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1022 - Der Lockvogel

1022 - Der Lockvogel

Titel: 1022 - Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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tatsächlich geschafft, eine Wunde zu hinterlassen, aus der Blut sickerte.
    Nicht viel, aber es reichte aus, um den Vampir gierig zu machen und ihm noch einmal Kraft zu geben, denn er war dabei, sich aufzurichten.
    Seine alte Zunge war bereits aus dem offenen Maul hervorgedrungen, denn sie sollte das aus den Wunden gequollene und an der Hand entlanggelaufene Blut ablecken.
    Noch hatte er es nicht geschafft. Er war zu schwach, aber er versuchte es. Er bot einen widerlichen Anblick. Der dürre, bleiche, faltige Hals, der Kopf darauf, ebenfalls mager und eingefallen, so daß er Ähnlichkeit mit dem Schädel eines Vogels bekommen hatte. Sein Profil wirkte wie scharf gezeichnet, die Zunge zuckte, sie drehte sich, sie wollte lecken, doch der rote Lebenssaft war noch zu weit entfernt. Der Untote kam einfach nicht heran.
    Simpson wußte nicht, wie lange er auf diese Szene gestarrt hatte.
    Minuten möglicherweise, so zumindest kam es ihm vor, aber in Wirklichkeit waren es nur Sekunden gewesen, denn noch immer leuchtete die Flamme des Feuerzeugs. Sie flackerte, weil sie von Simpsons Atem erfaßt wurde. Sie bewegte sich mal nach unten, kam dann wieder hoch, aber sie schaffte es nicht, den Blutsauger zu erfassen, und der Mann dachte auch nicht daran, sie an die Kleidung des Vampirs zu halten.
    Er hatte gesehen, was er wollte. Mit der freien Hand umklammerte er den Arm seines Leidensgenossen in Höhe des Ellbogens. Dann riß er ihn aus dem Griff hervor.
    Eddie kam frei. Er taumelte zurück. Das bekam Simpson nicht mehr mit, denn die Flamme war erloschen.
    Doch den Vampir gab es. Er war leider nicht zu einer Erinnerung geworden.
    Glenn hörte Eddie heulen. Er hatte sich nicht auf den Beinen halten können und war zu Boden gefallen. Dort hockte er und fluchte oder heulte wie ein kleines Kind.
    Es war zu finster, und Simpson war zu nervös, als er auf seinen neuen Freund zulief. Er lief zu weit und stolperte über Eddies ausgestreckte Beine.
    Sheen hörte den Fluch, dann den Aufprall und einen erneuten Fluch. »Was ist denn?«
    »Ich bin über dich gestolpert.«
    »Tut mir leid, aber…«
    »Ist egal.« Simpson rappelte sich wieder hoch. Dann tastete er über den Boden, weil er das Feuerzeug verloren hatte und es jetzt suchen mußte. Er hatte Glück. Wenige Sekunden später hielt er es wieder zwischen seinen Fingern. »Hast du dir was getan?«
    »Nein!« keuchte Eddie.
    Simpson schaltete wieder das Feuerzeug ein. Eddie hockte neben ihm. Er rieb dabei über seine Wunde an der linken Hand. »Da habe ich Glück gehabt«, flüsterte er, »der hat es nicht geschafft, mich zu beißen. Er kam nicht so hoch, weißt du…«
    »Das ist mir klar.«
    »Ein Stück weiter, dann…«
    »Schon gut, Eddie. Aber wir müssen trotzdem was tun.«
    Sheen drehte den Kopf. Das Licht strich über seine Gesicht und machte es zu einem flackernden Schattenbild. »Was willst du denn machen?«
    »Er darf nicht rauskommen.«
    »Wie?«
    Es wurde wieder dunkel. Glenn wollte sparen. »Sei doch nicht so begriffsstutzig. Wir müssen ihn zurücktreiben, verdammt. Wenn er hochkommen will, dann schlagen wir auf ihn ein.«
    Eddie nickte, obwohl er nicht überzeugt war. »Womit denn?«
    »Mit unseren Fäusten.«
    Sheen schwieg. Dafür atmete er laut. Dann schüttelte er den Kopf und jammerte. »Das schaffen wir nicht. Der ist stärker. Wenn du gespürt hättest, mit welcher Kraft er mein Gelenk umklammert hatte, würdest du anders darüber reden.«
    »Tue ich aber nicht, verflucht. Wir können es uns nicht leisten, hier herumzuhocken. Steh auf.«
    »Und dann?«
    »Gehen wir an den Trog!«
    Eddie wußte, daß er sich nicht weigern konnte. Er hätte anders gehandelt, wäre da nicht die Berührung durch den Untoten gewesen.
    So aber wußte er, daß er sich nicht weigern konnte. Es ging jetzt einzig und allein um sein Leben, und das wollte er so hart wie möglich verteidigen. Es mußte einfach gehen.
    Er quälte sich auf die Beine. Zitternd blieb er stehen. Es lag nicht nur an seinem Körper, auch an der Angst. Was er hier durchmachte, das…
    Die Stimme des anderen Mannes unterbrach ihn. »Und alles nur wegen dieser falschen Polizistin. Sie hat uns in die Falle gelockt. Sie ist es gewesen. Ihr sind wir auf den Leim gegangen. Sie hat uns in diese Scheiße hineingesteckt.«
    »Die kommt auch noch mal zurück!« flüsterte Sheen.
    »Glaube ich auch.«
    Beide Männer hatten sich vorgetastet und spürten jetzt den kalten Widerstand des Beckens. Sie zuckten etwas zurück, als

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