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103 - Panoptikum der Geister

103 - Panoptikum der Geister

Titel: 103 - Panoptikum der Geister
Autoren: Larry Brent
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Betsy King lief
kreuz und quer durch die Räume, stieg treppauf und lief treppab auf der Suche
nach dem Ausgang. Sie warf Dekorationsgegenstände und Figuren um, die sie bei
ihrer Flucht streifte. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, ehe sie den Korridor
erreichte, von dem sie glaubte, dass dieser in die Freiheit führte. Ja, da vom
war die Haustür! Betsy King spornte sich noch mal zu erhöhtem Tempo an, obwohl
sie dazu kaum noch in der Lage war. Sie hatte Seitenstechen, und ihr Atem kam
stoßweise. Sie torkelte mehr wie eine Betrunkene, als dass sie ging. Sie fiel
der Tür förmlich entgegen, schlug die Klinke herunter und stöhnte entsetzt. Die
Tür war abgeschlossen! Aber der Schlüssel steckte ...
    Betsy King
verlor wertvolle Sekunden. Ihre Verfolger kamen näher. Sie warf gehetzt noch
einen schnellen Blick zurück. Am Ende des langen Korridors tauchte George
Hunter auf. Hinter ihm waren die Umrisse eines glatzköpfigen Irren zu sehen,
der hervorquellende Basedow Augen und aufgeworfene Lippen hatte. Aus einer
anderen Richtung kamen Terry Whitsome und zwei weitere Figuren aus dem
unheimlichen Panoptikum. Insgesamt waren sechs Verfolger hinter ihr her. Betsy
King bewegte in ihrer Angst den Schlüssel so heftig im Schloss, dass er bei der
Umdrehung abbrach. Aber die Tür war offen!
    Betsy King
stürzte ins Freie. Die kühle Nachtluft umfing sie. Das alte Gebäude mit den
klobigen Mauern und dem Rundturm lag auf einer leichten Erhöhung. Ein schmaler
Weg führte zum Haupteingang. Rings um den Hügel wuchsen Bäume und Büsche,
einige über hundert Jahre alte Eichen ragten hoch über die Wipfel der anderen
Gewächse hinaus. Zwischen den Bäumen führte ein etwa dreihundert Meter langer
Weg entlang, der schließlich auf die Hauptstraße mündete, die nach High Wycombe
auf der einen Seite und quer durch die Chiltem Hills nach Aylesbury auf der
anderen Seite führte. Betsy King torkelte wie eine Betrunkene durch die Nacht
und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Hinter ihr drangen die
unheimlichen Verfolger aus dem Gespensterhaus. Die Reporterin wollte so schnell
wie möglich zur Straße, in Richtung High Wycombe, woher sie gekommen war, stand
ihr Auto. Aber es war defekt, sie konnte nicht damit fliehen. Wenigstens eines
war jedoch noch möglich: Sie konnte sich darin einsperren. Im Auto war sie eine
Gefangene! Aber wenn ihre Verfolger die Scheiben einschlugen, war sie ihnen auf
Gedeih und Verderb ausgeliefert. Betsy King schluchzte. Wirr hingen die Haare
in ihre Stirn, ihre Bluse war aufgerissen von den Fingern, die gierig nach ihr
gegriffen und versucht hatten, sie festzuhalten. Nur der Gedanke daran, in dem
einsam stehenden, unbenutzten Fahrzeug eingeschlossen zu sein wie in einem
Käfig, erfüllte sie mit Grauen. Sie wollte so weit und so schnell wie möglich
weg von diesem furchtbaren Ort, an dem die Naturgesetze auf dem Kopf standen. Nie
zuvor in ihrem Leben hatte sie an Geister, Gespenster und anderweitige
Spukerscheinungen geglaubt, doch dieses Erlebnis hatte sie eines Besseren
belehrt. Was hier geschah, beruhte nicht auf Einbildung. Insgesamt sieben
Wachsfiguren aus dem Panoptikum George Hunters waren mit unverständlichem,
teuflischem Leben erfüllt. Der echte Hunter war von seinen Geschöpfen ermordet
und durch eine Wachsfigur ersetzt worden. In dem alten Gebäude hauste der
leibhaftige Satan. Er war ein Feind der Menschen und setzte alles daran, um
Seelen in die Irre zu führen und einzufangen. Vielleicht waren die
Wachsgestalten der Massenmörder und Irren nur deshalb am Leben, weil für sie
zuvor andere, unschuldige Menschen hatten sterben müssen. Seelentausch ...
    In den Hüllen
eingesperrt waren die Geister anderer Menschen, die dazu verdammt waren, das
schreckliche Leben jener zu führen, die Angst, Schrecken und den Tod verbreitet
hatten. Betsy King erreichte die Straße und lief mechanisch weiter. Irgendwo im
Dunkeln stand ihr Auto. Da sah sie in der Feme Lichter auftauchen.
Scheinwerfer! Es kam jemand, und augenblicklich überfiel sie ein Gedanke.
„Leonhard M. Kelly, der Filmproduzent ...“, stieß sie hervor. Hunter hatte
davon gesprochen. Kelly wollte kommen und sich sein Kabinett ansehen.
Plötzliche Hoffnung flammte in der erschöpften jungen Frau auf und verlieh ihr
noch mal unerwartete Kräfte. Sie lief auf die Straße, riss beide Arme hoch und
winkte wie von Sinnen. „Anhalten!“, keuchte sie. „Bitte ... bleiben ... Sie
stehen.“ Ihr Körper war inmitten der Lichtkegel. Das Auto
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