1025 - Ich töte jeden Sinclair!
Tür nach innen und war froh, daß es so reibungs- und vor allen Dingen lautlos über die Bühne ging.
Das Haus öffnete sich ihm, und er betrat die große Diele mit dem Holzboden. Jeder Gast bekam bereits beim Betreten des Hauses etwas von der Gemütlichkeit präsentiert, die ihn auch in den anderen Räumen erwartete.
Nichts Feines, Elegantes, sondern eben rustikal-gemütlich. Einfach zum Wohlfühlen.
Das passierte bei Suko an diesem Tag nicht. Über die nicht abgeschlossene Tür wunderte er sich schon, wobei es eigentlich mehr als ein Wundern war, denn jetzt war in ihm das Mißtrauen aufgestiegen, und die Kälte auf seinem Körper verdichtete sich.
Er ging nur einen kleinen Schritt nach vorn und schaute sich dann um.
Nichts, aber auch gar nichts hatte sich verändert. In der geräumigen Diele war alles so geblieben, wie er es kannte. Kein Möbelstück war verrückt worden, sogar der Teppich lag auf seinem Platz.
Nichts wies darauf hin, daß sich eine fremde Person in diesem Haus aufgehalten hatte.
Trotzdem wurde Suko das Gefühl nicht los, nicht unbedingt allein in dem Haus zu sein. Er merkte es. Es kribbelte in seinen Fingerspitzen. So wie er mußte sich jemand fühlen, der mit Elektrizität aufgeladen war, ohne die Quelle des Stroms finden zu können.
Er ging weiter.
Wie auch früher, als das Haus noch bewohnt war, führte ihn sein erster Weg in die rustikale und gemütlich eingerichtete Küche. In diesem Raum hatten er und John sich immer so gern aufgehalten.
Da waren sie auch von Mary Sinclair verwöhnt worden.
Jetzt war die Küche leer.
Normal leer, aber sie kam Suko trotzdem etwas anders vor. Eine andere Leere, eine ohne Erinnerung. Es war für ihn, als hätte er einen Raum betreten, der nur von der Person, die dort lebte, eben für kurze Zeit verlassen worden war.
Er schaute sich sehr genau um. Eine dünne Staubschicht war nicht zu übersehen. Besonders dort, wo ein Fenster Licht in die Küche ließ. Zwar wurde das Haus gereinigt, dafür hatte John gesorgt, doch die Zugehfrau schien länger nicht im Haus gewesen zu sein, deshalb auch der dünne Staubfilm.
Das Gefühl, nicht allein im Haus zu sein, ließ den Inspektor nicht los.
Er würde die anderen Räume ebenfalls so genau anschauen wie die Küche.
Von der Diele aus konnte er auch einen Flur oder Gang betreten, der tiefer in das Haus hineinführte. An der linken Seite des recht langen Gangs stand der Waffenschrank des Verstorbenen. Ein paarmal war er schon aufgebrochen worden, auch jetzt war er nicht verschlossen – aber leer. John hatte die Waffen ausräumen lassen und sie in sicherem Gewahrsam der Polizei hier in Lauder gegeben.
Suko suchte nach Spuren. Nach irgendwelchen Abdrücken auf dem Boden, nach Schmutzkrümeln oder ähnlichen Hinterlassenschaften, aber da war nichts.
Vielleicht bilde ich mir auch alles ein, dachte er und öffnete die Tür zum Wohnraum.
Auch hier herrschte die rustikale Einrichtung vor. Durch ein großes Fenster fiel genügend Licht, um ihn erkennen zu lassen, wie leer der Raum doch war.
Keine fremde Person. Auch keine Spuren, abgesehen von einem zurückgelassenen Staubfilm, der sich auch zwischen diesen vier Wänden ausgebreitet hatte.
Er zog sich wieder zurück.
Als nächsten Raum wollte er sich das ehemalige Arbeitszimmer des Horace F. Sinclair vornehmen. Als er daran dachte, mußte er einfach den Kopf schütteln. Noch immer war es für ihn schwer verständlich, daß er sich allein durch das Haus bewegte, daß es nicht mehr bewohnt war und auch nicht mehr von Johns Eltern bewohnt werden würde.
Er runzelte die Stirn, als er vor der geschlossenen Tür des Arbeitszimmers nicht grundlos stehenblieb. Ein fremder Geruch war ihm in die Nase gestiegen, ein frischer Geruch, der wohl nur deshalb auffiel, weil er sonst nur den Staub gerochen hatte. Dieser andere Geruch überlagerte ihn, und Suko versuchte, die Identität zu klären.
Wie Seife vielleicht? Oder wie Parfüm?
Ja, der Hauch eines frischen Parfüms. Nicht zu süß und schwer.
Trotzdem war Suko überzeugt, daß dieser Duft von einer weiblichen Person hinterlassen worden war.
Befand sich eine fremde Frau im Haus?
Suko zog seine Waffe noch nicht, dafür nahm er sich mehr Zeit beim Öffnen der Tür. Sie quietschte etwas in den Angeln, und das verräterische Geräusch mußte in der Stille recht weit zu hören sein.
Er machte trotzdem weiter. Sein Blickfeld erweiterte sich, er konnte in den Raum hineinschauen, der ihm ebenfalls so bekannt vorkam. Und
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