1047 - Sklaven der Superintelligenz
Tolot mit ungewöhnlich leiser Stimme. „Ich nehme es dir nicht übel. Mir ist nichts passiert."
„Es tut mir leid", erwiderte Tosen mühsam.
Der Haluter lachte.
„Warum denn?" fragte er. „Du wolltest einen Seth-Apophis-Agenten unschädlich machen. Ich würde genauso handeln wie du."
Seine Worte trafen Bruke Tosen wie Hammerschläge. Er begann am ganzen Körper zu zittern.
„Nein", stammelte er. „Nein, das darfst du nicht. Wir dürfen uns nicht gegenseitig umbringen."
Jetzt erst erkannte der Haluter, was er gesagt hatte. Er lachte dröhnend.
„Nicht doch", rief er mit der für ihn üblichen Stimmgewalt. „Ich käme nicht auf den Gedanken, dir etwas zu tun."
„Das ist auch nicht gerade ein Kompliment", flüsterte Tosen, zugleich aber war er froh darüber, daß der Koloß ihn als ungefährlich ansah und es nicht für notwendig hielt, ihn umzubringen.
„Wir müssen tatsächlich etwas unternehmen", erklärte Icho Tolot. „Wir werden versuchen, zur Erde zurückzufliegen."
„Das ist der einzige Weg", erwiderte der Verletzte, der sich so schwach fühlte, daß er nicht das Verlangen hatte, das Antigravbett zu verlassen. Ihn beruhigte vor allem, daß Icho Tolot offensichtlich geistig frei war und nicht unter dem Einfluß der Superintelligenz stand.
Der Haluter ging zur Tür.
„Warte hier", sagte er. „Ich gehe in die Zentrale und ändere den Kurs. Wir kehren zurück."
Kaum waren diese Worte über seine Lippen gekommen, als er erstarrte.
Bruke Tosen warf sich herum. Sein Gesicht wurde ausdruckslos.
„Nein. Wir kehren nicht um", verkündete Icho Tolot mit gedämpfter Stimme. „Hörst du es?"
„Ein Befehl. Wir haben ein neues Ziel", stieß Tosen ruckartig hervor. Er schien sich jedes einzelne Wort abquälen zu müssen.
„Wir sollen das Raumschiff in den Leerraum bringen."
„Bis in die Nähe der Hundertsonnenwelt", ergänzte Tosen.
Beide unterlagen dem geistigen Befehl von Seth-Apophis, und keiner von ihnen war in der Lage, Widerstand zu leisten. Die Zeit, in der Icho Tolot noch gegen die unsichtbare Macht ankämpfte, die ihn beherrschte, war vorbei. Er hatte mittlerweile ebenso verloren wie Bruke Tosen.
Als er das Krankenzimmer verließ, glitt der Verletzte aus dem Antigravfeld und folgte ihm. Er stand unter dem Einfluß von schmerzlindernden Medikamenten. Seine verbrannten Hautpartien wurden von Regenerationspräparaten abgedeckt, so daß der Heilungsprozeß nicht unterbrochen wurde. Normalerweise hätte Tosen sich wieder angekleidet, jetzt aber wurde er sich dessen nicht bewußt, daß er nackt war.
In dieser Phase dachte keiner der beiden Seth-Apophis-Agenten darüber nach, was geschehen war. Sie bildeten eine Einheit, für die es nichts anderes gab, als konsequente Zusammenarbeit. Streitigkeiten waren ausgeschlossen. Seth-Apophis ging kein Risiko ein, indem sie nur einen der beiden für sich aktivierte.
Bruke Tosen ging mit dem Haluter in die Hauptleitzentrale, obwohl er nichts tun konnte.
Er stand lediglich in der Nähe des vierarmigen Riesen und sah tatenlos zu, wie dieser das Raumschiff auf einen anderen Kurs brachte.
Icho Tolot lenkte das Raumschiff über die Randzone der Galaxis hinaus in den sternenlosen Leerraum hinein.
Mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit näherten sich die beiden Seth-Apophis-Agenten dem Handelsbasar Rostock.
„Weißt du, was das zu bedeuten hat?" fragte Tosen, als der Haluter das Schiff wieder dem Autopiloten überließ.
„Ich habe keine Ahnung."
„Das DEPOT liegt nicht in der Nähe der Hundertsonnenwelt."
„Ich habe zur Zeit nicht das Bedürfnis, zum DEPOT zu fliegen. Ich folge dem Befehl.
Seth-Apophis weiß, was wir an unserem Ziel zu tun haben."
*
Im Handelsbasar Rostock versuchten die Mutanten und die Wissenschaftler weiterhin, sich mit Tascerbill zu verständigen.
Nachdem John Crawl seine persönlichen Schwierigkeiten überwunden hatte, konzentrierte er sich ausschließlich auf seine Arbeit. Er war froh, daß man ihn hinzugezogen hatte, weil die Beschäftigung mit Tascerbill eine angenehme Unterbrechung der Routinearbeiten für ihn war. Lieber allerdings wäre es ihm gewesen, wenn er allein und unabhängig von den anderen hätte arbeiten können.
Auch die anderen Mitglieder des wissenschaftlichen Teams, zu dem er gehörte, nutzten alle Erfahrungen, die im Laufe der vergangenen Jahrhunderte bei der Begegnung mit fremden Intelligenzen gesammelt worden waren. Gucky und Fellmer Lloyd unterstützten sie, indem sie den Gefangenen
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