedrungen, hatte dort ein Einschußloch hinterlassen, und sie würde hoffentlich ihre Kräfte freisetzen und das Böse zerstören.
    Das Echo war verklungen. In der Stille klang das Atmen des Mönchs doppelt laut.
    Fall doch endlich! Fall doch! Kipp, verdammt…!
    Wild drehten sich seine Gedanken. Es blieb ein Wunschtraum, der andere stand noch immer. Dabei winkelte er seinen rechten Arm an, und mit der Hand fuhr er dorthin, wo die Kugel in seinen Körper geschlagen war.
    Mit einer ruckartigen Bewegung öffnete er seine Kutte. Er riß die linke Hälfte zur Seite, wie um Ignatius seine Wunde zu präsentieren. Der Mönch sah sie auch. Er schrak zusammen. Das Kugelloch war größer als er gedacht hatte. Es besaß die Ausmaße einer Faust. Zumindest hätte man eine hineinstecken können.
    Aber es floß kein Blut aus dieser Wunde, die schon so alt wirkte, obwohl sie erst frisch war. An der Innenseite zeigte sich eine dunkle, schon verbrannte Fläche, die Ignatius, an altes Papier erinnerte.
    Das war nicht alles.
    In der Wunde entdeckte er eine Bewegung. Zuerst glaubte er an eine Täuschung. Das war nicht möglich, denn diese Bewegung sah so aus, als hätten sich dort kleine Tiere zusammengefunden.
    Maden oder Würmer, wie bei altem, verwesendem Fleisch.
    Die Gestalt war irritiert. Sie senkte ihren verbrannten Kopf. Dann stieß sie einen Finger in die Wunde hinein, stocherte darin herum, führte auch einen zweiten Finger in das Loch, griff zu und holte einen Teil dessen hervor, was sich darin verborgen hatte.
    Es waren Würmer!
    Sie zuckten zwischen Daumen und Zeigefinger der Gestalt. Sie ringelten sich und wurden zusammengedrückt, so daß sie nur noch eine glitschige Masse bildeten.
    Er war verletzt, aber nicht vernichtet.
    Ignatius wollte nicht weiter darüber nachdenken. Er wußte nur, daß die Gefahr für ihn noch nicht vorüber war, und er schaffte es mit großer Mühe, sich aus dem Sessel zu stemmen.
    Auch der Verbrannte drehte sich.
    Er glotzte Ignatius an. Seine Augen waren dunkel. Gefühle zeichneten sich dort nicht ab. Wie Flocken lagen sie in den Höhlen, aber sie pendelten sich auf Ignatius ein.
    Er stand vor dem Sessel. Wieder hob er seine Arme an und damit auch die Waffe.
    Diesmal zielte er höher, auf das Gesicht. »Ich werde dich zur Hölle schicken, du verfluchtes Monstrum!« flüsterte er keuchend. »Du wirst keine Chance mehr bekommen, das schwöre ich dir.« Eine Antwort bekam er nicht, er hatte auch keine erwartet, und er selbst beendete seinen Monolog durch einen Schuß.
    Die Kugel traf dort, wo er es sich gewünscht hatte. Sie hieb in das Gesicht. Ignatius glaubte sogar, es klatschen gehört zu haben. Sicherlich eine Täuschung, aber das geweihte Geschoß hatte

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