1033 - Schlangenfluch
wir gewohnt. Mich wurmte nur ein wenig, daß wir uns nicht um die Mordfälle kümmern konnten. Professor Denning würde sicherlich enttäuscht sein, doch Jane Collins war jetzt wichtiger. Sie hatte sich schon oft in der Klemme befunden. Es lag nicht einmal lange zurück, da hatte ich sie aus einem Keller in einem alten Inselhaus in Schottland befreien müssen. Da war alles glatt über die Bühne gelaufen. Es besagte nur nicht, daß es immer so laufen mußte. Deshalb wuchsen unsere Sorgen. Zudem hatte Jane die Eigenschaft, immer in ein Wespennest zu stechen. Mochte der Fall noch so harmlos aussehen oder beginnen. Er hatte sich oft genug zu einem regelrechten Brand entwickelt.
Nachdem die Innenstadt hinter uns lag, kamen wir besser durch.
Nach Norden führte der Weg. Über die Ausfallstraße, die A 10 hinweg. Vorbei an Islington in Richtung Haringey, wo dieser Peter Gilmore wohnen sollte. Eine genaue Adresse kannten wir nicht, denn sie hatte uns auch Lady Sarah nicht mitteilen können.
Haringey war nicht groß, aber es war auch kein Dorf. Und so würden wir schon Mühe haben, diesen Gilmore zu finden. Bei den Kollegen von der uniformierten Polizei erkundigten wir uns schließlich.
Die beiden Männer, die Dienst hatten, schauten erst unsere Ausweise und danach uns erstaunt an.
»Schon wieder?« fragten sie wie aus einem Mund.
»Wieso? Gab es schon jemand, der…«
»Ja, gestern. Eine Frau.«
»Blond?« Ich beschrieb Jane.
Beide grinsten. »Das trifft genau zu. Diese Lady war verdammt hübsch.« Wir erfuhren, was Jane gesagt worden war und horchten dann auf, als die beiden Polizisten ein anderes Thema anschnitten.
»Sind Sie auch wegen der Morde gekommen?«
Suko und ich schauten uns an. »Wegen welcher Morde?« fragte mein Freund vorsichtig.
»Es hat doch die fünf Toten durch die Schlangenbisse gegeben.«
Wir sagten nichts. Zunächst nicht. Aber es war uns anzusehen, daß wir uns veränderten, denn die Blicke der Kollegen sprachen Bände. Wir erfuhren in den folgenden Minuten, daß es in der Welt tatsächlich Zufälle oder Schicksale gibt, an denen man als Mensch einfach nicht vorbeikommt. Wir konnten nur die Köpfe schütteln und staunen, obwohl wir mit einem gewissen Nachdenken selbst darauf hätten kommen müssen, denn die Toten waren in dieser Umgebung gefunden worden. Nur hatten wir daran nicht mehr gedacht und uns vielmehr in Gedanken mit Jane Collins beschäftigt.
»Sie sagen nichts?« fragte der jüngere Kollege.
»Nein, wir sind sprachlos«, erwiderte ich und hatte damit nicht einmal gelogen. »Aber Sie könnten uns einen Gefallen tun und uns erklären, wie wir zu diesem Peter Gilmore kommen.«
Er war tatsächlich bekannt. Vielleicht weil er so einsam lebte und seinen Bungalow auf einen flachen Hügel gebaut hatte, damit er sich aus der Umgebung hervorhob.
»Kennen Sie die Gründe, weshalb er das Haus so gebaut hat?« erkundigte ich mich. »Ich meine, das macht man nicht aus einer Laune heraus. Dabei denkt man sich etwas.«
Da konnten uns die Kollegen auch nicht helfen. Was sie allerdings berichtet hatten, war schon mehr gewesen, als wir erwartet hatten.
Dementsprechend fiel auch unser Dank an die Kollegen aus, die sich darüber nur wundern konnten.
Sie hatten uns den Weg erklärt. Wir brauchten kaum fünf Kilometer zu fahren, um das Ziel zu erreichen. Noch immer schüttelte ich den Kopf, weil ich damit nicht zurechtkam. Suko meinte dazu nur:
»Nimm es einfach als Glücksfall hin.«
»Das werde ich auch.«
Hinter uns blieben die Häuser von Haringey zurück. Vor uns lag flaches Gelände, sehr ländlich wirkend durch seine Wiesen und flachen Felder. Es waren auch Häuser zu sehen. Sie allerdings hatten sich von der Bauweise her der Umgebung angeglichen. Sie wirkten mehr ländlich und bäuerlich. Einige von ihnen waren von Mauern umgeben, die sie gegen den Wind schützten.
Auf einem schmalen Weg rollten wir schließlich dem Haus des Peter Gilmore entgegen. Allerdings nicht bis dorthin, denn unterwegs trat ich auf die Bremse.
Suko hatte zur anderen Seite geschaut, um etwas von der Umgebung aufzunehmen, als er sah, daß ich meinen Arm gehoben hatte und aus dem Seitenfenster deutete.
»Das ist Janes Golf!«
Suko sagte zuerst nichts. Er stieg aus, ging um den Wagen herum und schaute hinein. Als er zurückkam, hob er die Schultern. »Keine Spur von Gewaltanwendung.«
»Gut. Aber sie ist hier.«
»Oder war hier.« Mein Freund stieg nicht wieder ein, und auch ich verließ den Wagen. In
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