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1027 - Das Superspiel

Titel: 1027 - Das Superspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war er durch, die Transparenz der Umgebung verblaßte, und um ihn herum wurden die Wände einer verlassenen Kammer stofflich.
    Er war da herausgekommen, wo er seiner Einschätzung nach hatte herauskommen müssen!
    „Es stimmt!" schrie er, denn er mußte seinen Gefühlen einfach Luft machen. „Ich habe die Konzeption begriffen."
    Er tanzte regelrecht in der kleinen Zelle herum.
    Er kannte das Spiel.
    Schließlich war er der Meister darin.
     
    7.
     
    Der Mallagan in der Vergangenheit kauerte in stummer Ehrfurcht am Boden und sah zu, wie Doc Ming etwas in den Sand malte. Dem jungen Betschiden war klar, welche Gunstbezeigung Brether, Jörg und er gerade erlebten.
    Doc Ming kaute auf einem getrockneten Edornblatt, und ab und zu spie er einen Strahl braunen Speichels gezielt gegen einen naheliegenden Felsen.
    „Die Hauptsache", erklärte der Heiler, „ist Geduld und Konzentration."
    Jörg Breiskoll kratzte ungeduldig auf dem Boden und machte den beiden anderen ein Zeichen. Das Jagdfieber leuchtete in seinen Augen.
    Der Mallagan in der Vergangenheit warf ihm einen ängstlichen Blick zu, denn er war sehr daran interessiert, von Doc Ming weitere Einzelheiten zu erfahren.
    „Spiele", sagte der alte Betschide, und sein Gesicht nahm einen verträumten Ausdruck an, „haben oft mythologische Bedeutung. Es gibt Spiele, die weit in die Vergangenheit unseres Volkes zurückreichen, so weit, daß wir über ihre Wurzeln nichts mehr wissen."
    Manchmal hatte der Mallagan in der Vergangenheit den Eindruck, daß Chircool zu klein war für Doc Ming. Auf dieser Welt mußte der Heiler sich wie ein Gefangener vorkommen.
    Aber Doc Ming benutzte die Flügel seiner Phantasie, um sich über diese Welt und über diese Zeit zu erheben.
    „Traditionen zu pflegen, ist eine der schönsten und wichtigsten Aufgaben, die man sich vorstellen kann", sagte Doc Ming lächelnd. „Das wurde auch an Bord der SOL nicht vernachlässigt."
    Er fuhr fort, mit seinem angespitzten Hölzchen Linien in den Boden zu ziehen. Dabei sagte er: „Es gibt immer wieder Leute, die einen traditionsbewußten Menschen konservativ oder sogar reaktionär schelten - das ist barer Unsinn. Ohne das Bewußtsein seiner Herkunft und seiner kulturellen Vergangenheit ist ein Mensch arm."
    Jörg stieß den Heiler an.
    „Du wolltest uns etwas über ein Spiel erzählen, nicht philosophieren."
    „Ja", stimmte Brether Faddon zu. „Von Traditionen werden wir nicht satt."
    Doc Ming sah die drei jungen Burschen der Reihe nach an.
    „Die Kenntnis eines Spiels bedeutet euch nichts, wenn ihr die Hintergründe nicht versteht", sagte er weise.
    Wie recht er hatte! kam es dem Mallagan in der Gegenwart in den Sinn.
    „Wir werden dir zuhören", sagte der Mallagan in der Vergangenheit.
    „Von allen überlieferten Spielen, ist das hier das schönste", verkündete Doc Ming. „An Bord der SOL soll es Männer und Frauen gegeben haben, die darin eine wahre Virtuosität erlangt hatten."
    Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
    „Ich bin, wie ich ehrlich gestehen muß, kein sehr guter Spieler. Aber vielleicht befindet sich in euren Reihen ein Talent."
    Brether Faddon warf einen argwöhnischen Blick auf die Linien im Sand.
    „Ich bestimmt nicht", brummte er.
    Jörg lachte.
    Nur der Mallagan in der Vergangenheit blieb ernst.
    Doc Ming fischte in den Taschen seines Umhangs nach irgend etwas und brachte schließlich ein paar Holzfigürchen zum Vorschein. Mallagan schätzte, daß die Hälfte davon mit schwarzem Ruß bemalt war, während die anderen ihre natürliche helle Farbe behalten hatten.
    „Dies sind die zweiunddreißig Spielfiguren", sagte Doc Ming.
    Zweiunddreißig! dachte der Mallagan in der Gegenwart.
    „Es ist ein strategisches Denkspiel", erklärte Doc Ming. „Diese Figuren hier haben eine unterschiedliche Wertigkeit, auf die ich noch zu sprechen kommen werde."
    Er ächzte, denn für einen Mann seines Alters war die zusammengekrümmte Haltung am Boden alles andere als bequem.
    Er deutete auf die Linien, die er in den Sand gekratzt hatte.
    „Das ist das Spielfeld. Wie ihr seht, ist es ein quadratischer Platz mit vierundsechzig quadratischen Feldern. Die Hälfte dieser Felder habe ich schraffiert."
    Er begann, die Holzfigürchen in jeweils zwei Reihen hintereinander aufzustellen - die weißen auf der einen Seite des Spielfelds, die schwarzen auf der anderen.
    Schwarze und weiße Bänder! dachte der Mallagan in der Gegenwart.
    „Beginnen wir nun mit den Regeln und der Wertigkeit der

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