1031 - Donnas zweites Leben
Bett gehen, aber sie wollte auch nicht nur im Slip und BH durch die Wohnung laufen.
Die Polizistin entschied sich für eine bequeme Hose mit weiten Beinen und streifte ein braunes T-Shirt über, das ebenfalls weit geschnitten war.
Bislang war alles glattgegangen. Niemand hatte versucht, mit ihr in Kontakt zu treten. Auch innerlich hatte sie sich relativ gut gefühlt.
Der große Druck war nicht mehr vorhanden gewesen. Die Übelkeit war Vergangenheit und verschwunden, und es fiel ihr sogar schwer, sich daran zu erinnern. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, kam es ihr vor, als wäre das alles gar nicht passiert.
Eigentlich ein gutes Gefühl, das sie auch für sich bewahren wollte.
Es erwischte Donna einen Schritt von der Tür des Wohnzimmers entfernt. Die Hand hatte sie bereits nach der Klinke ausgestreckt, als etwas von den Füßen her bis zur Stirn durch ihren Körper schoß, das wie eine feurige Lohe wirkte.
Eine Warnung!
Niemand außer ihr selbst befand sich in der Wohnung. Sie hatte keinem anderen geöffnet, sie hatte auch keinen Menschen kommen hören, und trotzdem stand sie plötzlich wie unter Strom. Etwas rann ihr zugleich kalt den Rücken hinab, und plötzlich waren wieder die Schweißperlen da, die auf ihrem Gesicht lagen.
Terrence Malcolm!
Dieser Name wollte ihr nicht aus dem Kopf. Er hatte sich regelrecht festgebrannt. Das verbrannte Monster, das trotzdem noch lebte. Es war da, aber es war nicht zu begreifen, und Donna hörte, wie der Atem aus ihrem Mund zischte.
Die Kälte und die Wärme blieben. Sie kam sich vor wie in einer Zange. Dabei wartete sie darauf, daß ihr wieder übel wurde, denn dieses Gefühl kannte sie.
Nichts passierte. Ihr Inneres blieb völlig normal. Dennoch war die Angst vorhanden und ließ sich auch bei bestem Willen nicht unterdrücken. Das Licht brannte noch im Wohnzimmer. Es schimmerte durch die Türritze und durch die Öffnung des Schlüssellochs.
Sie bückte sich und starrte hindurch.
Es war nichts zu sehen, was sich verändert hätte. Nur Teile der Einrichtung.
War die Aufregung grundlos gewesen?
Noch wußte sie nichts. Erst wenn sie im Wohnzimmer stand, würde sie Klarheit bekommen.
Donna Preston wollte es wissen. Sie zögerte keine Sekunde länger.
Den innerlichen Ruck hatte sie sich bereits gegeben, und sehr wuchtig stieß sie die Tür nach innen.
Ja, das Licht brannte.
Es war alles wie sonst.
Oder fast wie sonst.
Ein Sessel allerdings war besetzt.
Darin hockte das Monster aus der Vergangenheit!
***
Die Polizistin wußte nicht, was sie denken oder tun sollte. Sie war völlig durcheinander. Von einem Augenblick zum anderen glühte ihr Gesicht, und wieder spürte sie den harten Schlag des Herzens, dessen Echos bis gegen die Rippen trommelten.
Schweiß brach ihr aus. Sie schluckte und zitterte zugleich. Überhaupt zu begreifen, daß jemand aus der Vergangenheit, der eigentlich hätte tot sein müssen, in ihrer Wohnung hockte, das war einfach zuviel für sie.
Trotzdem gelang es ihr nicht, den Blick von diesem unheimlichen Besucher zu wenden.
Auf der Toilette des Biergartens hatte sie sich um gewisse Einzelheiten nicht kümmern können. Das änderte sich nun, denn die Gestalt saß genau im Licht.
Von der Decke her schien es gegen sie und leuchtete dabei fast alles aus.
Ein nackter, verbrannter, aber nicht schwarz oder braun, sondern rötlich schimmernder Körper, als wären noch Blutreste unter der abgezogenen Haut hervorgequollen, die sich wie Pinselstriche verteilten. Die Gestalt war völlig nackt und tatsächlich von den Zehenspitzen bis hinauf zur Stirn verbrannt.
Auf dem Kopf wuchsen seltsamerweise noch einige Haarreste, die sich wie schlohweiße Fusseln verteilten. Lippen gab es nicht mehr.
Sie schienen kurzerhand weggezogen zu sein.
Sekunden vergingen. Der Polizistin kamen sie vor wie kleine Ewigkeiten.
Das Monstrum hatte sich zunächst zurückgehalten und sich nicht bewegt. Mit einem Nicken änderte sich dies, und es hob auch seine verbrannten und ebenfalls leicht blutigen Arme an, um sie danach wieder auf die Sessellehnen sinken zu lassen. So wie es da saß, wirkte es, als hätte es die Wohnung übernommen, um von hier aus zu herrschen und zu vernichten.
Donna hatte sich nach einigen Sekunden wieder gefangen. Ihre erste Reaktion bestand aus einem Kopfschütteln, das von schweren Atemstößen begleitet wurde. »Wie… wie … ist das möglich?« hauchte sie. »Woher kommst du so plötzlich?«
Terrence Malcolm bewegte seinen Mund. Es
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