1031 - Donnas zweites Leben
dauerte, bis er eine Antwort gab, und wieder schrak die Frau zusammen, denn sie hätte nicht gedacht, daß dieses Wesen auch normal sprechen konnte. Es war verrückt, aber die Stimme drang tatsächlich aus seinen Rachen hervor und nicht von einem Recorder.
»Ich bin dein Kind, und du bist meine Mutter, denn du hast mich geboren, Donna…«
Ein Satz, der sie schockte. Donna war es nicht möglich, eine Antwort zu geben. Sie hielt den Atem an und fror, obwohl es stickig warm im Zimmer war.
»Nein!« brach es schließlich aus ihr hervor. »Ich… ich … kann keine Mutter sein. Erst recht nicht für dich und …«
»Doch, du hast mich wiedergeboren. Denk an die vergangenen Tage, als du geträumt hast. Es waren keine normalen Träume. Es waren die ersten Anzeichen der Geburt. Leicht hast du es nicht gehabt, das weiß ich, aber das war auch so vorgesehen, Donna. Ich habe lange suchen müssen, um dich zu finden, und ich weiß auch, daß Mutter und Kind lange Zeit zusammengehören.«
»Du kannst es nicht sein!« stieß sie hervor. »Nie und nimmer. Ich habe so etwas wie dich nie geboren. Ich hätte es überhaupt nicht gekonnt, Terrence Malcolm.«
»Man hat dich nicht gefragt«, flüsterte er beinahe amüsiert. »Man suchte dich aus, und ich bin sicher, daß ich eine gute Wahl getroffen habe. Wir beide werden noch ein langes Stück des Weges gehen, darauf kannst du dich verlassen.«
»Nie!« schrie sie. »Nie!«
Er ließ sie schreien und toben, tat nichts, hatte den verbrannten Kopf nur schief gelegt, als würde er die Frau amüsiert betrachten.
Donna wußte, daß sie sich aufregte, und sie wußte auch, daß es vielleicht nicht gut für sie war. Aber sie konnte nicht anders, sie mußte ihren Frust loswerden, und nahezu abrupt stoppte das Toben. Es hatte nichts gebracht, und es würde auch weiterhin nichts bringen, wenn sie sich aufregte.
»Sogar meinen Namen hast du gekannt, Donna!«
»Ja, das stimmt. Ich habe dich erlebt. Ich habe zuschauen können, wie man dich umbrachte.«
»Richtig, die Brücke war vorhanden. Die magische Zone hat sich gehalten. Sie mußte nur verstärkt werden, und genau das ist geschehen. Ich wollte, daß man mich genau an dem Ort umbrachte, an dem ich auch gestorben bin.«
»Warum?«
»Ach, nun frag nicht. Magie, reine Magie, Kind. Ich war mehr als alle anderen sich vorstellen konnten. Ich war ein Meister meines Fachs. Ein anderer Malcolm, der es haßte, sich den Gesetzen des Staates und der Kirche zu beugen. Mein Bruder hat schon gewußt, was er damals tat, das muß ich ihm lassen. Er fürchtete sich vor mir. Vor meinem Einfluß, der möglicherweise auch auf andere übergehen könnte und damit seine Autorität untergraben würde. Er hat in seinem Sinne richtig gehandelt, aber er ist gestorben.« Die Gestalt lachte plötzlich. »Einfach vom scheuenden Pferd gefallen und tot. Wunderbar. Die erste Rache, Donna, und eine einzige Rache. Bisher…«
»Wie kann das sein? Das widerspricht allen Gesetzen. Ich kann es nicht begreifen.«
»Es ist doch nicht schwer, kleine Donna. Man muß sich mit den Kräften verbünden, vor denen die meisten Menschen Angst haben, verstehst du das?«
Sie nickte, denn sie dachte daran, was sie gesehen hatte. Vor und beim Tod des Mannes war viel über die Hölle und den Teufel gesprochen worden. So mußte sie davon ausgehen, daß er mit dem Leibhaftigen nicht nur im Bunde stand, sondern sogar zu einem Geschöpf von ihm geworden war. Denn er sah aus wie eine Gestalt, die man auf Bildern sieht, wenn das Fegefeuer dargestellt wurde.
Schreiende und jammernde Monstren, die nie erlöst wurden.
»Dein Körper war tot, er war verbrannt. Aber jetzt sehe ich ihn vor mir. Das kannst du nicht sein.« Donna wehrte sich noch immer gegen den Anblick. Zudem wunderte sie sich, wie ruhig sie jetzt trotz allem blieb. Normalerweise hätte sie einfach durchdrehen müssen, aber hier in der eigenen Wohnung stand sie einem Geschöpf gegenüber, mit dem sie sich sogar unterhielt.
Das wollte ihr nicht in den Kopf, das war die eine verfluchte Barriere.
»Du bist irritiert, kleine Donna. Verständlich, wenn man nicht an die Wiedergeburt glaubt.«
»Ich weiß, daß es sie gibt. Das behaupten jedenfalls die Menschen, die sich damit auseinandersetzen. Ja, es gibt sie, das weiß ich sehr genau.« Ihr Arm schnellte vor, ohne daß sie es wollte. »Aber nicht so wie bei dir. Es gibt andere Wiedergeburten, deine hat damit nichts zu tun, das kann nicht so sein.«
Er lachte röhrend. »Warum
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