1025 - Ich töte jeden Sinclair!
den Satz hinein.
»Wieso? Haben Sie etwas gegen die Polizei?«
»Nein, nein, das nicht. Es ist nur…« Sie winkte ab. »Ach, lassen wir das.«
»Woher kommen Sie eigentlich?«
Karen tat, als hätte sie die Frage nicht gehört. »Eigentlich könnte ich mir ja Ihren Ausweis zeigen lassen, aber ich verzichte darauf. Ich glaube Ihnen auch so.«
Suko blieb hartnäckig. »Sie stammen nicht aus London?«
»Nein, aus Newcastle.«
»Aja. Und Sie sind jetzt hier erschienen, um den verstorbenen Sinclairs so etwas wie die letzte Ehre zu erweisen. Sehe ich das richtig?«
»Überhaupt nicht.« Karen schüttelte den Kopf. »Ich weiß gar nicht, auf welcher Schiene Sie sich da bewegen, verdammt. Ich habe vom Tod dieser Leute gar nicht gewußt. Ich bin einfach hier erschienen, weil man mich herbestellt hat. Das habe ich Ihnen schon gesagt. Und ich werde auch nicht hierbleiben. Man will mich abholen.«
»Wer denn?«
»Der Anrufer, denke ich.«
»Er kommt also hierher?«
»Ja, verflixt.« Sie verdrehte die Augen. »Er kommt her und wird mich abholen.«
»Darf ich das Ziel erfahren?«
Karen schaute Suko ziemlich böse an. »Hören Sie, wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
»Nein. Ich habe Sie nur etwas gefragt.«
»Aber Sie tun so, als hätten Sie nichts gewußt. Oder nicht gewußt, wie es weiterläuft.«
»Das schon eher.«
»Gut, Mr. Polizist, dann möchte ich Sie aufklären. Dieses Haus hier ist für mich nur so etwas wie eine Durchgangsstation, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Nicht genau, aber reden Sie weiter.«
Karen winkte wütend ab. »Lassen Sie doch die Floskeln. Es geht weiter. Von hier aus in den Nordosten des Landes, wo sich auch Sinclair’s Bay befindet.«
»Ja, das weiß ich.«
»Und an dieser Küste, auf einer Steilklippe, existieren noch die Ruinen von Sinclair Castle. Wußten Sie das auch?«
»Ich habe davon gehört.«
»Immerhin etwas. Sinclair Castle ist das Ziel. In den Ruinen und um sie herum wird morgen und auch noch Tage danach ein Familientreffen der Sinclairs stattfinden. Haben Sie das nicht gewußt, Mister Scotland Yard?«
Suko blieb vor Staunen fast der Mund offen. Erst nach einer Weile konnte er antworten, und das auch nur sehr leise, kaum verständlich. »Nein, Karen, das habe ich nicht gewußt…«
***
Er stand auf dem Kirchturm. Der personifizierte Sieger, das personifizierte Böse. Den Eindruck hatte ich zumindest, denn mir kam seine Gestalt plötzlich verschwommen vor, als hätte sich eine andere wie ein Geist darübergeschoben – Luzifer!
Er winkte mir zu. Er lachte wieder. Er breitete die Arme aus – und ließ sich fallen.
Er kippte kurzerhand nach hinten weg, als stünde auf der Erde ein Sprungtuch, das ihn auffing. Aber da war keines, das wußte ich verdammt genau.
Ich hielt in den folgenden Sekunden den Atem an, da ich auf einen Aufprall achten wollte.
Es war nichts zu hören. Dieser unheimliche Sinclair schien sich bei seinem Fall in Luft aufgelöst zu haben. In meiner Umgebung blieb es still wie gewohnt, und ich fragte mich, was da passiert war. Wer war dieser Sinclair?
Ich kam mit der Gestalt nicht zurecht. Keinesfalls stand sie auf meiner Seite. Sinclair sah menschlich aus. Trotzdem glaubte ich nicht daran, daß er auch ein Mensch war. Er war dem Bösen, der Hölle zugetan, wie damals Henri St. Clair, ein ebenfalls abtrünniger Ahnherr, dessen Geist zurückgekehrt war und meinen Eltern beinahe den Tod gebracht hatte.
Dieser hier war anders. Das spürte ich, da brauchte ich nicht einmal einen Beweis. Er wirkte auf mich sogar gefährlicher. Er widerstand ebenfalls den Regeln der Physik. Er war einmal vorhanden und trotzdem ein zweites Mal. Ein böses, teuflisches und auch ein magisches Phänomen.
Eine Kugel hatte ich verschossen. In der Erinnerung war mir nicht einmal klar, ob ich die Gestalt damit erwischt hatte oder nur diesen ungewöhnlichen Zweitkörper?
Aber er wußte, wer ich war. Davon würde mich niemand abbringen können. Wäre ich einfach nur ein normaler Sinclair gewesen, hätte er sicherlich versucht, mich auf die gleiche Art und Weise zu töten, wie er es bei Luke und Ian Sinclair getan hatte. So aber war er vorsichtig gewesen. Er hatte mir nur seine Macht beweisen wollen.
Sicherlich wartete Suko bereits auf mich. Den Friedhof verließ ich trotzdem nicht. Ich überprüfte und durchsuchte ihn, immer auf der Jagd nach Spuren, die der andere vielleicht hinterlassen hatte.
Dort, wo er sich aufgehalten hatte, blieb auch ich stehen. Ob das
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