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1029 - Evitas Folterkammer

1029 - Evitas Folterkammer

Titel: 1029 - Evitas Folterkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Geräusch, das wir kannten. In der Düsternis knarzte und schleifte eine Tür, die mit langsamen Bewegungen geöffnet wurde.
    Wir warteten noch.
    Es war gut so, daß wir nicht vorgingen und in die Dunkelheit hineinstießen, denn vor uns bewegte sich in der Düsternis das Flackerlicht einer Fackel.
    Es paßte alles zusammen. Das alte Gemäuer, die Steintreppe und der Folterkeller…
    ***
    Viel sehen konnte der Abbé nicht. Er hatte zugeschaut, wie die Fackel angezündet worden war, aber das Licht war ziemlich düster und verteilte sich auch nur in der unmittelbaren Umgebung und nicht auf der gesamten Länge der Treppe.
    Es tanzte als Widerschein über die Wände entlang, liebkoste die alten Steinstufen und schien den Geruch hervorzuholen, der hier herrschte.
    Es war der alte Gestank einer schrecklichen Geschichte. Es roch nach Blut, nach Schweiß und nach Moder. Der Meinung war zumindest der Abbé, denn er wußte schließlich, was vor langer Zeit in diesem Keller passiert war. Die Erinnerung war noch nicht gelöscht worden, und eine Frau wie Evita sorgte dafür, daß sie immer wieder neu entstand.
    Die Fackel hatte sie in die linke Hand genommen. Ihre andere lag auf der Schulter des Templers wie die Kralle eines Vogels. Sie griff hart zu, und der Abbé spürte die Kälte des Todes, die von ihr ausging.
    »Hier unten sind sie gestorben!« flüsterte Evita. »Hier haben meine Vorfahren ihr Leben verloren, und ihre Seelen schreien nach Rache. Zu recht, denn ich bin erschienen, um ihre Rache zu erfüllen.«
    Sie hatte genug gesprochen, verstärkte den Druck der Hand und schob den Abbé nach vorn. Der wußte genau, was er tun mußte, und ging mit unsicheren Bewegungen die Stufen hinab. Es konnte bei ihm kein Gefühl der Sicherheit aufkommen, auch wenn die andere Person ihn festhielt. Das Licht schwamm als Widerschein über die kantigen Stufen hinweg und sorgte dafür, daß ihre Festigkeit verschwand. Der Abbé hatte den Eindruck, seine Füße auf einen weichen und zittrigen Boden zu setzen, der innerhalb einer Sekunde sein Aussehen ständig änderte. Deshalb ging er wie ein kleines Kind und war im Endeffekt froh, durch die Hand der Frau geführt zu werden.
    Stufe für Stufe ging es in die Tiefe. Noch war das Ende der Treppe nicht zu sehen und damit auch nicht der gefangene Freund. Der Abbé hörte ihn auch nicht. Er hatte damit gerechnet, sein Stöhnen zu vernehmen, aber in der Tiefe blieb es so beklemmend still, daß den Abbé die schlimmsten Gedanken und Vorstellungen überfielen.
    War Bruder Victor tot?
    Es konnte sein. Schließlich hatte man ihm das linke Ohr einfach vom Kopf geschnitten. Ihm grauste davor, daran zu denken – und ein Geräusch im Dunkel lenkte ihn ab.
    Das leise Klirren. Metall, das gegen Metall schlug. Vielleicht wie bei einer Kette.
    Evita Longine blieb stehen. Auch sie mußte wohl das Geräusch gehört haben. Dann lachte sie scharf und kichernd. »Hast du es auch gehört, Bloch? Dein Freund hat sich in seinen Ketten bewegt. Er lebt noch. Er muß das Licht gesehen haben. Aber er kann uns noch nicht erkennen. Was wird er sich freuen, wenn er dich plötzlich von Angesicht zu Angesicht betrachten kann. Und wie er dann zusehen muß, wie du stirbst. So wie die Templer meine Vorfahren umgebracht haben. Aber ein Racheschwur ist niemals vergessen. Besonders dann nicht, wenn er von Toten ausgesprochen wird.« Sie schüttelte sich. »Los, weiter!«
    Der Abbé hatte weiche Knie bekommen. Deshalb war er doppelt froh, daß er festgehalten wurde. Evita wollte auf keinen Fall einen Schwerverletzten im Folterkeller liegen haben. Bloch sollte bei vollen Sinnen sein, um die Rache erleben zu können.
    Die Frau streckte die Hand mit der Fackel aus. Das Licht floß nicht mehr nur über die Stufen hinweg, es erstreckte sich auch auf der vor ihr liegenden Fläche.
    Rohe Steine. Nicht glatt liegend. Unterschiedlich hoch aus dem Boden schauend. Köpfe als Buckel. Leicht schimmernd, weil Feuchtigkeit ihren Film hinterlassen hatte. Dazwischen glänzte heller und dunkler Schimmel. Die Luft war noch schlechter geworden. Sie verursachte dem Templer Übelkeit.
    Der Geruch von Blut und Tod hatte sich hier noch stärker ausgebreitet. Es war das Zentrum der Folterhölle. Aber der Abbé stellte sich nicht die Frage, ob die Templer vor Jahrhunderten recht gehandelt hatten. Damals war eine andere Zeit gewesen, und da hatte es zahlreiche Menschen gegeben, die einen falschen Weg gegangen waren. Wie auch noch heute. Daran hatten die

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