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1035 - Die Totenkammer

1035 - Die Totenkammer

Titel: 1035 - Die Totenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kenntnisse der Planeten-Philosophie sollten sie wieder erwecken. Sie würde dann aus dem Sarg steigen, sie würde ihn anschauen, und ihr Blick würde sich verändert haben.
    Fünf andere für sie!
    »Wir schaffen es, Liebes«, flüsterte Levine. »Wir schaffen es, glaube mir!« Er hatte zunächst leise gesprochen, sich dabei allerdings aufgeregt, so daß die nächsten Worte immer heftiger über seine Lippen gedrungen waren.
    Er war nicht mehr zu halten. Er war wie im Rausch. In den Augen leuchtete ein wahnsinniger Wille, als er den Kopf noch tiefer senkte.
    Dann küßte er die Tote!
    Seine Lippen berührten zuerst die Haut an der kalten Stirn. Er schmeckte die Öle und Essenzen, mit denen er den Körper einbalsamiert hatte. Er wußte, daß sie äußerst wichtig waren. Sie sorgten für den Kreislauf, und sie stellten auch die Verbindung zu den Planeten her, die so ungemein wichtig waren.
    Seine Lippen wanderten weiter. Von der Stirn her nach unten, berührten sie die Nase, tupften gegen die Spitze und glitten über die Oberlippe hinweg.
    Kalte Lippen, die sich erst dann bewegten, als sie den Druck der anderen spürten. Da öffneten sie sich leicht, und der Professor spürte den fremden Geschmack.
    Er war ihm nicht unangenehm. Die Lippen schmeckten nicht nach verwesendem Fleisch, und sie rissen auch nicht auf, als er seinen Mund darüber hinweg bewegte.
    Er küßte erst zärtlich. Danach härter. Dann intensiv. Und er schaffte es trotzdem, daß aus seinem eigenen Mund ein tiefes, schon wollüstiges Stöhnen drang.
    Der Professor war völlig weg. Tristan Levine erlebte eine Zeit, in der die Umgebung für ihn nicht mehr existent war. Es gab nur ihn und seine heißgeliebte tote Frau.
    Er ließ seine Lippen auf dem Mund der Leiche. Tristan Levine atmete nur flach und durch die Nase. Er wünschte sich, überhaupt nicht atmen zu müssen und in den gleichen Zustand hineinzugleiten wie es bei seiner Frau geschehen war.
    Marita war tot. Er aber wollte es nicht wahrhaben. Er suchte immer nach der letzten Spur von Leben. Er hatte die fünf Frauen hergeholt. Bald würden sich die Dinge verändern. Die Opfer waren gebracht. Jetzt kam es nur darauf an, daß sich die Dinge veränderten.
    Aber er war kein Prinz, und seine Frau war auch nicht das Dornröschen. Er küßte keine Person wach, denn Marita schlief nicht. Sie war leider tot.
    Dieses letzte Wort brandete durch seinen Kopf. Es wollte einfach nicht weichen und glich schon einer Folter, die es ausschließlich auf ihn abgesehen hatte.
    Tiefsitzende Ängste schoben sich wieder in sein Bewußtsein hinein. Plötzlich begann er an sich zu zweifeln. Hatte er alles richtig gemacht? Waren die Dinge so gelaufen, wie er sie sich gewünscht hatte? Wurden die anderen fünf Toten wirklich ausreichen, um die Kraft des Planeten in Bewegung zu setzen?
    Tristan Levin richtete sich auf. Sein Gesicht war um den Mund herum verzerrt. Er wischte über seine Lippen. In den Augen lag ein unsicherer Ausdruck. Sein Atem ging stoßweise. Er kam sich vor wie jemand, der auf einer schwankenden Platte kniete und sie nicht in Ruhestellung bekam, weil das Wasser unter ihr einfach zu unruhig war.
    Angst legte sich wie eine unsichtbare Klammer um sein Herz. Die Umgebung kam ihm jetzt düsterer vor. Das Licht der Kerzenflammen war von der Dunkelheit beherrscht und nicht umgekehrt.
    Schweiß lag auf seiner Stirn. Er atmete. Bei jedem Einsaugen der Luft schien Feuer mit in seine Lugen zu strömen.
    Tristan Levin erhob sich. Dabei mußte er sich auf dem Sargrand abstützen, so schwach war er geworden. Als hätte ihm die Tote einen Teil seines Lebens und der Kraft genommen.
    Ruhig und trotzdem zitternd blieb er stehen. Es war ein innerliches Zittern. Er konnte es selbst nicht unter Kontrolle bekommen. Es wurde von anderen Dingen diktiert. Von seiner Psyche und seinen Ahnungen, die immer düsterer wurden.
    Er sah sich selbst als Mittelpunkt und war umgeben von zahlreichen Feinden. Etwas kam auf ihn zu. Etwas braute sich zusammen.
    Er konnte nur nicht sagen, was es war.
    Die innere Unruhe verschwand nicht. Sie klebte förmlich an seiner Seele fest, und sein gewaltiger Schrei zerriß die Stille im Keller.
    Levine brüllte die Decke an. Er schrie seine Not hinaus und hätte beinahe mit den rudernden Armen die beiden Kerzen am Fußende des Sargs umgerissen.
    Den Hauch der Flammen bekam er noch mit, so nahe waren seine Hände am Feuer vorbeigehuscht. Die Finger zuckten zurück. Er selbst drängte sich bis gegen die Wand

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