1025 - Planet der Spiele
Seht ihn euch an - er zittert vor Wut, weil ich mit euch rede, anstatt ihn auf die Weise zu unterrichten, die er sich vorgestellt hat. Mit Fremden wie euch, so denkt er, spricht man nicht, sondern man erteilt ihnen Befehle. Unglücklicherweise handelt es sich um einen sehr begabten jungen Mann. Er wird eines Tages eine hohe Stellung einnehmen, vielleicht sogar zum Befehlshaber einer Flotte aufsteigen. Wenn ihn bis dahin niemand zur Vernunft gebracht hat und er mit derselben Einstellung die Eroberung neuer Planeten betreibt, dann kann er auf diese Weise alles in Gefahr bringen, was wir bisher aufgebaut haben."
„Man wird ihn schon noch zurechtstutzen", meinte Brether Faddon unsicher.
„Darauf möchte ich mich nicht verlassen. Solche Neigungen sind manchmal schwer zu bekämpfen. Du glaubst, daß ich mich in Dinge mische, die mich nichts angehen, und damit hast du nicht einmal unrecht. Aber ich fühle mich für den Jungen verantwortlich.
Nach der Lugosiade wird er mich nach Skand begleiten, um dort seine Ausbildung fortzusetzen. Auf Skand aber gibt es fast nur Kranen. Es wird schwer sein, ihn dort von seiner Überzeugung abzubringen."
„Glaubst du, daß er seine Meinung ändern wird, nur weil ein Nicht-Krane ihm eines überbrät?" fragte Mallagan skeptisch.
„Natürlich nicht. Aber eine solche Niederlage würde seine Überzeugung ins Wanken bringen, und das allein wäre schon ein Fortschritt."
Scoutie sah den Kranen betroffen an. Bis zu diesem Augenblick hatte sie seine Schnelligkeit bewundert und seine Selbstsicherheit für etwas gehalten, das sich ganz von selbst aus der Gewißheit ergab, auf einem bestimmten Gebiet so gut wie unschlagbar zu sein. Jetzt erst erkannte sie, wie oberflächlich diese Beurteilung war.
Sie erinnerte sich an das, was Brether berichtet hatte. Es gab Kranen, die Cylam einen Verräter nannten. Zu seinen Schülern gehörten Wesen, deren Völker zwar voll in das Herzogtum integriert waren, die aber aus dunklen, instinktiven Regungen heraus vielfach noch immer mit Mißtrauen betrachtet wurden. Man war zweifellos gründlich daran gewöhnt, daß Nicht-Kranen alle möglichen Dinge erlernten. Schließlich brauchte man die Hilfe der eroberten Völker, wenn man die Expansion des Herzogtums weiterhin betreiben wollte. Aber es gab Unterschiede in der Art des Wissens, das einem Nicht-Kranen vermittelt wurde. Daß Cylam die Kenntnis uralter, traditioneller Kampfarten an Artfremde weitervermittelte, mußte vielen traditionsbewußten Kranen ein Dorn im Auge sein - besonders aber jenen, die sich als Angehörige eines auserwählten, „besseren" Volkes fühlten, das allen anderen überlegen waren. Damit, daß auch Artfremde lernen konnten, ein Raumschiff zu steuern und komplizierte Maschinen zu bedienen, hatte man sich abgefunden. Die Vorstellung jedoch, daß diese Fremden jetzt auch noch in die Lage versetzt wurden, die Kranen im direkten Kampf mit deren eigenen Waffen zu schlagen, mochte vielen von ihnen als unerträglich erscheinen.
Die Betschiden waren oft genug mit arroganten, dünkelhaften Kranen konfrontiert worden, um zu wissen, daß Cylam durchaus nicht übertrieb. Man wurde nicht automatisch zu einem Verbündeten dieses Volkes, nur weil man einen Spoodie bekam. Ein Krane, der auf alle Artfremden mit Verachtung herabsah, mochte im Lauf der Zeit so viel Haß provozieren, daß eine gewaltsame Auseinandersetzung unvermeidlich wurde.
Die Betschiden wußten zu wenig über die Kranen, um sich ein Urteil über dieses Volk erlauben zu können. Die innere Struktur des Herzogtums war ihnen noch unbekannt, das gleiche galt für das Motiv, das die Kranen dazu trieb, immer neue Planeten zu erobern und in ihr Reich einzugliedern. Aber mit einer Objektivität, die sie nicht zuletzt dem Spoodie unter ihrer Kopfhaut verdankte, erkannte Scoutie, daß Cylam zumindest in einem Punkt die Wahrheit gesagt hatte: Die Kranen bemühten sich nach besten Kräften, ihr Ziel auf friedliche, unblutige Weise zu erreichen. Es mochte Völker geben, die nichts mit ihrer Zugehörigkeit zum Herzogtum anzufangen wußten, vielleicht sogar unglücklich in diesem Gefüge waren. Die meisten aber profitierten von der Bekanntschaft mit den Kranen, vor allem auf dem Gebiet der Technik. Sie wurden zu Raumfahrern, lange vor dem Zeitpunkt, an dem sie diese Stufe der Entwicklung eigentlich hätten erreichen sollen. Wenn diese Völker - aus welchem Grund auch immer - zu der Überzeugung gebracht wurden, daß sie Anlaß hatten, die Kranen
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