1019 - In den Händen der Bruderschaft
richtige Straße. Die weit ausladenden Kronen der riesigen Pharr-Bäume warfen schwarze Schatten. Der Verfall der meisten Häuser würde nicht mehr aufzuhalten sein. Sie stammten aus der ersten Aufbauphase und waren unwirtschaftlich, ein Relikt aus der Geschichte des Siedlungsteils Unadern.
Auf eine Panoramascheibe, die gegen das Sonnenlicht abgeschirmt war, hatte Krailharp Lettern geschweißt. Sie besagten, daß er fast alles ankaufte und ebensoviel verkaufte.
Daß er selbst mit Spoodies handelte, war kein Geheimnis. Nur: niemals hatte man bei ihm auch nur ein einziges Spoodie gefunden.
Ein Vorhang aus faustgroßen Perlen, die unaufhörlich ihre Farbe wechselten, klapperte und klingelte zur Seite, als der Krane eintrat. Hinter einer Platte, die quer durch den Laden ging, stand ein Krane. Über der normalen Kleidung trug er eine weiße Schürze, die bis zum Boden reichte. In Regalen, deren Fächer unterschiedlich groß und tief waren, befanden sich unzählige Gegenstände. Sorghyr erkannte bestenfalls die Hälfte davon. Er hob die Hand und sagte: „Ich bin Sorghyr, der Jäger von Doppelträgern. Ich weiß, wer du bist, und wir wollen nicht darüber reden. Der Planetare Vermesser schickt mich. Er bittet dich, mich zu unterstützen."
Der andere Krane starrte ihn schweigend an. Leise klimperten die Perlen des Vorhangs.
Im Laden roch es unbeschreiblich nach Fremdartigem. Schließlich antwortete Krailharp kühl: „Ich glaube nicht, daß ich dir helfen kann - was immer du sonst brauchst, findest du hier."
Er deutete auf seinen Schatz, der aus Funden, Artefakten und unbeschreiblichen Dingen bestand. Kranische Raumfahrer schienen sie aus allen Ecken des Universums zusammengetragen zu haben.
„Ich bin sicher, daß ich es hier finde. Bei dir nämlich", sagte Sorghyr mit säuerlichem Grinsen. „Man sagt, du kannst nur schwer der Faszination von Centotali oder gar Megatali widerstehen."
„Wer kann das schon? Nicht einmal Breborn. Also, was willst du?"
„Ich suche jemanden, der mir sagt, an welchen Stellen ich in die Ruinen unter dem Meer eindringen kann. Ich suche das Versteck der Bruderschaft. Es kann hier sein, direkt unter dem Hafenberg, aber auch an jeder anderen Stelle innerhalb des Schirmes. Was kostet diese Auskunft?"
Die Stadt war voller Gerüchte. Sie wucherten ebenso wild wie die Konstruktionen der Brückenbauwerke über den Torstyl. Die Kranen waren begabte Architekten. Raumfahrer, mit denen Krailharp handelte, brachten andere Informationen mit. Krailharp wußte ganz genau, wovon der alte Jäger sprach. Als Sorghyr weiter ausführte, begriff er auch, daß hinter dem Jäger nicht nur der Moralkodex, der Glaube an das Orakel von Krandhor und das Licht des Universums standen, sondern auch die politische und wirtschaftliche Macht, die von Breborn, Lyrst und Carderhör repräsentiert wurde.
„Wie auch immer", keuchte er heiser auf. „Die Auskunft ist teuer."
„Nenne einen Preis!"
„Nicht, daß ich zu gierig wäre. Aber ich werde eine Kette von Leuten bestechen müssen.
Ich ahne von jemandem, daß er einen anderen kennt, der sicher ist, daß der Freund eines Bekannten zur Bruderschaft gehört. So ist es."
Sorghyrs Augen schweiften durch die Scheibe hinaus auf die kleinen Wellen des Ahyr-Meeres.
„Verblüffenderweise glaube ich dir sogar. Wie viel?"
„Ich rechne, daß es einige Megatali kosten wird."
„Dafür garantiere ich, daß dich niemand wegen dieses Wissens verfolgen wird", schränkte der Jäger ein und griff in eine der vielen Taschen seiner Kleidung. „Hier."
Er legte eine lange Reihe dünne, unterschiedlich gefärbte Kristallscheiben auf die leere Theke. Der Hehler zählte, ohne die Münzen zu berühren.
„Dreitausend Tali!" sagte Krailharp fast ehrfürchtig. „Deine Jagd muß mehr als nur dringend sein."
„Meine Aufgabe ist die Jagd", sagte Sorghyr in ungewöhnlichem Ernst. „Andere werden das Urteil vollziehen. Das Leben eines jeden intelligenten Wesens ist für mich unantastbar. Und ebenso wenig taste ich die Wahrheit dessen an, was das Orakel von Krandhor sagt. Deswegen glaube ich, daß die Bruderschaft aus Eiferern und Gegnern des universalen Lichts besteht." Er lachte kurz, um seinen Worten das Feierliche zu nehmen.
„Du siehst also, daß ich nicht nur wegen der Erregung der Jagd hinter der Bruderschaft herhaste."
„Ich glaube, ich fange zu begreifen an", meinte der Hehler heiser. „Wie erreiche ich dich?"
„Hier ist mein Anschluß."
Der Jäger schob eine dünne
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