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1029 - Evitas Folterkammer

1029 - Evitas Folterkammer

Titel: 1029 - Evitas Folterkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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für den Gefolterten Labsal sein.
    Bloch riß die Lasche ab. Etwas Wasser sprudelte hoch und rann über seine Hand. Er trat dicht an den alten Freund heran. Um den Kopf anzuheben, legte er die linke Hand unter Victors Kinn. So drückte er den Mund in die richtige Stellung.
    Er setzte die Dose an. Das Wasser rann am Mund vorbei, aber wenig später schon bekam der Gefangene mit, welche Wohltat ihm da angetan wurde. Automatisch fing er an zu schlucken, er stöhnte sogar dabei und diesmal sicherlich nicht vor Schmerzen.
    Bloch flüsterte ihm etwas zu. Was er sagte, wußte er selbst nicht, aber er wollte dem alten Freund Hoffnung machen, die Victor einfach verloren haben mußte.
    Brutal packte Evita zu und zerrte die rechte Hand des Templers zu Seite. Die Dose wurde dem Abbé aus den Fingern geschleudert und prallte noch mehr als halb gefüllt zu Boden. »Es reicht, du sollst ihn ja nicht verwöhnen.«
    Bloch drehte durch. Er wußte selbst nicht, was da in seinem Kopf gerissen war. Auf der Stelle drehte er sich herum, und seine Faust schoß zugleich vor.
    Der Treffer erwischte die Magengrube der Frau. Tief bohrte sich die Faust in den Körper, und der Abbé erschrak im Nachhinein selbst über seine ungezügelte Handlung, aber er war auch erstaunt, denn Evita bewegte sich nicht.
    Der Druck und die Wucht hätten sie eigentlich taumeln lassen oder zu Boden werfen müssen. Das trat nicht ein. Sie blieb stehen und lächelte Bloch mit breiten Lippen an.
    »Wunderst du dich?«
    Der Abbé rieb seine Faust. Hinter ihm stöhnte Victor. Von John und Suko war nichts zu sehen. Der Templer kam sich plötzlich so allein und alt vor. Zum erstenmal sah er sich auf verlorenem Posten und mußte zugeben, daß die andere ihm überlegen war.
    »Ja, ich wundere mich«, gab er zu.
    Evita behielt das Lächeln bei. »Wenn jemand Rache nehmen will«, sagte sie, »dann muß die Person immer besser sein, als derjenige, an dem sie sich rächen will. Und ich bin stärker. Ich habe es dir gesagt, aber du hast mir nicht geglaubt. Dein Pech, das du auch mit in deinen Tod nehmen wirst. Schau dich hier um, Bloch. Hier in diesem Keller sind meine Vorfahren gestorben, hier wurden sie zu Tode gefoltert, aber sie wußten einen Mächtigen hinter sich. Denn Baphomet hat dafür gesorgt, daß ihre Geister noch existieren. In mir haben sie ihre Rächerin gefunden. Ich sorge dafür, daß Jahrhunderte später ein Anführer der Templer stirbt, so wie auch das Oberhaupt meiner Familie gestorben ist.«
    Mehr sagte sie nicht. Brauchte sie auch nicht zu sagen. Sie breitete die Arme aus, als sollte ihr Körper ein Kreuz bilden. Den Kopf legte sie zurück, der Mund war weit geöffnet, und einen Moment später sah der Abbé, daß sie nicht gelogen hatte.
    Die Geister waren da.
    Sie waren sogar in ihr gewesen.
    Und sie waren jetzt dabei, den menschlichen Körper zu verlassen, den sie einmal so stark gemacht hatten…
    ***
    Es war ein schauriges und unheimliches Bild. Eines wie es der Abbé noch nie zuvor erlebt hatte. Aus dem Mund, den Nasenlöchern, den Ohren und selbst den Augen krochen die Reste der Toten hervor.
    Feinstoffliche Gestalten. Vergleichbar mit kalten Schleiern und Gardinen, die in verschiedene Richtungen wegwehten, als wollten sie nicht mehr länger bei Evita bleiben. Jetzt gehörte der Folterkeller ihnen, denn sie breiteten sich als geisterhafte Brut aus und schlossen um den Abbé einen Kreis.
    Er schaute hin.
    Er wollte sich dabei auf eine Gestalt konzentrieren. Es war unmöglich. Zu viele hatten den Gastkörper der Evita Longine verlassen, und sie waren dabei, sich auszubreiten. Sie brauchten Platz. Verlorene Seelen wehten durch die Luft, streckten sich oder breiteten sich aus, um ihre alten Formen anzunehmen.
    In vielen Erklärungen waren Geister beschrieben worden. Zeugen hatten sie gesehen. Manchmal waren sie sogar fotografiert worden.
    So hatten sich die Menschen ein Bild von Geistwesen oder Gespenstern machen können. Die Bilder trafen zu.
    Auch hier sahen die Verlorenen so blaß und langgestreckt aus. Es gab an ihnen weder Arme noch Beine. Man sah auch keine Hände oder Füße. Sie schwebten einfach nur darin, und wenn sie den Boden berührten, war kein Laut zu hören.
    Der Abbé hatte sie nicht zählen können. Nicht, weil es zu viele waren, nein, sie trennten sich nicht direkt. Sie flossen nach wie vor ineinander über, als wollte sie sich gegenseitig umarmen.
    Totengeister nahmen von dem Folterkeller Besitz. Wesen, die physikalisch nicht erklärbar

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